Frage an Rainer Erdel von Roland F. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Erdel,
um den Zusammenhang besser zu verstehen habe ich mich auf diese vier einfachen Fragen beschränkt wobei mir die erste und zweite am wichtigsten erscheint.
1.Warum leihen Regierungen das Geld von Privaten Banken gegen Zinsen,wenn sie das Geld, das sie benötigen,genauso-gut selbst-und Zinsfrei-erstellen Könnten?
2.Wieso überhaupt Geld als Schuld generieren wieso nicht Geld Schaffen, das ständig umläuft und nicht fortwährend gegen Zinsen erneut geliehen werden muss um überhaupt zu Existieren?
3.Wie kann ein Geldsystem, das nur unter andauernd beschleunigtem Wachstum Funktioniert, genutzt werden, um eine Nachhaltige Wirtschaft zu schaffen?
Ist es denn nicht einleuchtend das andauernd beschleunigtes Wachstum und Nachhaltigkeit inkompatibel sind ?
4.Warum ist unser Jetziges System vollständig abhängig von andauernden Wachstum? Was muss geändert werden, um die Entstehung einer Nachhaltigen Wirtschaft zu ermöglichen?
Sehr geehrter Herr Frühwirth,
vielen Dank für Ihre Fragen, die ich gerne beantworte.
Zu Ihren ersten beiden Fragen: Wenn die Staaten dieser Welt bei Bedarf einfach selbst Geld drucken würden und somit das Geldangebot unkontrolliert im Verhältnis zum Warenangebot steigt, zöge das Inflation nach sich. Eine starke Inflation bedeutet eine Abwertung des Geldes, die vor allem die Kaufkraft der Bürgerinnen und Bürgern schwächt und damit einhergehend zu einem erheblichen Wohlstandsschwund führt.
Die Hauptaufgabe der Europäischen Zentralbank (EZB) besteht deshalb darin, das Preisniveau stabil zu halten, also Inflation zu verhindern. Die EZB wurde so konstruiert , dass sie gegen Einflussnahme jeglicher Art abgeschirmt ist, die der Erreichung ihres primären Ziels abträglich wäre. Eine unabhängige Zentralbank ist nicht nur besser in der Lage, das zentrale Ziel der Preisstabilität zu verfolgen, sondern in den Augen der Öffentlichkeit auch glaubwürdiger als eine Zentralbank, die den Weisungen einer Regierung unterliegt. Die Bestimmung in Artikel 123 AEUV (ex-Artikel 101 EGV ), untersagt deshalb die Gewährung von Krediten an den öffentlichen Sektor.
Das zweite Thema, dass Sie mit Ihren Fragen 3 und 4 angesprochen haben, ist die Verbindung von Geldsystem und nachhaltigem Wirtschaften. Im Gegensatz zu Ihnen bin ich der Meinung, dass zum einen Wirtschaftswachstum sehr wohl nachhaltig sein kann und zum anderen das bestehende Geldsystem die notwendige Grundlage für den Fortschritt zum nachhaltigen Wachstum bildet.
In der Wirtschaft geht es immer darum, mit möglichst geringen Mitteln eine möglichst hohe Wertschöpfung zu erzielen. So steigt zum Beispiel mit der zunehmenden Verknappung und Verteuerung fossiler Energieträger die Notwendigkeit, sparsam und effizient mit ihnen umzugehen oder auf nachhaltige, regenerative Energieträger umzusteigen.
Die notwendige Grundlage für diesen Wandel sind vor allem monetäre Investitionen, die mit der Erwartung auf eine bestimmte Rendite getätigt werden. Kommt es allerdings Jahr für Jahr zu einer hohen Inflationsrate, also einer Abwertung der Währung, so wird die erzielte Rendite durch das steigende Preisniveau wieder egalisiert. Das heißt die Investition führt nicht oder nur einem geringen Maße als erwartet zu einer Mehrung des privaten Wohlstands und damit sinkt die Bereitschaft, sie zu tätigen. Stattdessen könnte die Bereitschaft steigen, das Geld in eine stabile Fremdwährung zu tauschen, um so das Ersparte vor der Entwertung zu schützen.
Ich hoffe Ihre Fragen beantwortet zu haben und verbleibe mit freundlichen Grüßen
Ihr
Rainer Erdel