Frage an Petra Kleine von christian m. bezüglich Frauen
Sehr geehrte Frau Kleine
die Gleichberechtigung der Frau kann als weitgehend verwirklicht angesehen werden. Woran es jedoch völlig mangelt und was daher in den nächsten Jahren an Bedeutung immens zunehmen wird, ist die Gleichberechtigung des Mannes. Die ist dringend notwendig, denn Männer werden heutzutage in vielen Bereichen benachteiligt:
schon im Schulbereich konzentriert sich die Förderung weitgehend auf Mädchen, hier vor allem auf die Fächer Mathematik/Naturwissenschaften. Obwohl Jungen in ihren Schulleistungen immer mehr hinter den Mädchen zurückfallen und schon daher einer verstärkten Förderung bedürften, wird für sie kaum etwas getan. Maßnahmen der Politik zur Behebung der personellen Schieflage im Primarbereich (eine Männerquote für männliche Erzieher und Grundschullehrer) lassen bislang auf sich warten.
nur Männer müssen zum Wehr-/Zivildienst, Frauen dürfen zur Bundeswehr. Obwohl die Wehrpflicht im Prinzip gegen den Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes verstößt, wird sie nach wie vor nicht abgeschafft.
das geltende Scheidungs-, Unterhalts- und Familienrecht benachteiligt Männer, vor allem Väter, in eklatanter Weise. Schon mehrfach ist die Bundesrepublik vom Europäischen Gerichtshof verklagt worden, weil dieser die Menschenrechte der betroffenen Männer verletzt sah. Geschehen ist bislang nichts, diesem Zustand abzuhelfen.
es gibt zwar einen Frauen-, aber keinen Männer-Gesundheitsbericht, und das, obwohl Männer im Schnitt sechs Jahre früher sterben als Frauen. Die Forschungsausgaben für Brustkrebs liegen um ein Vielfaches über denjenigen für Prostata- und Hodenkrebs; in den Genuss einer Hautkrebs-Vorsorgeuntersuchung kommen Frauen 15 Jahre eher als Männer.
Dies sind nur einige Beispiele, die aufzeigen, wie sehr es Not tut, dass die Politik mehr für Männer unternimmt. Wie weit ist das Bewusstsein für die Probleme von Männern bei Ihnen? Was gedenken Sie, was gedenkt Ihre Partei konkret zu unternehmen, um die oben genannten Missstände
Sehr geehrter Herr Maurer,
gerne antworte ich auf ihre Vorschläge und Fragen zum Thema Gleichberechtigung auch für Männer.
Es wird sie nicht erstaunen, dass ich ihrer Grundaussage Frauen sind schon gleichberechtigt schon wiedersprechen muß. Frauen haben noch immer keinen gleichberechtigten Zugang zum Arbeitsnmarkt, insbesondere in höheren Positionen sind sie unterrepräsentiert. WQenn sie dann in Führungspositionen sind, beleiben sie, ganz im Gegensatz zu Ihren männlichen Kollegen – kinderlos. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gerät immer noch vor allem Frauen und Alleinerziehenden (Männern und Frauen!) zum Nachteil. Dies rein statistisch.
Für gleichwertige Arbeit bekommen Frauen immer noch weniger Lohn als Männer.
Dies mal rein statistisch gesehen.
Bei der Wehrpflicht gebe ich Ihnen recht: Ich habe es immer als Ungerechtigkeit empfunden, dass Männer zum Bund oder Ersatzdienst müssen und Frauen nicht müssen, aber eben auch nicht durften. Den Männern hat die Wehrpflichtzeit im Berufsleben erstaunlicherweise jedoch kaum Nachteile gebracht – anders als Kinderpausen in weiblichen Biographien oft als Bruch gewertet wurden. Wir Grünen treten übrigens für die Abschaffung der Wehrpflicht ein, auch aus diesem Grund.
Zur Männergesundheit: die Frauengesundheitszentren, Gelder für Frauenforschung etc, sind ein Ergebnis jahre-, jahrzehntelanger Kämpfe von Frauen um Gleichbehandlung. Dies gilt sowohl für die Geschichtswissenschaft als auch alle anderen Bereiche – bis hin zur Medizin. Warum die Männerbewegung – oder die richtiger der Umstand, dass die Männer immer die Mehrheit für ihre Wünsche hätten/gehabt hätten und offensichtlich in diesem Bereich gemeinschaftlich nichts erreichen wollten – hier Ihre Prioritäten nicht gesetzt haben – dass müssen Sie tatsächlich diese Entscheidungsträger fragen.
Doch auchmal positiv gesprochen: Ich arbeite viel in der Jugendarbeit und unterstütze sehr stark die Bedürfnisse von Jungen. Ich sehe auch den starken Leistungsdruck, der auf den Jungen liegt: sie werden immer noch als die gesehen, die im Zweifelsfall die „Familie“ ernähren müssen.
Auch die Väterbewegung als solch empfinde ich als sehr positiv und unterstütze gerne Forderungen wie Flexible Arbeitsplätze und Erziehungsurlaube, Teilzeitarbeit auch für Männer.
Zuletzt die Erzieherquote: Ihnen ist wohl gar nicht bewusst: jeder ausgebildete Erzieher wird mit Kusshand genommen, jeder Jugendliche der Erzieher werden will, kann dies und hat bei fachlicher Qualifikation auch wesentlich größere Chancen eingestellt zu werden – ich habe lange im Bereich Kindertagesstätten gearbeitet und weiß das mit 100%iger Sicherheit.
Umgekehrt ist es so: Frauen haben immer wieder gegen Vorurteile und Zugangsschranken zu kämpfen in Jobs, die als männerdominiert gelten. Sie können also oft nicht, auch wenn sie wollen und die Qualifikation haben. Die Frage bei Bewerbungen „wie wollen sie denn die Familie mit diesem Job vereinbaren“ wird übrigens Frauen und niemals Männern gestellt.
In diesem Sinne wünsche ich uns beiden Gleiche Rechte, gleiche Pfloichten, gleiche Chancen für Männer und Frauen in der Wirtschaft und im Familienleben.
Mit grünen Grüßen
Petra Kleine