Frage an Petra Bierwirth von Wiebke D. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrte Frau Bierwirth,
Ich würde gerne von Ihnen wissen, wie sie zum Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft stehen. Dies ist schließlich ein Thema, welches ja gerade in Ihrem Wahlkreis sehr aktuell ist und vielen Betroffenen (Bio- und konventionellen Landwirten, Hobbygärtnern und sogenannten Verbrauchern)große Sorgen bereitet.
Leider sehe ich aus der Liste der unbeantworteten Fragen, dass Sie es anscheinend nicht für nötog halten, mit ihren potenziellen WählerInnen in direkten Dialog zu treten. Umso mehr würde ich mich über Ihre Antwort freuen.
Mit freundlichen Grüßen,
Wiebke Deeken
Sehr geehrte Frau Wiebke,
Ihre Frage möchte ich wie folgt beantworten.
Im vergangenen Jahr wuchs die globale Anbaufläche für Gentechnikpflanzen um 20 % auf ca. 81 Mio. Hektar. Davon befinden sich die größten Anbauflächen in den USA, aber auch immer mehr Entwicklungsländer setzen auf den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen. In Europa sind nennenswerte Anbauflächen lediglich in Spanien und Rumänien zu verzeichnen.
Der Hauptgrund für den geringen Umfang des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen vor allem auch in Deutschland sind die Akzeptanzprobleme in der Bevölkerung. Neue Technologien und innovative Produkte sind nur dann am Markt erfolgreich, wenn sie von einer breiten Bevölkerungsschicht angenommen werden. Dies ist bei der „Grünen Gentechnik“ noch nicht der Fall. Es ist daher erforderlich, die dazu geführten Diskussionen durch Aufklärung über die wissenschaftlichen Grundlagen und Fakten zu versachlichen. Dazu gehört, dass über die Chancen, die die „Grüne Gentechnik“ zweifellos auch für unser Land zu bieten hat, klar und offen diskutiert wird. Auf der anderen Seite müssen aber auch Risiken, sofern es sie gibt, benannt und abgewogen werden. Es darf nicht sein, dass ohne exakte Kenntnis der Risiken Veränderungen an den Grundlagen unserer Lebensmittel vorgenommen werden, die später nicht zurück zu nehmen sind.
In diesem Sinne haben wir die auf der europäischen Ebene geltenden Richtlinien in ein Gesetz zur Neuordnung der Gentechnik für Deutschland umgesetzt. Wir setzen dabei auf eine Linie der Vernunft. Kernpunkte des von der SPD-geführten Regierung beschlossenen Gesetzes sind:
§ Die Verbraucher haben auch in Zukunft beim Einkauf die Wahlfreiheit zwischen Produkten ohne Gentechnik und solchen mit Gentechnik.
§ Gentechnikfreie Pflanzen und gentechnikveränderte Organismen (GVO) müssen nebeneinander existieren können (Koexistenz). Die Wahlfreiheit für Landwirte, das eine oder das andere anbauen zu können, ist sichergestellt.
§ Freisetzungen und Anbau von GVO werden transparent. Die gentechnische Forschung und Entwicklung erhält die große Chance, das Vertrauen der Verbraucher zu gewinnen und so einen Markt für gentechnisch veränderte Lebensmittel zu schaffen. Letztendlich entscheidet aber der Verbraucher.
§ Naturschutzgebiete unterliegen einer besonderen Sorgfaltspflicht hinsichtlich des unbeabsichtigten Eintrags von gentechnikveränderten Organismen.
Letztlich müssen die Verbraucherinnen und Verbraucher entscheiden (können), ob sie Produkte mit genveränderten Inhaltsstoffen kaufen möchten oder nicht. Nur wenn sie es akzeptieren, kann daraus ein Zukunftsmarkt in Deutschland und Europa .
Mit freundlichem Gruß
Petra Bierwirth