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Peter Wichtel
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Frage von Rüdiger G. •

Frage an Peter Wichtel von Rüdiger G. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Wichtel,

in der aktuellen Debatte über den Fachkräftemangel wird über das Potential älterer Arbeitsloser Fachkräfte überhaupt nicht gesprochen.

Eine Zuwanderung nach einem Punkte System wie in z.b. in Kanada kann aber nur dann erfolgen wenn in der Wirtschaft auch endlich die Entlassung älterer Mitarbeiter und deren Ersatz durch jüngere aufhört (Alt und teuer raus, Jung und billig rein).

Falls ein Kontingent an Zuwanderung für eine bestimmte Qualifikation eröffnet wird, dann muss auch ein Budget aus der Wirtschaft und der Bundesanstalt für Arbeit für die Qualifizierung von Arbeitnehmern, die älter als 55 Jahre sind, bereitgestellt werden.

Das Ziel muss dann sein das 60% der inländischen Fachkräfte im Alter zwischen 55 und 65 beschäftigt sind.

Was ist Ihre Meinung zu meinen Forderungen?

Mit freundlichen Grüßen
Rüdiger Gruhle

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Gruhle,

haben Sie vielen Dank für Ihre Anfrage bezüglich der Debatte um einen Fachkräftemangel, die mich über das Portal abgeordnetenwatch.de erreicht hat. Gerne gehe ich im Folgenden auf den Sachverhalt ein.

Zunächst bin ich überaus erfreut, dass wir nicht zuletzt durch das Engagement der Bundesregierung im Feld der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik erstmals seit 18 Jahren wieder weniger als 3 Millionen Erwerbslose in Deutschland verzeichnen können. Dieser historische Erfolg bestätigt die Koalitionsparteien in ihrer Arbeit und ermutigt uns, die vielfältigen beschäftigungspolitischen Zielsetzungen weiter konsequent und nachhaltig zu verfolgen. Der von Ihnen angesprochene Fachkräftemangel, den ich allerdings nicht flächendeckend sondern nur in vereinzelten Branchen sehe, ist eines der Themengebiete, die uns vor diesem Hintergrund beschäftigen.

Zunächst stimme ich mit Ihnen überein, dass das Potential älterer Fachkräfte nicht ungeachtet bleiben und aktiv in die Lösungsfindung bezüglich des Fachkräftemangels einbezogen werden sollte. Dementsprechend ist es überaus erfreulich, dass ältere Arbeitnehmer schon heute deutlich bessere Beschäftigungschancen als in den vergangenen Jahren haben. Die Bundesagentur für Arbeit bestätigt, dass gegenwärtig 3,6 Millionen Menschen im Alter zwischen 55 und 64 am Erwerbsleben teilnehmen, was einem Anwachsen um 800.000 älterer Beschäftigter in den letzten 10 Jahren entspricht. Auch weitere Zahlen belegen, dass die Beschäftigungsquote älterer Arbeitnehmer sich überaus positiv entwickelt hat. Waren im Jahr 1999 noch 950.000 ältere Arbeitnehmer ohne Arbeit, hat sich diese Zahl in einem Jahrzehnt mit nun 496.000 halbiert. Die Statistiken belegen, dass wir das vorhandene Potential älterer Arbeitskräfte durchaus zu nutzen wissen. Dennoch gilt es natürlich, diese Entwicklung konsequent fortzusetzen.

Ich teile zudem Ihre Ansicht, dass es vor dem Hintergrund eines möglichen branchenspezifischen Fachkräftemangels angemessen wäre, vor einer gezielten Einwanderungspolitik zunächst auf bereits qualifizierte Arbeitskräfte zurückzugreifen. Zahlreiche gegenwärtig erwerbslose Arbeitnehmer, insbesondere ältere Fachkräfte, sind hochqualifiziert und können ihr Potential nicht einbringen. Auch die Möglichkeit, beschäftigungslose Arbeitnehmer auf bestimmte Fachaufgaben hin zu qualifizieren, muss zunächst vollständig ausgeschöpft werden. Erst im Anschluss an diesen Prozess sollte eine gezielte Einwanderungspolitik für hochqualifizierte Fachkräfte installiert werden. So können wir uns den beschäftigungspolitischen Herausforderungen mit einer Kombination aus der Nutzung bereits vorhandenen Potentials und dem Zuzug von Fachkräften nachhaltig stellen und den Arbeitsmarkt der Zukunft prägen und gestalten.

Ich hoffe, dass meine Ausführungen hilfreich für Sie waren und verbleibe

mit freundlichen Grüßen

Peter Wichtel