Frage an Peter Weispfenning von Peter K. bezüglich Wirtschaft
Lieber Herr Weispfenning!
Im letzten Jahr sind die letzten deutschen Steinkohlenbergwerke in Bottrop und Ibbenbüren geschlossen worden. Die RAG behauptet, dass die Stillegung des Steinkohlebergbaus sozialverträglich abgewickelt wurde, nach der Losung: "Keiner fällt ins Bergfreie!" Was halten Sie davon?
Mit freundlichen Grüßen
Peter Klusmann
Hallo Herr Klusmann,
die angeblich „sozialverträgliche Stilllegung“ des Bergbaus in Deutschland ist ein Mythos, der sorgsam gepflegt wird. In Wahrheit wurden zigtausende Kumpel „krankheitsbedingt“ gekündigt, weil die RAG/DSK keine Schonarbeitsplätze mehr zur Verfügung stellte. Wer nach Jahren harter Arbeit unter Tage früher z.B. in der Lampenstube untergekommen wäre, wurde einfach entlassen. Ich habe solche Bergmänner selbst anwaltlich vertreten.
Die 600.000 vernichteten Arbeitsplätze fehlen uns heute noch, besonders der Jugend. Es hat doch einen tieferen Grund, warum viele Ruhrgebietsstädte wie Herne oder Gelsenkirchen immer noch ganz oben stehen in der Arbeitslosenstatistik. Die liegt hier heute höher als in vielen ostdeutschen Regionen.
Und jetzt droht die RAG ganz offen den verbliebenen sog. Nicht-APG Berechtigten auf dem Bergwerk Prosper mit betriebsbedingten Kündigungen. Die Verfahren zur Zustimmung zur Kündigung beim LWL sind z.B. für 71 Beschäftigte mit Bergmannsversorgungsschein bereits eingeleitet. In den Dokumenten von RAG und Betriebsrat heißt es ausdrücklich (!), dass jetzt Kumpel „ins Bergfreie“ fallen.
Ich bin bis heute strikt gegen die Schließung des Steinkohlebergbaus. Hätten die Kumpels nicht 1997 sieben Tage selbständig gestreikt, wäre der Bergbau schon zehn Jahre früher dicht gemacht worden. Auf diese kämpferische Tradition sollte man sich heute wieder besinnen.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Weispfenning