Frage an Peter Weispfenning von Gustav B. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Weispfennig,
in einer ihrer Antworten beschreiben sie als ein Ziel der Politik ihrer Partei die "Solidarität mit dem Befreiungskampf der Völker für soziale und nationale Befreiung!"
dazu habe ich einige kleine Fragen eher theorethischer Natur.
Ihre Partei bezeichnet sich als kommunistisch. das finde ich in Ordnung, mit dem Gedanken des Kommunismus kann ich mch auch identifizieren auch wenn meine Fahne eher schwarz ist als rot und ich Kropotkin angenehmer im Denken finde als Lenin. Der Kommunismus ist die Utopie der klassenlosen Gesellschaft also der Gesellschaft ohne ökonomische, soziale oder sonstige Unterdrückung von Menschen durch andere Menschen, Institutionen oder Strukturen. Folglich ist die Kommunistische Gesellschaft eine Gesellschaft ohne Herrschaft denn Herrschaft ist immer Unterdrückung. Eine andere Form der Institutionalisierten Unterdrückung ist die des völkischen Denkens. Menschen werden wegen ihrer abstammung verschiedenen "Völkern" zugerechnet und damit begrenzten Landgebieten; so genannten "Nationen" zugeordnet. Der völkische nationalismus ist die konsequenz aus diesem Denken.
Das war nun die Einleitung zu meinen Fragen.
1. Warum verwendet die MLPD Termini wie "Völker" und "nationale Befreiung", wenn das doch eindeutig rechtsradikale begrifflichkeiten sind? (Nazikameradschaften und NPD etc. beziehen sich schließlich auch darauf)
2. Was bedeutet "nationale Befreiung"? Wer legitimiert die entstehenden "Nationen"? Die Mehrheit des "Volkes"? die Angehörigen der Arbeiter*innenklasse in diesem "Volk"? die Privilegierten auf dieser Welt?
mit freundlichen Grüßen
Gustav Berger
Hoch die antinationale Solidarität!
Sehr geehrter Herr Berger,
danke für ihre Fragen.
Zu 1. „Warum verwendet die MLPD Termini wie "Völker" und "nationale Befreiung", wenn das doch eindeutig rechtsradikale begrifflichkeiten sind? (Nazikameradschaften und NPD etc. beziehen sich schließlich auch darauf)“
Die Entstehung von Nationen – die von „Völkern“ getragen werden - war zunächst ein fortschrittlicher Prozess im gesellschaftlichen Kampf zur Überwindung des rückschrittlichen Feudalismus.
Mit der Herausbildung des Imperialismus veränderte sich das Bild; es entstanden unterdrückende und unterdrückte Nationen. Der bürgerliche Nationalismus in Ländern wie in Deutschland wurde mehr und mehr offen reaktionär. Der antiimperialistische Kampf der unterdrückten Völker und Nationen war dagegen zeitweise sogar das hervorstechendste Merkmal im internationalen Klassenkampf, denken sie nur an den Vietnam-Krieg. Damals wurde die Bündnislosung „Proletarier aller Länder und unterdrückte Völker, vereinigt Euch!“ stark propagiert.
Diese Kämpfe waren Bestandteil des Kampfs für die internationale sozialistische Revolution, wurden also im Geiste des Internationalismus geführt.
Auf die Veränderungen gehe ich unter 2. ein.
Dass Neofaschisten Begriffe wie „Nation“ oder „Völker“ verwenden, ist zunächst kein Argument. Hitlers NSDAP nannte sich in demagogischer Absicht sogar „nationalsozialistisch“, obwohl die Nazis Todfeinde der Arbeiterbewegung und des Sozialismus sind. Man kann nicht einfach wissenschaftliche Begriffe wie Nationen oder Völker weglassen, nur weil andere Schindluder damit treiben.
Wir sind strikte Gegner des bürgerlichen Nationalismus, des Nazifaschismus und proletarische Internationalisten.
Zu 2. „Was bedeutet "nationale Befreiung"? Wer legitimiert die entstehenden "Nationen"? Die Mehrheit des "Volkes"? die Angehörigen der Arbeiter*innenklasse in diesem "Volk"? die Privilegierten auf dieser Welt?“
Mit „nationaler Befreiung“ meinen wir heute eine Seite im antiimperialistischen Kampf der unterdrückten Völker und Nationen. Nehmen Sie nur das kurdische Volk, das national wie sozial unterdrückt ist.
Dabei betonen wir die Einheit des Kampfes um nationale UND soziale Befreiung, da der bürgerliche Weg der nationalen Befreiung längst gescheitert ist. Dabei hat sich auch in den neokolonial abhängigen Ländern die Klassenscheidung entwickelt; Länder wie Brasilien, die Türkei oder Indien haben längst sehr deutliche imperialistische Tendenzen herausgebildet. Gleichzeitig ist das Heer der vom Imperialismus unterdrückten Menschen immer größer geworden (Umwelt; Frauen; Jugend usw.).
Wir treten daher heute für die Losungen „Proletarier aller Länder, vereinigt Euch! Proletarier aller Länder und Unterdrückte, vereinigt Euch!“ ein.
Leider kann man das in diesem Rahmen nur sehr gedrängt darstellen. Unseren Standpunkt dazu kann man detaillierter in den Büchern „Götterdämmerung über der ´neuen Weltordnung´“ und „Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution“ nachlesen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Peter Weispfenning