Frage an Peter Tauber von Walter S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Dr. Tauber,
ich habe eine Frage zu unserem Rentensystem. Besonders von jungen Arbeitnehmern wird immer wieder von einer Überlastung des Systems gesprochen. Da frage ich mich wie es sein kann, dass ein österreichischer Arbeitnehmer bei einem gleichwertigen Versicherungsverlauf eine um 1/3 höhere Rente erhält und diese sogar 14 x im Jahr gezahlt wird. Weiterhin zahlen österreichische Arbeitgeber einen um 2 % höheren Beitrag zur Krankenversicherung als ihre Mitarbeiter und nagen trotzdem nicht am Hungertuch.
Ich bin auf Ihre Antwort gespannt.
MfG W. S.
Sehr geehrter Herr S.,
vielen Dank für Ihre Frage.
Das deutsche und österreichische Rentensystem sind in vielen Punkten nicht miteinander vergleichbar, etwa im Hinblick auf Entgeltpunkte, Rentenformel und Mindestversicherungszeit. Auch wird es größerer Anstrengungen bedürfen, um das österreichische System auf Dauer zu stabilisieren. So empfiehlt auch die EU-Kommission strukturelle Maßnahmen zu ergreifen, um die Tragfähigkeit des Rentensystems in Österreich zu gewährleisten.
Zudem gibt es keine verpflichtende Pflegeversicherung in Österreich. In Deutschland gibt es wiederum eine Pflegepflichtversicherung. Das bedeutet, dass entweder zusätzliche freiwillige Zahlungen während der Erwerbstätigkeit oder volle Zahlungen im Pflegefall für die Österreicher anfallen. Das kann höhere Nettobezüge relativieren.
Auch verfügt Österreich gegenwärtig über die günstigere demographische Struktur. So kommen derzeit mehr arbeitende Menschen (3,4 Personen) auf einen Rentenbezieher als in Deutschland (2,9 Personen). Dadurch ist es noch möglich, sogar 14 Monatsgehälter für Pensionsbezieher zu zahlen. Bis 2060 kommen aber nur noch 2 arbeitende Personen auf 1 Rentenbezieher. Der Anteil der Über-65-Jährigen steigt bis dahin in Österreich um 80% an, was signifikante Auswirkungen auf das Rentensystem haben wird.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Peter Tauber