Frage an Peter Tauber von Matthias S. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Dr. Tauber,
aus Medien und Politik vernehme ich, dass es Deutschland gut gehe, gleichzeitig werden die USA als tief gespaltene, wütende Gesellschaft beschrieben. Meine Sorge ist: Die USA sind uns bloß mehrere Jahre voraus, uns wird das mit voller Wucht auch treffen, denn es wirken dieselben Mechanismen.
Die Globalisierung und derzeitige Politik erzeugt in den Industrieländern Gewinner und Verlierer. Die Reichen werden reicher, die Mittelschicht wird geschwächt, die Verlierer werden abgehängt und zahlenmäßig immer mehr. Die (illegale) Zuwanderung, die Deregulierung/Öffnung der Märkte und Grenzen, die personelle Freizügigkeit, die Gelddruckpolitik der Zentralbank uvm. wirken alle in eine Richtung: Die Arbeitnehmer partizipieren kaum am Wachstum, da die Reallöhne stagnieren, durch den Zuzug immer mehr Konkurrenz auf dem Arbeits-/Wohnungsmarkt entsteht und durch die Geldpolitik das Ersparte und die Lohnerhöhung enteignet werden.
Das "Establishment" in seinen teuren und sicheren Wohnvierteln kassiert dagegen windfall-profits, freut sich über billige Arbeitskräfte, über bei ihren Mietern erfolgte Mieterhöhungen, über Wertsteigerungen ihrer Immobilien-/Aktienportfolios und genießt ein kosmopolitisches Jetset-Leben. Politiker, Konzernlenker, Milliardäre und Fernsehpromis sind gemeinsam auf Parties zu sehen, während immer mehr normale Menschen sozial absteigen.
In den USA war für 50% der Wähler Clinton das Symbol für diese Ignoranz des Establishments. In Ostdeutschland haben wir jetzt schon eine ähnliche Entwicklung. Es müsste jetzt scharf gegengesteuert werden, insbesondere bei der extrem expansiven EZB-Politik, der zu hohen Zuwanderung unqualifizierter Leute und dem kaum noch verfügbaren und bezahlbaren Wohnraum. Die Lasten der Euro-/Staatsschuldenkrise werden vollständig bei den kleinen Sparern durch Enteignung abgeladen, während die Reichen von der Gelddruckerei profitieren. Ist das nicht höchst unsozial und gefährlich? Was plant die CDU?
MfG
Sehr geehrter Herr Schwarzer,
Deutschland steht so gut da wie noch nie. Auf dem Arbeitsmarkt folgt ein Positiv-Rekord dem nächsten: Noch nie hatten so viele Menschen Arbeit. Gleichzeitig steigen Löhne und Renten. Viele Faktoren belegen: Der Aufschwung in Deutschland sorgt nicht nur für mehr Jobs, sondern auch für immer bessere Jobs. Seit dem Amtsantritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel im Jahr 2005 hat sich die Arbeitslosigkeit halbiert. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg von 26,3 Millionen im Jahr 2005 auf zuletzt 31,4 Millionen. Ihre Schwarzmalerei teile ich daher nicht.
Natürlich schauen wir auch über bestehende Probleme nicht hinweg, sondern gehen sie beherzt an. Richtschnur unseres Handelns sind dabei seit jeher die Grundsätze und Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Peter Tauber