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Frage von Thomas S. •

Frage an Peter Tauber von Thomas S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Dr. Tauber!

Im Internetportal www.politik.de richten Sie sich mit einer kurzen Video-Botschaft bezogen auf das Thema Freiwilligenarbeit an die dortigen Teilnehmer.

http://www.politik.de/forum/arbeit/224348-video.html

Zitat von dortiger Seite:

"Peter Tauber von der CDU will in der Video-Diskussion Ihre Vorschläge zum Thema freiwillige Dienste hören.

Wie können noch mehr Menschen dazu motiviert werden, sich gesellschaftlich zu engagieren? Gibt es neben dem freiwilligen sozialen und freiwilligen ökologischen Jahr noch Bereiche, in denen die Politik Möglichkeiten zur freiwilligen Mitarbeit schaffen sollte?"

Ich möchte Ihnen zunächst positiv rück melden, dass ich diese Aktion formal für einen guten und interessanten Schritt und als einen demokratischen Akt werte.

Inhaltlich entnehme ich aber der oben benannten Fragestellung die damit verbundene Aussage, dass Sie freiwillige Mitarbeit als ein wertvolles Element innerhalb der Gesellschaft werten.

Frage 1:

Ist diese Annahme richtig?

Frage 2:

Wenn ja, würden Sie bitte hier die Argumente nennen, die für eine freiwillige Mitarbeit und deren Ausweitung sprechen?

Frage 3:

Warum soll freiwillige Mitarbeit ausgeweitet werden, wenn generell zu wenig Arbeit in Deutschland (und das schon seit Jahrzehnten) vorhanden ist?

Frage 4:

Sollen noch mehr Menschen möglicherweise Ihren Arbeitsplatz verlieren, weil evtl. "Freiwillige" zumindest in Teilen deren Job machen?

Frage 5:

Wer soll freiwillig, sprich für kein Geld oder nur eine geringe Entlohnung mitarbeiten, wenn immer mehr Menschen ohne Arbeit bzw. ohne anständig bezahlte Arbeit in diesem Lande auskommen müssen?

Frage 6:

Wären Sie bereit freiwillige Arbeit zu den oben benannten Konditionen zu leisten?

Frage 7:

Wenn ja, würden Sie. 50% Ihrer Arbeit als Abgeordneter künftig geringfügig bezahlt freiwillig leisten um somit einen nicht nur symbolisch Beitrag zur Sanierung der Staatsfinanzen zu leisten?

Mit freundlichen Grüßen, Thomas Schüller

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Schüller,

Frage 1:

Ist diese Annahme richtig?

Die Annahme ist richtig.

Frage 2:

Wenn ja, würden Sie bitte hier die Argumente nennen, die für eine freiwillige Mitarbeit und deren Ausweitung sprechen?

Eine Gesellschaft ist nur dann sozial und solidarisch, wenn Menschen füreinander Verantwortung übernehmen. Wenn wir eine Kultur des Miteinanders weiter entwickeln, bei der in schwierigen Situationen nicht darauf vertraut wird, dass der Staat individuell hilft (was dann das Wegschauen leicht macht), sondern sich die Menschen selbst fragen, ob sie helfen können. Das in Vereinen, Verbänden und Initiativen millionenfach geleistete Ehrenamt ist ein Beleg dafür. Diese Kultur gilt es auszubauen und weiterzuentwickeln.

Frage 3:

Warum soll freiwillige Mitarbeit ausgeweitet werden, wenn generell zu
wenig Arbeit in Deutschland (und das schon seit Jahrzehnten) vorhanden ist?

Ihre Frage geht fehl. Es geht im Ehrenamt nicht um den Ersatz sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze. Im Bereich der Freiwilligen Feuerwehr, im Deutschen Roten Kreuz, in der kirchlichen Jugendarbeit, im Sport engagieren sich Menschen jeden Alters aus Begeisterung für die Sache. Hier zu unterstellen, es gehe dem Staat darum, durch das Ehrenamt kostenintensive Arbeitsplätze im sozialen Bereich einzusparen ist schlichtweg falsch.

Frage 4:

Sollen noch mehr Menschen m?glicherweise Ihren Arbeitsplatz verlieren, weil evtl. "Freiwillige" zumindest in Teilen deren Job machen?

Schon heute gilt das Prinzip, dass Zivildienstleistende und Freiwillige im sozialen oder ökologischen Jahr arbeitsmarktneutral eingesetzt werden. Daran ändert sich nichts. Ihre Grundannahme ist falsch. Niemand verliert durch mehr gesellschaftliches Ehrenamt seinen Arbeitsplatz! Das Gegenteil ist vielmehr der Fall: In vielen Vereinen und Verbänden, die ehrenamtlich geführt werden, entstehen Arbeitsplätze, um das entstandene Angebot weiterführen zu können.

Frage 5:

Wer soll freiwillig, sprich für kein Geld oder nur eine geringe Entlohnung mitarbeiten, wenn immer mehr Menschen ohne Arbeit bzw. ohne anständig bezahlte Arbeit in diesem Lande auskommen müssen?

Fragen Sie doch einmal Freunde und Bekannte, warum sie sich ehrenamtlich engagieren. Dann erkennen Sie, dass die Motivation für das Ehrenamt keine monetären Ursprung hat. Im Main-Kinzig-Kreis sind mehr als die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich engagiert. Ich behaupte, dass die meisten Bürger im Ehrenamt ihre Frage gar nicht verstehen würden.

Frage 6:

Wären Sie bereit freiwillige Arbeit zu den oben benannten Konditionen zu leisten?

Ich leiste in mehreren Vereinen und Verbänden sowie meiner Kirchengemeinde ehrenamtliche freiwillige Arbeit ohne dafür eine Aufwandsentschädigung oder Entlohnung zu erhalten und kann nur jeden ermutigen, sich auf gleiche Weise zu engagieren. Den Lohn, den man dafür erhält, könnte mir niemand in Geld bezahlen. Man erlebt Gemeinschaft, Miteinander, gute Laune und erfährt Dankbarkeit und Freude. Vielleicht überlegen Sie selbst auch einmal sich ehrenamtlich auf diese Weise zu engagieren.

Frage 7:

Wenn ja, wüden Sie 50% Ihrer Arbeit als Abgeordneter künftig geringfügig bezahlt freiwillig leisten um somit einen nicht nur symbolisch Beitrag zur Sanierung der Staatsfinanzen zu leisten?

Wenn Sie künftig für die Hälfte Ihres Gehaltes (so Sie denn berufstätig sind) arbeiten und die anderen 50 Prozent gemeinnützigen Organisationen spenden, dann können wir darüber gerne noch einmal persönlich sprechen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Peter Tauber