Frage an Peter Hintze von Michael M. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Hintze,
Ausgehend von Ministerin Ulla Schmidt soll ein Programm gestartet werden, um den Volkskrankheiten Fettleibigkeit und Diabetes zu begegnen.
Die Realisierung des ganzen halte ich in der mir momentan bekannten Form für äusserst fragwürdig. Ich beziehe mich auf den in den Medien vorgestellten 5 Punkteplan (aus Platzgründen nicht zitiert).
Wozu soll das bitte gut sein? Eltern haben IMMER eine besondere Verantwortung in der Erziehung. Was will man aufklären und wie? Wie bringt man einem Kindergartenkind oder Schulkind bei, was eine Kalorie ist? Bunte Broschüren für teures Steuergeld? Noch mehr zentrale Dienstvorschriften für die Bundeswehr? Alarmierend hingegen finde ich, daß die Länder schon seit Urzeiten das Fach Hauswirtschaftslehre aus dem Lehrplan gestrichen haben. Mittlerweile haben wir eine Generation von jungen Menschen vor uns, die teilweise noch nicht mal selber in der Lage ist, schmackhafte Speisen aus Einzelzutaten zuzubereiten (abseits von Fertiggerichten), geschweige denn einen Haushalt zu führen. Es fehlt an Qualitätsbewusstsein, Kontrolle der Werbung, die einem fälschlich Ihre Fertigprodukte als "gesund" oder "natürlich" anpreist. Bewegungsinitiativen sind ja nett, aber wie wollen Sie die durchsetzen? Normalverdiener haben keine Zeit, nebenher noch viel Sport zu machen, während ihre Kinder schon ab 13:00 auf ihre berufstätigen Eltern vorm TV warten.
Lebensmittel mit roten und grünen Stempeln versehen, je nach Salz oder Kaloriengehalt halte ich für überhaupt sinnfrei.
Bitte lenken Sie diesen Verordnungswahn in sinnvollere Bahnen.
Bringen Sie HWL in die Schulen zurück, fördern Sie Ganztagsschulen oder sorgen Sie dafür, daß der arbeitende Bürger überhaupt noch Zeit für kochen oder Sport hat.
Aber bitte verhindern Sie als Volksvertreter sinnloses Verprassen von Steuergeldern für Projekte, die auf dem Papier gut aussehen, aber nicht umsetzbar sind.
MfG
M. Martin
Sehr geehrter Herr Martin,
vielen Dank für Ihr E-Mail.
Ich stimme Ihnen ausdrücklich zu, daß dem Problem der Adipositas (Fettleibigkeit) und der mangelnden Bewegung nur dadurch begegnet werden kann, daß bei den Menschen und insbesondere bei Kindern und Jugendlichen ein Bewußtsein für die Qualität von Lebensmitteln und die Notwendigkeit einer ausreichenden Bewegung geschaffen wird. Gesetzliche Verordnungen sind der falsche Weg. Unabhängig davon wäre der Staat allein hier auch überfordert. Es gilt, die Ernährung nachhaltig zu verbessern und mehr Bewegung im Alltag zu integrieren. Der Kampf gegen ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel ist eine Querschnittsaufgabe. Deshalb zielen die vom Bundeskabinett beschlossenen Eckpunkte unter dem Titel „Gesunde Ernährung und Bewegung – Schlüssel für mehr Lebensqualität“ auch auf einen breiten Ansatz, der von einer möglichst frühzeitigen Wissensvermittlung bei Kindern über die Schaffung von Strukturen zur Ermöglichung eines gesunden Lebensstils bis zu Anreizen im Bereich der Forschung reicht. Das Entscheidende aber sind Aufklärung und das Schaffen eines Problembewußtseins.
Die Bundesregierung widmet sich dem Thema „Gesunde Ernährung und mehr Bewegung“ in der Schule, in Kindergärten und in den Familien bereits seit mehreren Jahren. So fand im Rahmen der Initiative „Besser essen. Mehr bewegen. KINDERLEICHT“ eine Tour durch 40 Städte mit einem umfangreichen Infotainment-Programm statt, das gezielt Kinder und Jugendliche anspricht.
Ganztagsschulen können in den Fällen, in denen Kinder außerhalb der Schule nur qualitativ unzureichend ernährt und zu wenig zur Bewegung angeregt werden, gewiß zur Verbesserung der Situation beitragen. Wie Sie sicherlich wissen, fördert die Bundesregierung den Ausbau von Ganztagsschulen mit insgesamt 4 Milliarden Euro.
Ich persönlich engagiere mich ebenfalls für gesunde Ernährung und mehr Bewegung. So habe ich die Patenschaft für die Durchführung des sogenannten M.O.B.I.L.I.S-Programms in Wuppertal übernommen. M.O.B.I.L.I.S steht für „multizentrisch organisierte bewegungsorientierte Initiative zur Lebensstiländerung in Selbstverantwortung“ und ist ein vom Universitätsklinikum Freiburg und der Deutschen Sporthochschule in Köln initiiertes sportmedizinisches Schulungsprogramm zur Therapie der Adipositas. In Gruppen von max. 15 Personen lernen die Teilnehmer des Programms im Laufe eines Jahres, ihre Lebensweise dauerhaft zu ändern. Dabei werden sie von einem interdisziplinären Fachteam aus Ärzten, Sportlehrern, Ernährungswissenschaftlern und Pädagogen betreut.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Peter Hintze