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Peter Bleser
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Frage von Reinhold B. •

Frage an Peter Bleser von Reinhold B. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrter Herr Bleser,

wie sie wissen ist die deutsche Milchwirtschaft in einer schweren Kriese. EU weit möchten die Milchbauern eine flexsibele Quotenregelung die einen fairen Milchpreis ermöglicht. Weiterhin soll die Quote nach 2015 bestehen bleiben-so die Forderungen der Milchbauern. Leider sieht das die Politik anders. Sie will die Quote abschaffen und wir Milchbauern sollen dann zu Weltmarktpreisen produzieren. Ich sehe da einen erneuten Preisverfall der Milch, da mir noch niemand sagen konnte wie es nach 2015 weitergehen soll.

Frage: Wie kann Ihrer Meinung nach ein vernünfiger und gerechter Milchpreis für Verbraucher und Milchbauern erreicht werden?

Wie stehen Sie zu einer flexiblen Quotenregelung des Milchmarktes?

Mit freundlichen Grüßen

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Bert,

vielen Dank für Ihr Scheiben vom 12.August 2009, in dem sie nach meiner Einschätzung der zukünftigen Entwicklung der Milchpolitik fragen. Ich möchte Ihnen nachfolgend meine Sichtweise darlegen.

Unsere Politik ist daran ausgerichtet, in Deutschland eine leistungsfähige Produktion von qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln zu ermöglichen. Wir dürfen uns trotz globaler Verflechtungen in der Nahrungsmittelproduktion nicht von anderen Herkünften abhängig machen. Dies gewährleistet auch eine stabile und sichere Versorgung der Verbraucherinnen und Verbraucher zu angemessenen Preisen und in hoher Qualität. Deshalb setzt die CDU/CSU-Fraktion auf eine flächendeckende Land- und Forstwirtschaft und eine starke Ernährungswirtschaft in Deutschland.

Unser Ziel ist, dass die deutsche Agrarwirtschaft auf regionalen und internationalen Märkten bestehen kann und zur Welternährung beiträgt. Die Versorgung mit nachwachsenden Rohstoffen zur energetischen und stofflichen Verwendung gehört ebenso zu den zukünftigen Aufgaben wie der Erhalt der vielgestaltigen Kulturlandschaft. Dies ist der Grund, warum die CDU/CSU-Fraktion der Agrarpolitik eine so große Bedeutung beimisst. Der ländliche Raum braucht auch eine starke Agrar- und Ernährungswirtschaft.

Die deutsche Land- und Ernährungswirtschaft muss sich aber auch auf eine zunehmende Konkurrenz auf den Weltmärkten und auf zunehmende Preisschwankungen einstellen. Wir haben auf die veränderten Rahmenbedingungen bereits mit einer Marktorientierung und einer Öffnung der Agrarpolitik geantwortet. Wir werden diesen Weg weitergehen und Investitionen in Forschung und Entwicklung und in die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe fördern. Wir werden den Export unserer landwirtschaftlichen Rohstoffe und der verarbeiteten Produkte unterstützen, um neue Absatzmärkte zu erschließen. Die Veredlungs- und Milchwirtschaft haben dabei für uns hohe Priorität. Die Exportinitiative des BMELV hat dabei sehr gute Rahmenbedingungen geschaffen. Wir wollen aber auch ein verlässliches Sicherheitsnetz bieten. Die Leistungen, die die Landwirtschaft zusätzlich für die Gesellschaft erbringt, müssen honoriert und hohe Verbraucher-, Umwelt- und Tierschutzstandards abgegolten werden.

Besondere Bedeutung hat für uns der Milchstandort Deutschland. Die Milchwirtschaft ist der umsatzstärkste Produktionszweig der deutschen Landwirtschaft. Für ein Drittel der landwirtschaftlichen Betriebe stellt die Milch, oft ohne wirkliche Alternative, die Haupteinnahmequelle dar. Sie leistet besonders auf benachteiligten Standorten einen wichtigen Beitrag zum Erhalt und zur Pflege der Kulturlandschaft und ist von größter Bedeutung für den ländlichen Wirtschafts- und Arbeitsmarkt. In vielen Regionen ist sie auch eine Grundlage des ländlichen Tourismus.

Deutschland ist der größte Milcherzeuger in der EU und der viertgrößte weltweit. Wir wollen, dass Deutschland Milchland Nummer 1 in Europa bleibt. Dass die Milchwirtschaft derzeit eine schwierige Phase durchläuft, ist uns bewusst. Der dramatische Preisverfall für Milch und der damit einher gehende Gewinnrückgang treffen die hart arbeitenden Milchbauernfamilien sehr. Diesen Menschen wieder eine Perspektive zu geben und ihnen zu helfen, sich aus dieser existenzgefährdenden Lage wieder zu befreien, ist für uns eine hohe Verpflichtung.

Wir setzen bei der Diskussion der Mittel und Wege zur Bewältigung dieser Situation aber nicht auf populistische Forderungen oder leichtfertige Ankündigungen, sondern auf klare Aussagen und konkrete Maßnahmen zur Entlastung der Betriebe.

· Auf Nachdruck Deutschlands wurde im Rahmen des Health Checks ein Milchfonds eingerichtet, für den ab 2010 ansteigend Mittel zur Verfügung stehen (2013 etwa 350 Mio. €). Der PLANAK hat zwischenzeitlich beschlossen, die Mittel innerhalb der GAK besonders den Milchviehbetrieben zur Verfügung zu stellen.
· Im Rahmen eines EU-Konjunkturprogramms stehen für Deutschland
etwa 87 Mio. € für die ländliche Entwicklung bereit, 50 Mio. € bereits
in 2009. Die Länder wurden aufgefordert, die Mittel für
Milchbegleitmaßnahmen einzusetzen.
· Deutschland konnte bei der EU-Kommission erreichen, dass bereits ab dem 16. Oktober ein Vorschuss von bis zu 70 % auf die sonst erst im Dezember auszahlte Betriebsprämie vorgenommen werden kann.
· Die landwirtschaftliche Rentenbank hat ihr Förderprogramm „Liquiditätssicherung“ für Milchviehbetriebe geöffnet. Die Zinssätze sind deutlich geringer als eine alternative Finanzierung über Kontokorrent oder ein marktübliches mittelfristiges Darlehen.
· Der Bund hat darüber hinaus 25 Mio. Euro für Zinsverbilligungen bei Liquiditätshilfen bereit gestellt, um die Konditionen der Liquiditätshilfedarlehen weiter zu verbessern. Ziel ist die zinsfreie Vorfinanzierung eines Teils der Direktzahlungen ab dem 1. Juli 2009.
· Am 19. Juni 2009 hat der Bundestag eine weitere Entlastung beschlossen. Die unter Ministerin Künast eingeführte Begrenzung der Agrardieselvergütung nach unten (Selbstbehalt von 350 €/Betrieb und Jahr) und oben (Verbrauchsobergrenze von 10.000 Litern je Betrieb und Jahr) wird zunächst für die Verbrauchsjahre 2008 und 2009 rückgängig gemacht.

Insgesamt tragen diese Maßnahmen konkret zur Entlastung der Milchvieh haltenden Betriebe und ihrer Familien bei und helfen, die derzeit schwierige Lage auf dem Milchmarkt zu überstehen.

Agrarpolitisch betrachtet wissen wir, dass die Milchquote 2015 wegfallen wird. Wir wollen den Umstieg in ein durch den Markt gesteuertes System aktiv gestalten und begleiten. Allerdings wollen wir unsere heimischen Milchbauern nicht ungeschützt und unvorbereitet den Folgen dieser gravierenden Veränderung aussetzen und dem freien Spiel der Marktkräfte überlassen. Wir werden die Milchviehbetriebe gezielt unterstützen, vorrangig durch Bereitstellung investiver Mittel zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und zur Flexibilisierung der Arbeitsorganisation.Um die Milchproduktion insbesondere in umweltsensiblen Gebieten zu halten, haben wir im Rahmen des Health Checks immer ein eigenständiges Milchprogramm gefordert.

Gerade die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat sich immer für die berechtigten Interessen der Milchbauern eingesetzt und wird auch in Zukunft dem wichtigsten landwirtschaftlichen Produktionszweig seine volle Aufmerksamkeit widmen. Wir wollen auch dem Wunsch der Mehrheit der Milcherzeuger folgen und zur Kostenentlastung in den Betrieben beitragen, insbesondere bei den Kosten, die sich aufgrund der Milchquotenregelung bei der Übertragung von Quoten zwischen landwirtschaftlichen Betrieben ergeben.

Das zentrale politische Ziel höherer Milchabgabepreise unterstützen wir nachhaltig. Forderungen einzelner Interessengruppen nach einer flexiblen Steuerung des Milchangebotes durch ein Milch Board können wir uns allerdings nicht anschließen, da sie unserer Ansicht nach nicht durchsetzbar und rechtlich nicht umsetzbar wären. Eine einseitige nationale oder europäische Mengensteuerung würde außerdem nach unserer Überzeugung bei sonst offenen Grenzen auch keine preisstabilisierende Wirkung haben. Im Gegenteil: Wir würden auf dem Weltmarkt Marktanteile verlieren.

Nach unserer Überzeugung ist ein freiwilliger Verzicht auf Marktanteile durch eine einseitige Marktabschottung nicht zielführend und für den Exportweltmeister Deutschland international auch nicht möglich. Deutschland ist ein erfolgreiches Agrarexportland. Alleine bei Milch betrug der Exportanteil im vergangenen Jahr 44 %. Andere Milchlieferländer stehen gerne zur Übernahme der Marktanteile bereit, falls sich Deutschland abschotten sollte.

Unsere Politik ist es, klare politische Entscheidungen zu treffen, wie
es beispielsweise beim Auslaufen der Milchquote nötig ist, um Betrieben
eine Planbarkeit und Ausrichtung zu ermöglichen. Die Milchquote als
Instrument der Mengensteuerung ist gescheitert und passt von der Idee
her auch langfristig nicht in die heutige Zeit. Aufgabe der Politik ist
es, Instrumentarien zu entwickeln, die den Quotenausstieg begleiten, den
Strukturwandel im Blick haben und die deutsche Landwirtschaft
zukunftsorientiert aufstellen können.

Auch der Absatz von Milchprodukten muss wieder gestärkt werden. Deshalb werden wir uns weiter massiv gegen den Ersatz von Milchprodukten in Lebensmitteln, z.B. durch Analog-Käse stark machen. Letztlich war es die Unionsfraktion, die das Thema nach einem Fernsehbericht in die politische Diskussion und damit in die öffentliche Wahrnehmung gebracht hat. Die Arbeitsgruppe für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz der Unionsfraktion hat darüber hinaus die Anregung dazu gegeben, eine nationale Dachorganisation für die Exportförderung und die Imagewerbung im Inland, insbesondere für Milchprodukte zu gründen. Das BMELV wurde gebeten, hierzu auch Mittel im Agrarhaushalt zur Verfügung zu stellen. Dies ist von der Bundesregierung zugesagt worden.

Ich hoffe, dass Sie anhand dieser Aufstellung erkennen, auf welcher Seite die Unionsfraktion im Bundestag steht. Wir stehen auf der Seite der Milchbauern, die ein Maximum an möglichen Hilfen erhalten, denen wir aber auch gleichzeitig mit ehrlichen Aussagen über die Grenzen staatlichen Handelns eine verlässliche Grundlage für die richtigen zukunftsweisenden Entscheidungen geben.

Mit freundlichen Grüßen

Peter Bleser