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Paul Sigloch
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Frage von Jonathan D. •

Frage an Paul Sigloch von Jonathan D. bezüglich Gesundheit

Guten Tag Herr Sigloch,

meiner Erfahrung nach sind bisher alle Parteien, die sich vorrangig für Klima- und Umweltschutz einsetzen, durchsetzt mit Personen, die eine Gleichstellung "alternativer Medizin" zur Schulmedizin anstreben und auch in anderen Belangen (z. B. 5G, Impfungen oder dem Einsatz von GMO in der Landwirtschaft) entgegen dem wissenschaftlichen Konsens agieren.

Wie stehen Sie und die KlimalisteBW - als eine Partei, die sich selbst als wissenschaftsgeleitet bezeichnet - zu den folgenden Thematiken:

- Gleichstellung der Homöopathie
- Erweiterter Einsatz von 5G
- Notwendigkeit von Impfungen (nicht nur in Bezug auf Corona)
- Einsatz von GMOs in der Landwirtschaft

Vielen Dank!

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Antwort von
Klimaliste

Sehr geehrter Herr Dürr,

vielen Dank für Ihre wichtige Fragen!

Je spezifischer die Fragen werden, umso weniger wird man in
Parteiprogrammen die entsprechenden Antworten finden. Was die
Positionierung der KlimalisteBW zu Ihren Fragen betrifft, so lässt sich
aus unseren Grundsätzen der Klimagerechtigkeit und der
Wissenschaftlichkeit bereits eine grobe Linie ableiten. Welche
vorläufigen Schlüsse ich als Kandidat der KlimalisteBW daraus im
Einzelnen bisher gezogen habe, möchte ich Ihnen im Folgenden darlegen.

GLEICHSTELLUNG DER HOMÖOPATHIE:
Die KlimalisteBW setzt sich für eine öffentliche Gesundheitsversorgung
ein, die auf evidenzbasierter Wirksamkeit fundiert. Behandlungsmethoden,
deren Wirksamkeit nicht nachweisbar ist, sollen nicht mit staatlichen
Geldern finanziert werden. Davon unberührt bleibt, dass wir uns
natürlich für die weitere Erforschung neuer (von mir aus auch
alternativer) Wirkstoffe und Behandlungsmethoden stark machen.
Die Medizin ist eine Wissenschaft, deren Wert sich aus dem
Anwendungsbezug speist. Wer heilt, hat Recht. Dabei können die Methoden,
die jeweils zum Erfolg führen, durchaus unterschiedlich sein. Ein
Schädelbasisbruch lässt sich nicht allein durch Handauflegen heilen, und
eine Depression nicht allein durch Psychopharmaka. Beides sind
Krankheitsbilder, die das Leben der Betroffenen erheblich
beeinträchtigen, und wir erhoffen uns zurecht von der Medizin Lösungen
dafür. Es gibt Menschen, die von klein auf gelernt haben, dass bei
Schmerzen nur eine Tablette helfen kann. Und es gibt Menschen mit
Migräne, die verzweifelt alle bekannten somatischen Wirkstoffe
durchgetestet haben, und denen am Ende nur mit Akupunktur geholfen
werden konnte. Dies zeigt, dass die Grenze zwischen Schulmedizin
einerseits und Alternativmedizin andererseits nicht so klar ist, wie
Ihre Fragestellung es suggeriert. Vor meiner letzten Knie-Operation
fragte ich den Narkosearzt, wie die Narkose denn genau ihre Wirkung im
Nervensystem entfalte. Seine Antwort war: Das habe die medizinische
Forschung bis heute nicht plausibel erklären können - aber entscheidend
sei doch, _dass_ sie wirke. Beruhigt schlief ich ein.

ERWEITERTER EINSATZ VON 5G:
Für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende und der Mobilitätswende
sind wir auf zuverlässige, flächendeckende und schnelle
Internetanbindungen im ganzen Land angewiesen. Gerade im ländlichen Raum
ist dies auch eine Frage der Chancengleichheit der Lebensbedingungen.
Was die Gesundheitswirkung betrifft, unterscheiden sich die 5G-Netze
nicht von 4G/LTE. Die weitere technische Entwicklung geht gerade eher
hin zu Netzen mit immer noch kleineren Zellgrößen. Dafür ist zur
Netzabdeckung dann zwar wieder eine höhere Antennendichte nötig,
gleichzeitig wird dadurch aber auch das Potenzial einer etwaigen
Gesundheitsgefährdung weiter reduziert, da mit steigender Frequenz die
Eindringtiefe der Wellen in den menschlichen Körper sinkt.

NOTWENDIGKEIT VON IMPFUNGEN:
Die Technik des Impfens ist eine der größten zivilisatorischen
Errungenschaften überhaupt. Die Entwicklung von sicheren Impfstoffen,
die Evaluation der angewandten Impfverfahren und die Umsetzung der
Impfungen werden eine zentrale Aufgabe der Weltgesellschaft bleiben.
Darüber zu wachen obliegt der WHO, den unabhängigen medizinischen
Instituten und den Nationalregierungen. Mit Impfungen können zwei
verschiedene Zielrichtungen verfolgt werden: Der Selbstschutz und der
Fremdschutz. Was den Selbstschutz betrifft (FSME, Tollwut), so sehe ich
eine Informationspflicht des Staates gegenüber den Bürger:innen, die
über die Ärztekammern oder über die Krankenkassen erfüllt werden kann.
Die Entscheidungsverantwortung über Impfung oder Nicht-Impfung liegt
dann bei jeder und jedem von uns selbst. Was den Fremdschutz betrifft
(Masern, Mumps, Röteln, Corona) hat der Staat dafür zu sorgen, dass
stark gefährdete Risikogruppen geschützt werden. Das geht auf Dauer nur
mit einer umfassenden Durchimpfung der Bevölkerung. Aufgabe des Staates
ist es dabei, dafür zu sorgen, dass genügend Impfstoff bereit gestellt
wird, dass der Impfstoff sicher ist, und dass die begleitenden Diskurse
in der Bevölkerung seriös moderiert werden. Bei all dem sehe ich in
Deutschland die Hauptverantwortung auf Bundesebene. Die Länder
unterstützen bei der Umsetzung und können dort eingreifen, wo der Bund
seiner Verantwortung nicht nachkommt.

EINSATZ VON GMOS IN DER LANDWIRTSCHAFT:
Der Einsatz von GMO ("Gentechnik") in der Landwirtschaft ist ein
Forschungsfeld, das zu untersuchen für viele Fachgebiete interessant ist
- etwa für Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft, Soziologie oder
Ökologie. Das Forschungsgebiet der molekularen Mikrobiologie, das Ihnen
bei Ihrer Frage vermutlich vorschwebt, kann allerdings zum Einsatz von
GMO in der Landwirtschaft wenig beitragen.
Ich beschäftige mich schon seit vielen Jahren (nicht zuletzt auch im
Rahmen meines Studiums der Umweltplanung und Ingenieurökologie an der TU
München) mit den Chancen und Risiken der Agro-Gentechnik. So habe ich in
den vergangenen Jahren unzählige Studien aus allerlei Fachrichtungen
gelesen, die sich mit den Auswirkungen von GMO-Einsatz in der
Landwirtschaft befassen. Von welchem Blickwinkel, mit welcher
Fragestellung der Gegenstand dabei auch immer beleuchtet wurde, das
Ergebnis fiel fast immer ernüchternd aus. Die erhofften Chancen waren
stets sehr vage, weit in der Zukunft liegend, wohingegen die Risiken und
bereits eingetretenen Schäden durch den Einsatz von GMO in der
Landwirtschaft die Gesamtbilanz dominierten.