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Paul Schäfer
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Frage von Sarah M. •

Frage an Paul Schäfer von Sarah M. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Schäfer,

ich bin Mutter und habe in meiner letzten Schwangerschaft von meinem Recht auf individuelle Hebammenbetreuung unter der Geburt Gebrauch gemacht.
Für mich ist klar, ich möchte noch ein weiteres Kind bekommen, aber dies bitte unbedingt wieder mit meiner eigenen Hebamme!
Jetzt musste ich erfahren, dass innerhalb eines Jahres 15 % Prozent der Haus-, Geburtshaus- und Beleghebammen, keine Geburtshilfe mehr anbieten können.
Die Vergütungen durch die Krankenkassen entsprechen nach der sogenannten Schiedsstelleneinigung weiterhin nicht dem hohen Maß an Verantwortung und sind so gering, dass die freiberuflichen Hebammen die steigenden Unkosten, wie z.B. die massiv erhöhten Haftpflichtprämien, nicht mehr bezahlen können.
Ich bin verärgert darüber, dass die Hebammenarbeit nicht angemessen vergütet wird und mit der Gesundheit von Frauen und Kindern gespielt wird. Wahlfreiheit ist nicht mehr gewährleistet, Geburtsmedizin wird der Geburtshilfe vorgezogen und ein Anstieg der Kaiserschnittrate von 18 auf über 30 Prozent wird kritiklos hingenommen.
Ich fordere Sie deshalb auf, umgehend dafür zu sorgen, dass die wohnortnahe Versorgung mit Hebammen zukünftig erhalten bleibt bzw. wieder ausgebaut werden kann. Es muss langfristig für uns als auch unsere Töchter möglich sein, nicht nur in großen, unter Umständen weit entfernten Klinikzentren, sondern auch in kleinen Belegkrankenhäusern vor Ort, Geburtshäusern oder zu Hause ein Kind zu bekommen.
Es kann nicht sein, dass nur solche Zentren, deren Kaiserschnittrate besonders hoch ist, finanziell so ausgestattet werden, dass sie überleben können.
Ich freue mich von Ihnen zu erfahren, wie Sie das Recht auf Wahlfreiheit unter der Geburt und individuelle Betreuung Gebärender schützen werden.

Mit freundlichen Grüßen,

Sarah McNelis

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Sehr geehrte Frau McNelis,

wie Sie sicherlich auch mitverfolgt haben, hat vom 1. bis 25. März diesen Jahres ein Hebammenstreik in ganz NRW stattgefunden. Mit diversenStreikaktionen und Demonstrationen in zahlreichen Städten machten Hebammen und ihre Unterstützerinnen und Unterstützer auf die Situation dieses massiv bedrohten Berufsstandes aufmerksam und kämpften für bessere Arbeitsbedingungen.

Ich selbst trat in meinem Wahlkreis Bonn an verschiedene Hebammenorganisationen heran und traf im „Hebammenladen“ in der Bonner Südstadt fünf Hebammen zum Gespräch. Details hierzu finden Sie auf meiner Website ( http://www.paulschaefer.info ) .

In einem ausführlichen, informativen Dialog berichteten die Bonner Hebammen, dass mehrere gravierende Verschlechterungen in ihren Arbeitsbedingungen es mittlerweile fast unmöglich machen, von ihrer Arbeit zu leben. 2007 wurden Hebammen in ganz Deutschland in die Selbstverwaltung entlassen. Die vorher gültige Hebammen-Gebühren-Verordnung ist seit Mitte 2008 nicht mehr rechtskräftig. Seitdem hat die Regierung in NRW es verpasst, die Privatgebührenverordnung an den gegenwärtig gültigen Vertrag anzupassen. Auch hat die Bundesregierung -trotz mehrerer Streikaktionen in Berlin Thüringen und Baden-Württemberg -bisher keinerlei Sicherheiten oder Verbesserungenin den Arbeitsbedingungen für Hebammen gewährleistet. Dies hat zur Folge, dass Hebammen große Felder ihrer Arbeit, wie Vorgespräche oder Stillberatungen nicht rechtssicher abrechnen können.Hinzu kommt, dass alle Hebammen verpflichtet sind, für die Ausübung ihres Berufes eine Haftpflichtversicherung abzuschließen.Aktuell ist nur eine einzige Versicherung bereit, Hebammen zu versichern, was ihr somit eine Monopolstellung verschafft. Vor Kurzem ist der Beitrag für diese Haftpflichtversicherung von vorher ca. 1600 Euro auf gegenwärtig 3689 Euro gestiegen! Neben anderen Faktoren bedroht diese drastische Erhöhung die Existenz von Hebammen und das künftige Fortbestehen dieses so wichtigen Berufes.

In Ihren Beschreibungen bestätigen Sie geradezu diesen Missstand und schildern sehr eindrücklich, was dies auch für werdende Mütter bedeutet.

Vor Kurzemwurde die Grundlohnsummensteigerung von 1.98 % bekannt gegeben. Das heißt, die Krankenkassen werden diese knapp 2% an die Hebammen als „Lohnerhöhung“ für freiberuflich erbrachte Leistungen weitergeben. Bezogen auf die Gebühren für Geburtsvorbereitungs- oder Rückbildungskurse würde dies eine Erhöhung von 5,71 € auf 5,81 € pro Stunde bedeuten.

Der Hebammenverband fordert dagegen eine Erhöhung von 30%, um in den kommenden Jahren von einer vernünftigen Basis für künftige Steigerungen ausgehen zu können. Um diese Forderungen zu unterstützen gehen im Oktober und November die Hebammen in Niedersachsen, Hamburg und Bayern auf die Straße.

Ich solidarisiere mich nach wie vor mit den Hebammen und unterstütze sie in ihren berechtigten Forderungen nach fairen und angemessenen Arbeitsbedingungen.

Mit freundlichem Gruß,

Paul Schäfer