Frage an Paul Lehrieder von Bernhard R. bezüglich Senioren
Egal ob Rentenerhöhung oder frühzeitigere Rentenbeitragssenkung - irgend etwas passt nicht. Meiner Generation (geb. 1958) wird seit den 90er Jahren vermittelt, dass wir nur noch mit einer nicht mehr auskömmlichen Grundrente rechnen könnten (eine der wenigen Politikeraussagen die höchstwahrscheinlich zutreffen wird) - auch nicht nach der inzwischen verlängerten Lebensarbeitszeit. Von solchen Voraussetzungen gingen wir beim Berufseinstieg nicht aus, und sind nun der Zeit beraubt, um eine zusätzliche Vorsorge aufzubauen. Nun frage ich mich, wie heutzutage noch Rentengeschenke gemacht werden können, wenn schon in 15 Jahren eine wesentlich unter dem heutigen Standard liegende Grundrente angesagt ist? Das müsste eigentlich zur Folge haben, dass die jetzigen Renten zumindest eingefroren werden, die Realrenten im Zuge der Inflation also abnehmen. Unsere Generation sollte also auf die Barrikaden gehen, nicht die jetzigen Rentner. Nur sind wir anscheinend zu beschäftigt mit unserer Arbeit und uns selbst, als dass wir wach werden.
Sehr geehrter Herr Roschlau,
vielen Dank für Ihre E-Mail über abgeordnetenwatch zum Thema "Rentenerhöhung".
Ich kann Ihren Frust und Ihre Verunsicherung nachvollziehen, auch wenn ich anders als Sie davon ausgehe, dass die gesetzliche Rente auch langfristig über der Grundsicherung liegen wird.
Die Rentenanpassung 2008 hat die Große Koalition aus gutem Grund vorgenommen: Die Renten einzufrieren, kommt nicht in Frage. Die Rentner dürfen nicht von der Einkommensentwicklung abgekoppelt werden. Nach drei Nullrunden müssen die Rentner auch an der guten wirtschaftlichen Entwicklung teilhaben können. Der im vergangenen Jahr beschlossene höhere Rentenversicherungsbeitrag belastet die Rentner ebenso wie die Reform der Pflegeversicherung, die eine Beitragserhöhung um 0,25 Prozentpunkte zum 1. Juli 2008 erfordert. Damit wäre die Rente in diesem Jahr nur um 0,46 Prozent erhöht worden. Mit den Rentenreformen der vergangenen Jahren haben wir die gesetzliche Rentenversicherung in ihrer langfristigen Plausibilität gestärkt und die Belastungen für die Jüngeren begrenzt. Das bescheinigen uns alle Rentenexperten. Auch mit den Veränderungen werden wir unsere Ziele erreichen, dass der Beitragssatz bis zum Jahr 2020 nicht über 20 % und bis zum Jahr 2030 nicht über 22 % liegt und dass gleichzeitig das gesetzlich fixierte Mindestsicherungsniveau vor Steuern von 46 % bis 2020 und von 43 % bis 2030 nicht unterschritten wird. Die generationengerechte Ausgestaltung und die langfristige Stabilität der gesetzlichen Rentenversicherung bleiben gewahrt.
Die gesetzliche Rentenversicherung wird auch weiter die wichtigste Säule der Alterssicherung in Deutschland bleiben. Zur Sicherung des Lebensstandards im Alter ist aber eine Ergänzung durch betriebliche und private kapitalgedeckte Altersvorsorge unerlässlich. Bei allen weiteren Reformmaßnahmen im Bereich der gesetzlichen Rentenversicherung, die wir im Einzelnen im Koalitionsvertrag vereinbart haben, kann auf die Notwendigkeit einer ergänzenden kapitalgedeckten Altersvorsorge nicht oft genug hingewiesen werden. Hier bestehen für Ihre Generation durchaus auch noch Möglichkeiten, über die Riesterrente eine zusätzliche Altersvorsorge aufzubauen. Die Website des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales bietet hier ein umfangreiches Angebot, sie über die vielfältigen Möglichkeiten einer Riesterförderung zu informieren.
Mit freundlichen Grüßen
Paul Lehrieder MdB