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Paul Lehrieder
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Frage von Thomas M. •

Frage an Paul Lehrieder von Thomas M. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Lehrieder,
ich will mich mit dem Hintergrund meiner Frage kurz halten: Dank einer weltweit immer progressiveren Drogenpolitik und deshalb möglich gewordenen neuen Datenerhebungen kommen immer mehr wissenschaftliche Studien zum Konsens, dass Cannabis nicht als Einstiegsdroge fungiert. Zudem wird das Schadenspotenzial (sowohl psychisch als auch physisch) als um einiges harmloser eingestuft als bspw. Alkohol und Tabak. Erfahrungen aus drogenpolitisch liberalen Ländern zeigen, dass durch eine kontrollierte Abgabe der Jugend- und Gesundheitsschutz gestärkt wird und Steuereinnahmen in Prävention und Therapie eingesetzt werden können. Polizeikapazitäten werden frei. Zudem ist bisher noch niemand an reinen Hanf-Produkten gestorben, während der Alkoholkonsum allein in Deutschland etwa 74.000 Menschenleben fordert. Bereits die Hälfte der Universitätsprofessoren für Strafrecht, zahlreiche Mediziner und Sozialpädagogen sind entschieden gegen eine Prohibition.

Wie die ansteigenden Zahlen von Cannabiskonsumenten deutlich aufzeigen, ist der "Krieg gegen die Drogen" als Strategie gescheitert. Warum halten Sie, als Vertreter unseres fortschrittlichen und weltoffenen Wahlkreises, an einer repressiven Drogenpolitik fest?

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Moreau,

vielen Dank für Ihre Frage.

Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion lehnt aus Gründen des Gesundheitsschutzes der Bevölkerung eine Legalisierung der Verwendung, Herstellung, Export/Import von Drogen inklusive Cannabis als Genussmittel sowie das Absehen von Strafverfolgung bei geringen Mengen ab.

Tabak und Alkohol sind gesundheitsschädlich - der Konsum kann tödlich sein. Die Gefährlichkeit von Alkohol und Tabak macht Cannabis nicht automatisch ungefährlich. 2010 waren 23.349 Patienten wegen Cannabis in stationärer bzw. ambulanter Behandlung, 2018 waren es 31.912 Personen. Keine andere illegale Droge sorgt für vergleichbar viele Behandlungsfälle.

Die Gesundheitsgefahren bei Cannabismissbrauch von Jugendlichen und Heranwachsenden sind medizinisch erwiesen. Die aktuelle Forschung zeigt, dass ein regelmäßiger und häufiger Cannabiskonsum die Hirnleistung und insbesondere das Gedächtnis verschlechtern kann. Abhängig vom Konsumverhalten zeigen sich zum Teil erhebliche Beeinträchtigungen bei der Lern- und Erinnerungsleistung, aber auch negative Auswirkungen auf andere kognitive Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit und Denkleistung.
Cannabis ist ein Risikofaktor für schwere psychische Erkrankungen. Am deutlichsten ausgeprägt ist das erhöhte Krankheitsrisiko bei Psychosen. Cannabiskonsumenten erkranken in der Regel rund 2,7 Jahre früher an der psychotischen Störung und haben einen ungünstigeren Krankheitsverlauf.
Unter Cannabis treten häufiger zum ersten Mal manisch-depressive Symptome auf, wie sie bei bipolaren Störungen beobachtet werden. Das Risiko hierfür ist dreimal so hoch wie bei Nichtkonsumenten.

Ein chronischer Cannabiskonsum erhöht das Risiko für Atemwegserkrankungen. Zudem besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und dem Auftreten von Hodenkrebs bei jüngeren Männern, insbesondere für Mischtumore des Hodens (sogenannte Nichtseminome).
Cannabiskonsum während der Schwangerschaft kann Risiken für Mutter und Kind bergen. Während die Schwangeren selbst ein erhöhtes Risiko für Anämien (Blutarmut) haben können, steigt durch den Cannabiskonsum die Gefahr für Entwicklungsstörungen des Fötus. Die Kinder kommen dann mit einem geringeren Geburtsgewicht zur Welt und sind öfter auf intensivmedizinische Maßnahmen angewiesen.

Menschen, die häufig Cannabis konsumieren, brechen öfter die Schule ab, besuchen seltener eine Universität und haben seltener akademische Abschlüsse als ihre nicht konsumierenden Altersgenossen. Der geringere Bildungserfolg zeigt sich vor allem, wenn Jugendliche über Jahre hinweg viel Cannabis konsumieren und schon vor dem 15. Lebensjahr damit begonnen haben.

Im Übrigen hat sich laut einer aktuellen Studie die Zahl der Erstkonsumenten im ersten Quartal nach der Legalisierung in Kanada fast verdoppelt.

Mit freundlichen Grüßen nach Würzburg

Paul Lehrieder MdB

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