Frage an Paul Lehrieder von Frank M. bezüglich Familie
Sehr geehrter Herr Lehrieder,
warum hat Ihre Partei bisher noch nicht das Wechselmodell im Partei-Programm, ebenso wie die AFD es bereits hat? Dort steht auf Seite 46 unter dem Punkt Familie und Kinder:
"Nach einer Trennung muss es für beide Elternteile im Sinne des Kindeswohles gewährleistet sein, weiterhin an der elterlichen Sorge und dem Umgang gleichberechtigt teilzuhaben."
Danke vorab
F.Möhle
Sehr geehrter Herr Möhle,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Zunächst einmal möchte ich vorausschicken, dass bei der Frage, wo und wie Kinder nach einer Trennung bzw. Scheidung leben, nach meiner Auffassung immer das Wohlergehen des Kindes an oberster Stellen stehen sollte.
Eine Betreuung eines Kindes im regelmäßigen Wechsel zwischen den Haushalten der Eltern ist im Übrigen schon heute auf der Grundlage des geltenden Rechts möglich und wird praktiziert, wenn die Eltern sich gemeinsam auf ein sogenanntes Wechselmodell verständigen. Auch wenn selbstverständlich nach Möglichkeit immer eine gemeinsame Erziehung anzustreben ist, kann dies aber aufgrund unterschiedlichster Gründe nicht immer möglich sein. Hierbei müssen immer auch die jeweiligen Lebensumstände aller Beteiligten betrachtet werden: Wie ist die Wohnsituation, wie ist die Persönlichkeit des Kindes, in welchem Alter ist das Kind, wie geht es mit der Situation um? Kinder brauchen Kontinuität um Stabilität zu entwickeln. Da die einzelnen Rahmenbedingungen in jeder Familie unterschiedlich sind, kann ein allgemeiner Standard – egal ob Residenzmodell oder Wechselmodell – nicht pauschal angewendet werden. Zum Wohle der Kinder sollte daher jede Familie individuell betrachtet und hierauf aufbauend eine Lösung gefunden werden.
Aufgrund der sich wandelnden Gesellschaft ist es sicherlich so, dass die Herausforderungen z.B. für Familienrichter steigen und diese daher im Rahmen von Fortbildungen etc. noch besser sensibilisiert werden sollten. Zum Wohle des Kindes sollten wir daher nicht starr an einem Modell festhalten, sondern individuell entscheiden, was das jeweilige Kind nach einer Trennung oder Scheidung der Eltern für ein gesundes Aufwachsen benötigt.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit diesen Informationen behilflich sein.
Mit freundlichen Grüßen
Paul Lehrieder, MdB