Frage an Paul Lehrieder von Martin B. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Lehrieder,
ihre Antwort auf die Frage von Frau Lehmann beruhigt mich keineswegs.
Haben Sie schon von den Warnungen der NASA bezüglich der prognostizierten Sonnenstürme gehört die uns in den kommenden zwei bis drei Jahren erreichen sollen?
Der bisher heftigste, bekannte Sonnensturm im Jahr 1859 führte dazu dass die Telegrafen, aufgrund der Stromüberlastung in Flammen aufgingen. Kaum auszudenken welche folge eine derartige Spannung auf ein Atomkraftwerk hätte.
Und es ist nicht gesagt dass ein Sonnensturm nicht noch stärker ausfallen könnte.
Können Sie mit absoluter Sicherheit sagen dass auch die älteren
Atomkraftwerke in Deutschland einen solchen Sonnensturm aushalten werden?
Mit freundlichen Grüßen, Martin Buck
Quellen:
Artikel in Spiegel online:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,640430,00.html
Nasa warnung
http://science.nasa.gov/science-news/science-at-nasa/2009/29may_noaaprediction/
Sehr geehrter Herr Buck,
für Ihre E-Mail, die mich über abgeordnetenwatch erreicht hat, danke ich Ihnen sehr herzlich.
Bei den genannten Sonnenstürmen werden geladene Teilchen aus der Sonne emittiert. Diese Teilchen werden im Erdmagnetfeld abgelenkt. Im Aktivitätsmaximum des 11-jährigen Sonnenfleckenzyklus werden in Sonneneruptionen besonders viele Teilchen emittiert, die sogenannten Flares. Normalerweise können die aus der Sonne kommenden Teilchen nur im Bereich der Polregionen, in denen die Feldlinien des Erdmagnetfeldes nahezu senkrecht zur Erdoberfläche verlaufen, bis in die obere Schicht der Erdatmosphäre vordringen und dort Effekte z.B. die Erscheinung des Polarlichtes verursachen. Die bei der Ablenkung der geladenen Teilchen erzeugten Magnetfelder können bei starken Flares das Magnetfeld der Erde soweit beeinflussen, dass Fluktuationen im Erdmagnetfeld auftreten (Geomagnetische Stürme). Die Veränderungen des Erdmagnetfeldes wiederum induzieren Spannungen in ausgedehnten leitenden Systemen. Da die genannten Veränderungen des Erdmagnetfeldes relativ langsam (im Vergleich mit Wechselspannung) ablaufen, wird im Wesentlichen eine Gleichspannungkomponente induziert. Besonders betroffen können hiervon z.B. Pipelines oder Fernleitungen in hohen Breiten sein. Hier wurden induzierte Spannungen von 10 V/Meile gemessen. Diese erzeugten Spannungen können zu Störungen in den Leitungsnetzen führen.
Die deutschen Kernkraftwerke sind gegen Störungen aus dem Netz geschützt (Blockschutz, Generatorschutz). Diese Schutzmaßnahmen sind unabhängig von der Störungsursache und daher auch bei denkbaren Störungen durch Sonnenstürme wirksam. Innerhalb der Anlage ist ein Schutz der Komponenten der Leittechnik durch den Überspannungsschutz, Entkopplung zwischen den Leittechnikredundanzen, Abschirmung und ein spezielles Erdungskonzept gegeben. Der hierdurch gewährleistete Schutz deckt die durch die Änderungen des Magnetfeldes induzierten Spannungen bei weitem ab. Gegen die möglichen Auswirkungen eines vollständigen Wegfalls des äußeren Netzes sind entsprechende Vorkehrungen getroffen. Der Wegfall der äußeren Versorgung muss von jedem Kraftwerk beherrscht werden.
Mit freundlichen Grüßen
Paul Lehrieder MdB