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Patrick Gawliczek
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Frage von Gerd K. •

Werden Sie Freiheit im Bildungswesen und in der Kultur unterstützen und fördern?

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Mir ist wichtig, dass Lehrkräfte die Möglichkeit haben, ihren Beruf frei auszuüben und ihren Unterricht auch mit einer gewissen Freiheit und Kreativität gestalten zu dürfen. Das Beste, was jungen Menschen passieren kann, sind engagierte Lehrer*innen, die sich ins Zeug legen und Unterrichtsinhalte sowie -methoden eigenständig auch über den festgeschriebenen Lehrplan hinaus gestalten. Diese Freiheit erlaubt es ihnen, kreativ zu unterrichten und auf die Bedürfnisse ihrer Schüler*innen einzugehen. 

Dafür ist jedoch ein Bildungssystem erforderlich, das weitaus besser ausgestattet ist als heute: Um Schulen besser aufzustellen, braucht es massive öffentliche Investitionen in Bildung statt Kürzungen und Privatisierungen. Klassengrößen müssen verkleinert, Lehrkräfte besser bezahlt und entlastet werden, damit sie sich auf guten Unterricht konzentrieren können. Schulen müssen als Orte sozialer Gerechtigkeit verstanden werden – mit kostenfreiem Mittagessen, moderner Ausstattung und mehr Unterstützung für benachteiligte Kinder. Bildung darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen, sondern muss allen die gleichen Chancen bieten. Nur ein solidarisch finanziertes, demokratisches Bildungssystem kann das ermöglichen.

Die zunehmende Privatisierung der Bildung lehne ich ab. Privatschulen verstärken soziale Ungleichheit, weil sie Bildung zu einer Frage des Geldbeutels machen, anstatt allen Kindern die gleichen Chancen zu bieten. Statt öffentliche Mittel in elitäre Einrichtungen zu stecken, sollten staatliche Schulen so ausgestattet werden, dass sie für alle die beste Bildung ermöglichen. Außerdem ist es auch sehr häufig der Fall, dass in "alternativen" Schulformen problematische Inhalte wie z.B. Anthroposophie unterrichtet werden. Davor sollten Kinder geschützt werden.

Was die Kultur angeht, sind die Kommunen der Schlüssel zu mehr Vielfalt und Freiheit. Gute und experimentelle Kultur wächst nicht in sterilen Elfenbeintürmen oder ausschließlich in großen Metropolen, sondern dort, wo Menschen leben, arbeiten und sich begegnen: in den Kommunen. Es sind die lokalen Bühnen, die freien Theater, die kleinen Clubs und Off-Spaces, in denen neue künstlerische Ideen entstehen und ausprobiert werden. Während große Kulturinstitutionen oft auf Sicherheit setzen, bieten kommunale Räume Platz für Experimente, für Ungewöhnliches und Unfertiges – für das, was Kultur lebendig macht. 

Hierfür ist es vor allem nötig, dass die Kommunen endlich finanziell so gut ausgestattet werden, dass sie Möglichkeit haben, kulturelle Projekte zu vor Ort zu fördern. Ich selbst stamme aus Herne, einer sehr armen Stadt. Hier reichen die Finanzen häufig nicht einmal so richtig für die nötigsten kommunalen Pflichtaufgaben. Für Kultur als "freiwillige" Leistung ist daher erst Recht wenig Geld da. Das müssen wir ändern: Wir brauchen nachhaltige Finanzierungskonzepte und eine Altschuldenlösung für die hochverschuldeten Städte, damit diese sich in Zukunft auch eine blühende Kulturlandschaft leisten können, die auch mal was wagt und experimentell ist!