Frage an Otto Fricke von Norman B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Guten Tag Herr Fricke,
vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort!
Bitte noch 3 abschließende Fragen:
1) Was unternimmt/veranlaßt die Bundesregierung zur Aufklärung der Umstände, die zum Tode der 1800-2000 Toten in Marienburg führten? (im Sinne einer historischen Klärung - Keine Aufrechnung von Kriegsverbrechen - Der momentan geäußerte Typhus-Sachverhalt ist m.E. nicht glaubwürdig: warum hätte man die Menschen sonst nackigt und ohne Zahnprotesen bestattet?)
2) Wird bei der letzten Beisetzung aufgrund der ungeheuerlich hohen Anzahl von deutschen Toten (wohl auch noch überwiegend Zivilisten, da viele Skelette weiblich oder Kinder sind) ein deutscher Regierungsvertreter anwesend sein, um den Gebeinen unserer Landsleute die letzte Ehre zu geben?
3) Warum erfolgt kein öffentlicher Aufruf, um die polnische Staatsanwaltschaft in der Suche nach noch lebenden Zeitzeugen zu unterstützen? Die heute 80-jährigen haben wohl nur in geringem Umfang Internet-Anschluß.
Besten Dank + viele Grüße
Norman Baltrusch
Sehr geehrter Herr Baltrusch,
gerne versuche ich auch diese Fragen aus meiner Sichtweise ausführlich zu beantworten. Ich muss Sie jedoch darauf hinweisen, dass ich kein Teil der Bundesregierung bin und Ihre Fragen daher nur eingeschränkt beantworten kann.
Wie aus der Presse zu entnehmen war werden nach der Vollständigen Exhumierung der Leichen sowohl polnische, wie auch deutsche Spezialisten verschiedener Fachbereiche, sich intensiv mit den Knochen beschäftigen. Unter anderem kann angeblich auf diesem Wege geklärt werden, ob wirklich eine Typhus- Epidemie unter den Verstorbenen grassierte. Ansonsten versuchen die Spezialisten natürlich andere Hinweise zu finden, welche der polnischen Staatsanwaltschaft helfen könnten, die Umstände aufzuklären. Die Tatsache, dass keine Kleidungsstücke bei den Leichen gefunden wurden, unterstützt bisher unter anderen Theorien auch die Typhus- Theorie, da diese im Fall einer Typhus- Epidemie sicherlich ebenfalls mit dem gefährlichen Bakterium infiziert gewesen wären und somit sicher vernichtet worden wären. Ich kann jedoch kein abschließendes Statement abgeben solange die Untersuchungen, an welchen – wie ich noch mal betonen muss – auch deutsche Spezialisten teilnehmen, noch andauern.
Ob bei der endgültigen Beisetzung auch ein Regierungsvertreter anwesend sein wird, kann ich Ihnen ebenfalls noch nicht sagen, da bisher weder Ort noch Termin für eine derartige Zeremonie feststehen.
Am besten Sie wenden sich mit diesen Fragen auch an das Auswärtige Amt unter der Telefonnummer (offizielle Kontaktnummer: 03018179), dort sollte man Ihnen ausführliche Antworten, auch aus Sicht der Bundesregierung, geben können.
Ich persönlich gehe jedoch davon aus, dass zu einer Beisetzung dieses Ausmaßes, Offizielle des Bundes erscheinen werden.
Nun noch zu Ihrer abschließenden Frage. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie sie sich einen öffentlichen Aufruf vorstellen. Berichte über den Fund des Massengrabes gingen bei weitem nicht nur durchs Internet. In jeglichen deutschen und auch in vielen internationalen Zeitungen waren Berichte über den Sachverhalt zu finden. In vielen großen Zeitungen Deutschlands gab es ganze Reihen an Berichten über den Vorfall. Auch berichteten Funk- und Fernsehsender regelmäßig über die gefundenen Toten. Alle dieser Medien werden dieses Thema wahrscheinlich auch weiterverfolgen. Ein größeres Herantreten an die Öffentlichkeit ist meiner Meinung nach nicht wirklich möglich.
Ich hoffe Ihnen auch bei Ihren neuen Fragen weitergeholfen zu haben und verbleibe mit freundlichen Grüßen,
Otto Fricke