Frage an Oskar Lafontaine von Udo S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Lafontaine,
seit Jahren beschäftigen mich Fragen, die unser aller Zukunft (wirtschaftlich wie sozial) betreffen. Vielleicht können Sie mir bei der Beantwortung einiger dieser Fragen behilflich sein.
Wir befinden uns derzeit in einer wirtschaftlichen Aufschwungphase, die aber nicht alle Bevölkerungsschichten erreicht, was haben diese dann bei der nächsten Rezession zu erwarten?
Seit Jahrzehnten haben wir eine stetig steigende Sockelarbeitslosigkeit. Muss nicht einmal grundsätzlich anerkannt werden, dass Vollbeschäftigung nicht mehr möglich ist, gerade, weil der technische Fortschritt und die Produktivität immer schneller wachsen und somit immer mehr Arbeitskräfte freigesetzt werden können?
Seit Jahren gibt es Initiativen, die ein bedingungsloses Grundeinkommen vorschlagen, um die derzeitigen und zukünftigen gesellschaftlichen Probleme zu lösen. In wieweit halten Sie die dort gemachten Vorschläge zur Finanzierung und Einführung für nachdenkenswert bzw. durchführbar.
Vielen Dank für Ihre Antwort
Mit freundlichen Grüßen
Udo Schlinske
Sehr geehrter Herr Schlinske,
bei der nächsten Rezession werden die Parteien und die Medien den Menschen erklären, dass sie den Gürtel wieder enger schnallen müssen, man wird sagen, dass auf Lohn verzichtet werden muss, dass man länger arbeiten müsse usw. Frau Merkel verweist stolz auf fast zwei Miollionen neue Arbeitsplätze, sie verschweigt, dass gleichzeitig 8 Millionen Menschen Leistungen über ALG-II beziehen müssen, darunter viele, deren Erwebseinkommen so niedrig ist, dass sie diese Leistungen zusätzlich benötigen.
Die Lösung dieser Probleme liegt nach Auffassung von Oskar Lafontaine nicht in „bedingungslosen Grundeinkommen“. Vielmehr müssen gesetzlich Mindestlöhne flächendeckend eingeführt werden und die Arbeitszeiten wieder gekürzt werden. Gleichzeitig müssen Bund und Länder Programme für einen öffentlich geförderten Beschäftigungssektor auflegen. Gerade im Bereich der Pflege, der Bildung oder in der Kultur bleiben Arbeiten liegen, die dringend erledigt werden müssen, derzeit aber nicht ausreichend finanziert werden.
Der nicht zu vermeidende Anteil an Arbeitslosigkeit muss über eine entsprechende Versicherung ausgeglichen werden. DIE LINKE wendet sich hier mit Nachdruck dagegen, dass der Beitragssatz weiter gesenkt wird und die Leistungen ausgehöhlt oder zweckentfremdet werden.
Freundliche Grüße,
Thomas Lutze,
Mitarbeiter Oskar Lafontaine