Frage an Oskar Lafontaine von Franz S. bezüglich Soziale Sicherung
Hallo Herr Lafontaine,
können Sie mir bitte erklären, warum "Beamte" ein höheres Altersruhegeld erhalten als ein "Arbeiter", wobei die Beitragszahlung eher einseitig ist? Beispiel (40 Arbeitsjahre): "Arbeiter" zahlt mit Arbeitgeberanteil für diesen Zeitraum ca. 160 000 Euro Beitrag "Beamter" zahlt im selben Zeitraum? ? ? Weiter geht es, wenn beide Bezieher versterben. Auch da geht die Beamtenwitwe als "Siegerin" hervor. Eigentlich könnte Ihre Partei damit reichlich Wählerstimmen sammeln, wenn sie sich dieses Thema auf die Fahnen schreiben würde. Leider mußte ich aber in der Vergangenheit (egal welche Partei dran war) feststellen, daß Gesetze die den "Arbeiter" betreffen, sehr schnell ins Negative geändert wurden. Wird wohl auch so weitergehen wobei ich nicht erkennen kann, daß auch mal der "Beamte" dran ist!
Gruß
Franz Schönberger
Sehr geehrter Herr Schönberger,
das bundesdeutsche Beamtenrecht stammt bekanntlich noch aus der Kaiserzeit. Staatsdiener sollten von politischen und wirtschaftlichen Einflüssen unabhängig ihren Dienst machen können, während ihrer Lebensarbeitszeit auch mal Entbehrungen hinnehmen und es dafür im Alter besser haben. So die Idee von vor 150 Jahren.
Und soweit ist es richtig: Beamte haben auch heute während Dienstzeit Arbeitsbedigungen und Anforderungen, die andere Angestellte oder Arbeit nicht haben. Dennoch sind die von Ihnen beschriebenen Schieflagen unübersehbar. Die Frage stellt sich, welche Tätigkeiten unter Beamtenrecht zu stellen wären und welche genauso im Angestelltenbereich möglich sind. Wenn Sie nach Ostdeutschland schauen, dort sind z.B. die Lehrer erst gar nicht in den Beamtenstatus übernommen wurden (mit allen seinen Vor- und Nachteilen).
Wir brauchen wieder mehr soziale Gerechtigkeit auch bei den Arbeitsrechtsverhältnissen. Im Saarland ist es zum Beispiel so, dass die Angestellten dem Tarifrecht unterliegen und weniger arbeiten müssen als die Beamten. Hier hat die CDU deren Arbeitszeit mal ebenso auf 42 Stunden erhöht, ohne dass die Beamten sich dagegen wehren konnten.
Es macht also wenig Sinn die eine Gruppe gegen die andere auszuspielen. Soziale Gerechtigkeit wird nur dann funktionieren, wenn Arbeit gerecht und ausreichend entlohnt oder vergütet wird. Als neue Linke fordern wir, dass zukünftig alle Einkommen in die Sozialkassen einzahlen und nicht nur die der Arbeiter und Angestellten.
Mit freundlichen Güßen
Oskar Lafontaine