Frage an Oskar Lafontaine von Detlev L. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Oskar, dein Besuch in Wolfsburg steht bevor. Dort soll ja auch die VW-Affäre ein Thema werden! Hierzu 4 Fragen:
1) Stimmst Du mir zu, dass Mobbing in Unternehmen als ernstes Problem anzusehen ist und vielfach für Vorgesetzte die Rolle des Betriebsbullen zur Disziplinierung unliebsamer Mitarbeiter darstellt?
2) Hast Du vor, selber gegen Mobbing aktiv zu werden, wie könnte das aussehen?
3) Ich habe bei der Autostadt eine Struktur von systematischem Mobbing erlebt. Die Autostadt bekommt von der Arbeitsagentur Prämien, wenn sie Langzeitarbeitslose einstellt. In der Autostadt ist es nach meinem Erleben Usus, dass solche eingestellten Langzeitarbeitslosen, kaum dass sie eingearbeitet sind, intern versetzt und mit völlig neuen Aufgaben betraut werden, mehrmals hintereinander, solange, bis sie entnervt das Handtuch schmeißen. Die Vermittlungsprämie behält die Autostadt natürlich. Ich habe all das am eigenen Leib erlebt und den Verdacht, dass es hierbei darum geht, Fördergelder für die Vermittlung von weit mehr Arbeitnehmern abzugreifen, als es überhaupt im Unternehmen Bedarf gibt - Mobbingökonomie sozusagen.
Ich kann es bislang nicht gerichtshart beweisen, aber ich gehe davon aus, dass in der Autostadt von vornherein mehr Stellen eingeplant wurden, als benötigt waren, um auf diese Weise Fördermittel der Bundeanstalt für Arbeit bzw. Arbeitsagentur abzugreifen, und in diesem Zusammenhang wird Mobbing systematisch von oben eingesetzt, um durch das Vergraulen von Mitarbeitern Überkapazitäten abzubauen.
Ich versuche das seit Jahren zu thematisieren, doch Betriebsräte, Vertrauensleute, Gewerkschafter, sie alle wiegeln ab und sind nicht bereit, über diese Aspekte eine ausführliche Diskussion zu führen, schon gar nicht, die Interessen ihrer Klientel zu vertreten. Was kann man tun?
4) Teile der Linken wollen Mobbing in Niedersachsen zum Wahlkampfthema machen. Wie stehst du dazu?
Linke Grüße
Detlev Lengsfeld
Sehr geehrter Herr Lengsfeld,
bitte entschuldigen Sie, dass wir erst mit Verspätung auf ihre Frage reagieren. Mobbing ist ohne Zweifel ein sehr ernstes Thema, auch wenn Oskar Lafontaine bei seiner Tätigkeit andere politische Schwerpunkte hat. Gerade am Arbeitsplatz in Betrieben oder öffentlichen Verwaltungen sind viele Opfer, deren Schicksal häufig unerträglich ist.
Positiv ist, dass sich in den letzten Jahre die Rechtslage verbessert hat. Diesen Teil der Problemlösung hat die Politik erfüllt. Wichtig ist nun, dass in den Betrieben und Verwaltungen die Interessen der Beschäftigten vernünftig durch die Betriebs- und Personalräte vertreten werden und das im juristischen Streitfall die Gerichte ein offenen Ohr für die Betroffenen haben.
Freundliche Grüße,
Thomas Lutze
Mitarbeiter Oskar Lafontaine