Frage an Oskar Lafontaine von Guntram O. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Lafontaine,
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Nach den heutigen Mitteilungen sollen in Deutschland z. Zt. 3,7 Millionen Arbeitslose existieren, was von der Politik als großer Erfolg gegenüber den Zahlen der letzten zwei Jahre gefeiert wird.
Nur - vor ca. vier Jahren waren es auch (nur) 4 Millionen, und ich fragte mich, wie Sie sich vorstellen, - angenommen, Sie könnten 40000 Menschen pro Monat wieder in einen Job vermitteln (heißt dann pro Jahr 480000, in ca. 9 Jahren wären dann die Altlasten abgebaut) - diesen Menschen eine Perspektive zu vermitteln.
Also, ich denke, viel besser geworden ist es nicht.
Und dann erfahre ich über die Medien, dass es in Deutschland inzwischen 7,4 Millionen Hartz4-Empfänger gibt. Und die Hälfte von ihnen arbeitet? Wofür beziehen sie dann Geld vom Staat?
Diese Diskrepanz erklärt sich mir nicht, vielleicht können Sie mit der Beantwortung dieser Problematik etwas Klarheit schaffen,
Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen
Guntram Otzen
Sehr geehrter Herr Otzen,
viele Dank für Ihre Fragen, die Schwerpunkte der Arbeit der LINKEN darstellen. Gestatten Sie einen Blick zurück: Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre bekam Westdeutschland erstmals 2 Mio. Arbeitslose. Die gesamte Republik sprach vollkommen zu Recht von Massenarbeitslosigkeit. Heute sind in Westdeutschland trotz sinken Arbeitslosenquote Mehr Menschen Arbeitslos als damals. Und die Gesellschaft spricht von „spürbarer Entspannung auf dem Arbeitsmarkt“. Dieser Vergleich sagt vielleicht alles dazu aus.
Das heute Millionen Bürgerinnen und Bürger auf staatliche Hilfe wie HARTZ-IV angewiesen sind, liegt an der verfehlten Politik seit 1990 und gipfelte in der unsozialen und unökonomischen „Agenda-Politik“ der Schröder-Regierung. Fast 2 Mio. Kinder und Jugendliche stehen im HARTZ-IV-Bezug, der besser Sozialhilfe heißen sollte. Fast eine Millionen Vollzeit-Arbeitnehmer bekommen ergänzend zu ihrem Nettolohn Leistungen nach HARTZ-IV. Ursache sind die bescheidenen Löhne und Gehälter bei stetig steigenden Kosten für die Familien.
Vor allem aus diesem Grund fordert DIE LINKE die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes, damit wenigsten diejenigen, die Arbeit haben nicht in Armut leben müssen. Selbst zahlreiche Teilzeitbeschäftigte wären bei einem Mindestlohn von 8,44 Euro pro Stunde (wie in Frankreich) nicht mehr in der Situation, HARTZ-IV beantragen zu müssen.
Freundliche Grüße,
Thomas Lutze,
Mitarbeiter Bürgerbüro Oskar Lafontaine