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Oskar Lafontaine
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Frage von Max M. •

Frage an Oskar Lafontaine von Max M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Lafontaine,

Sie haben die Art Ihres Rückzugs aus dem Schröder-Kabinett damit begründet, dass Sie es nicht auf eine offene Konfrontation, und der damit unbvermeidlichen Zerreißprobe der SPD, ankommen lassen wollten.

Nun, rund 200.000 SPD-Parteiaustritte später, nun, da selbst Heiner Geißler erklärt, es sei ein historischer Fehler der SPD gewesen, nicht Ihnen, sondern dem Altkanzler inhaltlich zu folgen, nun, da manche sich fragen, wie tief die SPD -in jeglicher Hinsicht- noch sinken kann, fragt sich:

1. War es aus heutiger Sicht tatsächlich richtig, der damals noch real existierenden Sozialdemokratie diese inhaltliche Auseinandersetzung zu ersparen?

Klar, jetzt gibt es endlich, was die SPD schon immer gebraucht hätte, eine linke Partei neben ihr (meinen persönlichen Glückwunsch habe ich gestern in Form einer Beitrittserklärung erbracht). Sie setzen nun auf einen Wandel der SPD. So fragt sich:

2. Mit wem soll der bewerkstelligt werden? Mit Beck, der im vergangenen Jahr zu deren Vorsitzenden wurde, quasi als Belohnung dafür, dass er kurz zuvor das "Ende der Verteilungsgerechtigkeit" verkündet hatte, und dessen Traumpartner der smarte Guido ist?

Das weitere Personal der ersten, zweiten und auch dritten Reihe denkt bei der SPD kaum anders, selbst Frau Nahles hat sich nun endgültig einkaufen lassen. Mit Ausnahme des Herrn Schreiner sind die wenigen in der SPD verbliebenen Sozialdemokraten ins innere Exil gegangen.

So lautet meine dritte Frage:

Kann es sich nicht bald schon als historischer Fehler erweisen, auf einen Wandel der SPD zu setzen, wäre es nicht vernünftiger sie gleich ersetzen zu wollen (natürlich ohne an die endlos lange Kette der historischen Fehler der Sozialdemokratie -beginnend spätestens 1914- anzuknüpfen)?

Mich erfreut das erfrischende Auftreten der Linken, das berechtigte Selbstbewußtsein. Doch ich würde gerne hören, was sonst meist an der Fleischtheke gefragt wird:

Darf es auch ein bißchen mehr sein?

In diesem Sinne,
freundliche Grüße

Portrait von Oskar Lafontaine
Antwort von
BSW

Sehr geehrter Herr Meier,

die LINKE ist kein Selbstzweck. Sie kämpft beharrlich gegen Hartz IV, Agenda 2010 und den neoliberalen Schwachsinn, der die Reichen reicher und die Armen noch ärmer macht. Mit Gerhard Schröder war 1999 keine Zusammenarbeit mehr möglich. Er stand für die Beteiligung der Bundeswehr am Kosovo-Krieg, der völkerrechtswidrig war und für Gesetze, die sich gegen das Volk richteten. In der Tradition Willy Brandts stehend, muss ein Linker dann konsequent sein. Denn ein Abgeordneter ist seinem Gewissen verpflichtet, wie es Paragraf 38 GG vorschreibt.

Jede Partei kämpft in allen Wahlkämpfen für ihr Programm und ihre Kandidaten. Koalitionen stellen sich erst nach Wahlausgängen und überhaupt erst dann, ob z.B. die SPD bereit ist, im Falle einer Koalition etwa Hartz IV, Agenda 2010 und neoliberale Programme zurückzunehmen. Es ist gut, dass sich nun dauerhaft links von der SPD eine Partei etabliert hat, die nachhaltig im Parteienspektrum angesehen ist und für die Rechte des Volkes kämpft. Der stetige Mitgliederzuwachs spricht für die LINKE und ihr Profil. Danke für Ihren Beitritt in die LINKE. Jedes neue Mitglied wird gebraucht.