Frage an Oskar Lafontaine von Ralph S. bezüglich Soziale Sicherung
Kurz erklärt : Ich bin OP Pfleger im Caritas Krankenhaus St. Josef in Dudweiler, meine tarifliche Arbeitszeit beträgt 38,5 STD/Woche, meine reale Arbeitszeit ist durchschnittlich ca.60 Std/Woche. Wobei ich nur für 38,5 Std. Gehalt und für den Rest Freizeit bekomme.
Meine aktuelle Anzahl an Überstunden beträgt bei eine Vollzeitbeschäftigung 97 Stunden, die zum 31.03.2007 verfallen ohne dass in irgendeiner Weise die Chance bestehen würde diese Zeit "abzufeiern".
Diese Woche hat uns unser Träger eröffnet, dass es eine sogenannte Notöffnungsklausel geben wird in der das " gesamte Personal" auf 5 % Gehalt verzichten soll. Dazu kommen 3 % Mehrwertsteuererhöhung und 3 % Versicherungssteuererhöhung, was zusammen 11 % weniger Nettogeld für mich heißt.
Bei einem Nettogehalt von 2000 € im Monat können Sie gerne mal nachrechnen was das für meine Frau, Elternzeit ohne jegliches Einkommen, und meine 2,5 jährige Tochter heißt.
Nun hätte ich zwei Fragen an Sie !
Als erstes, wo sieht ein erfolgreicher Politiker, der ja das VOLK vertritt in dieser Lohnkürzung eines CARITATIVEN Trägers den Sinn ?
Und wo findet in Deutschland der ach so tolle Aufschwung statt ?
Tenor aus dieser ganzen Geschichte ist für mich , dass ich mich in der Schweiz und in Norwegen um eine Arbeitsstelle beworben habe.Wobei in beiden Ländern ich jeweils eine gesuchte Arbeitskraft bin ,die für meine Begriffe, angemessen entlohnt werden würde und
ich am Ende , deutlich mehr Geld zur Verfügung hätte.
Ich denke lieber Herr Lafotaine , dass sich unsere Politiker hier im Lande mal schnellstens Gedanken darüber machen sollten , wie Sie hochqualifizierte und auch motivierte Arbeiter und Angestellte in Deutschland halten kann.
Mit freundlichen Grüßen
Ralph Stauner
bald ein im Ausland lebend und arbeitender Staatsbürger
Sehr geehrter Herr Stauner,
einen Sinn in dieser Lohnkürzung, so Ihre erste Frage, ist nicht zu erkennen. Durch die Erhöhung der Mehrwert- und Versicherungssteuer sowie Ihren Gehaltsverzicht haben Sie reale Kaufkrafteinbußen und eine Minderung Ihres Nettoeinkommens. Das ist ökonomisch falsch, da Sie infolge dessen weniger konsumieren bzw. sparen können.Zudem wird Ihre Lebensqualität beeinträchtigt.
Zu Frage zwei:
Die Wirtschaftsinstitute mahnen schon wieder zur Lohnzurückhaltung. Das ist die alte Leier. 2006 wuchs die Wirtschaft um 2,7 Prozent, der durchschnittliche Nettolohn sank um 0,4 Prozent. Jetzt muss der Aufschwung bei den Löhnen kommen.
Der Aufschwung erfordert Lohnsteigerungen, denn er kann nicht dauerhaft allein vom Export und den exportorientierten Investitionen leben. Nicht umsonst sind die Prognosen des internationalen Währungsfonds für Deutschland mit 1,8 Prozent deutlich zurückhaltender als die Wirtschaftsinstitute und die Bundesregierung.
Lohnerhöhungen sind viel wichtiger als Steuersenkungen. Die Verarmung des Staates kann nicht die Lohndrückerei der Unternehmen ausgleichen. Mehr Brutto für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer! muss die Devise lauten. Die Regierung ist nach der Mehrwertsteuererhöhung sowieso völlig unglaubwürdig, was Steuersenkungen für die Arbeitnehmer angeht.
Abenteuerlich ist der Umgang der Bundesregierung mit den Wirtschaftsinstituten ohnehin. Die geplante Ausschreibung wird die Konjunkturgutachten zu Gefälligkeitsgutachten machen. Den Zuschlag soll wohl das Institut bekommen, das die Daten der Regierung voraussagt. Diesmal macht die Bundesregierung andere durch Sponsoring gefügig und nicht umgekehrt.
Der "ach so tolle Aufschwung" findet nirgendwo statt.