Frage an Oskar Lafontaine von Ferdinand Dr. R. bezüglich Familie
Sehr geehrter Herr Lafontaine,
leider habe ich Ihre Ehefrau, Frau Christa Müller, nicht in der Aufstellung von abgeordnetenwatch gefunden. Deshalb wende ich mich an Sie in der Hoffnung, Sie geben die Fragestellungen auch an Ihre Frau weiter. Ich war sehr positiv überrascht über die eher konservativen, aber sehr fortschrittlichen und den wissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechenden Positionen zur Familienpolitik, die richtig auf die Wichtigkeit einer direkten Familienförderung über ein Erziehungsgehalt zentrieren und auf eine zu schnelle aushäusige Betreuung verzichten, weil Sie darin eine Politik für die Industrie, aber gegen Kinder erkennen.
Wie ist es möglich, dass Sie, Frau Müller, entgegen der offiziellen Linie Ihrer Partei diese fortschrittlichen, allen modernen neurowissenschaftlichen Erkenntnissen über Bindungsforschung entsprechende Position im Sinne der Kinder und damit der Zukunft unseres Landes vertreten können?
Wie stehen Sie, Herr Lafontaine, zur Möglichkeit, ein derartiges Erziehungsgehalt zu finanzieren?
Meine einfache Rechnung als Bürger würde im Vergleich zum Krippenausbau keinen zusätzlichen Finanzbedarf ergeben, da ein Krippenplatz heute bereits mehr als 1000€ kostet und durch aktuellen Tarifabschluß, höheres Ausbildungsniveau der Erzieherinnen und verbesserten Betreuungsschlüssel nochmals ein großer Teil dieser Summe dazu kommen dürfte.
Wissen Sie eigentlich, dass Entwicklungsstörungen bei fremdbetreuten Kindern häufiger sind als bei selbstbetreuten Kindern (vgl.: The NICHD Early Child Care Research Network: “Are There Long-Term Effects of Early Child Care?” In: Child Development, March/April 2007, 78 (2), 681 – 701)?
Entwicklungsstörungen, besonders die tiefgreifenden wie Autismus sind ein großes, milliardenschweres Problem für unsere Gesellschaft (vgl. z.B. M.L. Ganz, The Lifetime Distribution of the Incremental Societal Costs of Autism. Arch. Pediatr. Adolesc. Med. 2007, 161: 343-9).
Hochachtungsvoll
Dr. F. Raabe