Frage an Oliver Stey von Heidi G. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Stey,
dass Maschinen und Computer immer mehr Arbeiten erledigen können und dies auch tun, wissen wir seit langem. Dies fördert die Ungerechigkeit in der Arbeitsaufteilung und damit die Kluft zwischen Arm und Reich. Welcher Weg führt Ihrer Meinung nach aus diesem Dilemma?
Mit freundlichen Grüßen
Heidi Groß
Sehr geehrte Frau Gross,
Dass Maschinen stupide Bandarbeiten und langweilige Arbeitsplätze ersetzen bzw. auch Computer stets sich wiederholende Arbeitsgänge vereinfachen, halte ich zunächst für eine große Errungenschaft unserer Zivilgesellschaften.
Meines Erachtens liegt das wirkliche Problem nicht am technologischen Fortschritt, sondern an einer eklatant rückständigen Bildungspolitik, die dazu geführt hat, dass es immer weniger Fachkräfte gibt, die eben diese neu geschaffenen Arbeitsplätze ausfüllen können. Hierbei sind peinliche Polemiken der Art eines Jürgen Rüttgers (Kinder statt Inder) betreffs der Problematik von fehlenden Fachkräften und der so genannten "Greencard" nicht nur kontraproduktiv, sondern auch schlechtweg albern.
Wenn die heutigen Kinder in diesem Land keine entsprechende Ausbildung erhalten, werden sie auch in hundert Jahren nicht dazu befähigt sein, derartige Arbeitsplätze auszufüllen, selbst dann, wenn jede Familie mit dem Segen von 10 und mehr Kindern beglückt sein würde.
Die Kluft zwischen Arm und Reich kommt hierdurch nur bedingt zustande, weil hier offensichtlich die Meinung Vorherrscht, dass es bessere und schlechtere Arbeit gibt. Hierzu kann ich nur sagen, dass jede Arbeit, die getan werden muss auch eine notwendige Arbeit ist und deshalb auch angemessen entlohnt werden muss. Selbstverständlich kann es nicht nur Computerspezialisten geben und wir werden auch in Zukunft Menschen benötigen, die so genannte "niedrige Arbeiten" verrichten müssen. Warum sollte auch ein Handwerker, Strassenreiniger oder kommunaler Gartenarbeiter usw. als Mensch weniger Wert besitzen als ein Computerarbeiter.
Das größte Problem in dem von Ihnen angesprochenen Zusammenhang ist folglich nicht die unterschiedliche Qualität der Arbeitsplätze, sondern dass durch diese technologischen Erleichterungen viele Arbeiten, die früher getan werden mussten auf Maschinen übertragen werden konnten. Wenn wir nun einen sozialistischen und keinen kapitalistischen Staat hätten, wäre dies natürlich ein für die Menschheit nicht wegzudenkender Segen, da hierdurch immer mehr Menschen immer weniger eigene Arbeitszeit benötigten um die gesamtgesellschaftlich notwendigen Arbeiten zu leisten. Der Mensch hätte also bei gleichem bzw. verbesserten Lebensstandard viel mehr Zeit übrig um sich um seine eigenen Interessen zu kümmern als heute.
In einer kapitalistischen Gesellschaft, wie wir sie heute hier in unserem Land vorfinden, gebe ich Ihnen selbstverständlich recht. Hier müssen immer weniger Menschen immer mehr Arbeitsstunden leisten um nicht ihren eigenen Arbeitsplatz zu verlieren, während auf der anderen Seite ein immer größeres Heer an Arbeitslosen angehäuft wird, das wiederum als Rückkoppelung auch noch als Mittel der Erpressung gegenüber den Menschen dient, die noch beschäftigt sind.
Dieser Zustand scheint mir in der Tat völlig unhaltbar, aber deshalb bin ich auch Sozialist und nicht Kapitalist.
MFG
Oliver Stey