Frage an Oliver Krischer von Caspar D. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Krischer,
mit Interesse habe ich Ihr Interview im DLF vom 11.09.19 zum Thema Verkehr der Zukunft gehört. Sie sind offensichtlich der Ansicht sind, dass es eine Verkehrswende geben müsse, um die Städte wieder lebenswerter zu machen und die Klimaziele zu erreichen. Sie kommen mehrfach auf den öffentlichen Nahverkehr zu sprechen, der zweifellos mehr Förderung bedarf. Das Fahrrad als Verkehrsmittel wird von Ihnen jedoch leider nicht erwähnt. Das Fahrrad ist aber insbesondere in den Städten das ideale Verkehrsmittel, da es die Antwort auf viele Probleme ist:
-Kein Schadstoff- und CO2-Ausstoß
-Geringer Flächenverbrauch
-Keine Lärmbelastung
-aufgrund geringer Masse und Geschwindigkeit kaum Verursacher schwerer oder gar tödlicher Verkehrsunfälle
-Im Vergleich zum KFZ ressourcenschonendere Produktion
-problemloseses Recycling
-minimaler Gummiabrieb
-usw. usw. die Liste ließe sich um etliche Punkte fortsetzen.
Fahrradfahren ist in Bezug zum Kraftaufwand die effektivste Art sich fortzubewegen. Kurzum: Sachlich gesehen gibt es keinen Grund, den Radverkehr nicht massiv zu fördern. Selbst für bequeme und unsportliche Mitmenschen, die sich vor Distanzen von z.B. 10 km oder Steigungen scheuen, gibt es die Möglichkeit, sich aufs Pedelec zu schwingen. Immer noch besser als sich hinter das Steuer eines SUV zu setzen.
Kann es sein, dass diese Erkenntnisse selbst bei den Grünen noch nicht ganz angekommen sind?
Dass der Fahrradverkehr nur so lange gefördert wird, wie es zu keiner nennenswerten Beeinträchtigung des Autoverkehrs kommt?
Wie stehen Sie dazu?
Mit besten Grüßen
C. D.
Guten Tag Herr D.,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Ich kann Sie völlig beruhigen, das Fahrrad ist das umwelt-, klima- und gesundheitsfreundlichste Verkehrsmittel – das wissen wir Grünen natürlich und mit Stefan Gelbhaar haben wir da in der Fraktion auch einen sehr engagierten, zuständigen Abgeordneten.
Ich stimme Ihnen zu: es gibt viel zu tun beim Radverkehr. Deutschland muss zum Fahrradland werden. Der Radverkehr braucht mehr Platz, mehr Geld und mehr Sicherheit. Bundesverkehrsminister Scheuer inszeniert sich zwar gerne als Fahrradminister, politisch hat er aber bislang außer fragwürdigen Informationskampagnen nichts geliefert. Die bisher bekannten Entwürfe seiner fahrradfreundlichen StVO sind ein Witz.
Wir finden: Die Einrichtung von Fahrradwegen und Fahrradstraßen muss für Kommunen einfacher werden. Bei wichtigen Entscheidungen etwa über Ampelschaltungen darf es nicht nur um die Flüssigkeit des Autoverkehrs gehen. Künftig muss ein flüssiger Rad- und Fußverkehr Vorrang haben. Über Tempo 30 müssen Kommunen selbst entscheiden dürfen. Der Abbiegeassistent für LKW und eine Grünpfeil-Regelung für Radfahrende müssen endlich kommen. Unsere Vorschläge für eine fahrradfreundliche Straßenverkehrsordnung liegen auf dem Tisch: https://dipbt.bundestag.de/doc/btd/19/089/1908980.pdf
Ein großer Erfolg war zuletzt auch unsere zweitägige Fahrradkonferenz, den Bericht inkl. Live-Mitschnitt finden Sie hier: https://www.gruene-bundestag.de/themen/mobilitaet/freie-fahrt-fuers-rad
Ich hoffe, das überzeugt Sie, dass wir den Radverkehr durchaus nicht vergessen, auch wenn ich ihn im Interview mit dem DLF - bei dem es aber auch dezidiert um die Entwicklung der Automobilindustrie anlässlich der IAA ging - nicht angesprochen habe.
Freundliche Grüße
Oliver Krischer