Frage an Oliver Jütting von Elisa J. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Jütting,
was halten Sie persönlich davon, ein Sitzenbleiben an Berliner Schulen abzuschaffen und sind Sie für die Erhaltung der Einteilung in Gymnasium, Real- und Hauptschule?
Mit freundlichen Grüßen,
Elisa Jähner.
Sehr geehrte Frau Jähner,
das Sitzenbleiben kostet das Land Berlin 92 Millionen Euro pro Jahr. Das ist eine ganz schöne Stange Geld, für die man dann als Gegenleistung einiges erwarten sollte. Leider werden Schülerinnen und Schüler durch Sitzenbleiben nicht schlauer, sondern höchstens gedemütigt. Und da muß die Politik auch mal Mut zeigen und einen alten Zopf abschneiden. Also: Ein klares Ja zur Abschaffung des Sitzenbleibens.
Die andere Frage ist schwieriger zu beantworten. Das Problem ist: Wir haben in Deutschland ein soziales Erbe, d. h.: Wer selber Abitur gemacht hat, schickt seine Kinder zum Gymnasium, wer selber keinen Schulabschluß hat, dessen Kinder kriegen auch keinen. Das gilt es zu ändern, weil es nämlich zutiefst ungerecht ist. Aber: Es hat keinen Zweck, alle Schulen in Gemeinschafts- oder Einheitsschule umzubenennen, wenn sich ansonsten nichts ändert. Deshalb haben die Grünen, und dies ist auch meine ganz persönliche Meinung, den Schwerpunkt in der Bildungspolitik auf zwei andere Punkte gelegt: auf den Ausbau der Schulen zu Ganztagsschulen und die Autonomie der Schule. Das sichert nämlich die Betreuung von Kindern, gerade auch sozial schwacher Eltern, am Nachmittag. Und die Schulen bekommen die Möglichkeit, sich stärker als bisher ein eigenes Profil geben zu können und auch Lehrer direkt einzustellen. Und wenn wir es geschafft haben, unsere Schulen fit zu machen, dann haben wir die bis
herigen Unterschiede zwischen den Schulformen so weit eingedampft, dass die Dreigliedrigkeit ganz von allein sinnlos geworden ist.
Mit freundlichen Grüßen,
Oliver Jütting