Frage an Ole von Beust von Lars K. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
steht Ihre Aussage "Hamburg soll in Sachen Umweltschutz eine Vorreiterrolle in Europa spielen" nicht im Gegensatz zu zu der Senatsentscheidung ein Kohlekraftwerk in Hamburg zu errichten? Sind Sie der Meinung, mit einem Kohlekraftwerk lässt sich umweltbewusst Energie erzeugen?
Sehr geehrter Herr Krüger,
leider sind wir sind noch nicht soweit, dass unsere Energieversorgung, vor allem die Grundlastversorgung, allein mit regenerativen Energien zu meistern ist. Der Ausstieg aus der Atomenergie ist beschlossen, die erneuerbaren Energien können die Grundlast aber noch nicht allein sicherstellen. Wir benötigen also eine Generation an Kraftwerken, um den Zeitraum, in dem die AKWs bereits abgeschaltet sind, die erneuerbaren Energien aber noch nicht weit genug sind, zu überwinden. In Bezug auf die CO2-Bilanz sind hochmoderne Steinkohlekraftwerke weitaus besser für die Umwelt als die veralteten. Das sieht übrigens auch die Bundes-SPD so, die entsprechende Beschlüsse gefasst hat.
Es ist erst wenige Wochen her, dass die russischen Gaslieferanten eine Preiserhöhung um 50% für das Jahr 2008 androhten. Wir möchten unter diesen Voraussetzungen nicht vom russischen Gas abhängig sein.
Wir sehen es als unsere Pflicht an, Sorge dafür zu tragen, dass Ihnen, den Verbraucherinnen und Verbrauchern, auch morgen noch bezahlbarer und ausreichend Strom zur Verfügung steht. Wenn wir also unseren heutigen Energiebedarf und den in der näheren Zukunft zu bezahlbaren Preisen decken wollen, brauchen wir einen Energiemix aus Kohle, Gas, erneuerbaren Energien und Atomkraft.
Ich bin der Überzeugung - und das ist im Übrigen auch das Bundesumweltministerium - die durch die Abschaltung von Atomkraftwerken entstehende Lücke mit einer neuen, effizienteren Kohlekraftwerks-Generation zu überwinden. Die Vattenfall Europe AG wird das veraltete Steinkohlekraftwerk in Wedel 2012 vom Netz nehmen und ein neues, hochmodernes in Moorburg bauen, welches durch modernste Techniken dafür Sorge tragen wird, dass bundesweit ca.2,3 Mio.Tonnen weniger CO2 ausgestoßen werden. Das neue Kraftwerk hat einen sehr viel höheren Wirkungsgrad der Energiegewinnung als die jetzige Generation von Kohlekraftwerken, nämlich von über 46,5 %, ohne Berücksichtigung der Kraft-Wärme-Kopplung - das ist ein Spitzenwert.
Im übrigen hat die Vattenfall Europa AG einen Anspruch auf die Errichtung des Neubaus, wenn es die gesetzlichen Auflagen erfüllt. Nach intensiven, teilweise harten Verhandlungen mit dem Senat hat die Vattenfall Europe AG zahlreiche Zugeständnisse gemacht, die weit über die gesetzlichen Auflagen hinausgehen. Der Konzern investiert zunächst 120 Mio. EURO zusätzlich, um die folgenden Anforderungen der Stadt zu erfüllen:
Mit dem Neubau wird nach einem unabhängigen Gutachten des TÜV-Rheinland bundesweit eine jährliche Einsparung von 2,3 Mio. t CO2 erreicht werden können, weil alte Kraftwerke abgeschaltet werden können. Klimaschutz endet nicht an der Hamburger Stadtgrenze. Darüber hinaus hat der Konzern sich verpflichtet, eine CO2-Abscheideanlage zu errichten, die im Jahr 2015 in Betrieb gehen soll.
Um die unerwünschte Erwärmung der Elbe deutlich zu reduzieren, errichtet Vattenfall eine Kühlung, die sicherstellt, dass die Differenz zwischen Entnahme- und Einleitungstemperatur maximal 3 Grad beträgt.
Die Fernwärmeleistung wird von 450 auf 650 Megawatt erhöht, das Netz in Richtung Veddel, Wilhelmsburg und Harburg ausgebaut. Dadurch erhöht sich der Wirkungsgrad des Kraftwerks auf 60 Prozent. Dieser Wirkungsgrad, der das Doppelte des durchschnittlichen Wertes von Kohlekraftwerken beträgt, kann nur durch die stadtnahe Lage des Standortes erreicht werden.
Schließlich garantiert das geplante Kraftwerk eine zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung für zahlreiche Privathaushalte und Betriebe. Es leistet auf diese Weise einen bedeutenden Beitrag zur Sicherung tausender Arbeitsplätze in zahlreichen Betrieben im Hamburger Hafen wie etwa der Norddeutsche Affinerie - und das mit nach heutigen Maßstäben modernster Technologie.
Mit freundlichen Grüßen
Ole von Beust