Frage an Olaf Scholz von Christine K. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Scholz,
ich beziehe mich auf die von Herrn Lafontaine in die Kritik geratene "Fremdarbeiter"-Bezeichnung und möchte Sie bitten, vor der Beantwortung meiner eigentlichen Frage über folgendes nachzudenken: Würden Sie persönlich Fremde in Ihre Wohnung und an Ihren Kühlschrank lassen, um diesen leerzuräumen? Oder was würden Sie davon halten, wenn ein Fremder Ihren Garten leerernten und alles auf dem Gemüsemarkt verkaufen würde, selbst wenn Sie wüßten, daß dieser Fremde einem Land entstammt, das erst kürzlich von Ihrem Hausnachbarn, wirtschaftlich plattgemacht worden ist?
Und nun die eigentliche Frage: Was finden Sie nun - in bezug auf die ersten beiden Fragen - persönlich falsch an der Bezeichnung "Fremdarbeiter"?
Vielen Dank für Ihre Antwort.
MfG aus Hamburg
Sehr geehrte Frau Kosmol,
ich bin überzeugt, dass ein Politiker wie Herr Lafontaine das Wort "Fremdarbeiter", das überhaupt nicht zum aktuellen deutschen Wortschatz gehört, nicht zufällig sondern absichtlich einsetzt. Das Wort "Fremdarbeiter" macht Menschen zu Fremden, die gar keine Fremden sind, sondern oft seit Jahrzehnten mit uns zusammenleben und nicht selten in unserem Land geboren wurden. Während es also darum ginge, die Integration zu vollenden, wird neu eine Distanz aufgebaut. Selbstverständlich ist mit Integration auch gemeint, dass die Werte unserer demokratischen Ordnung akzeptiert und die deutsche Sprache beherrscht wird. Immer auch wird damit an das - bei dem ein oder anderen sicher vorhandene - Ressentiment gegenüber Fremden appelliert. Das ist moralisch nicht in Ordnung. Und die Sache wird zusätzlich ärgerlich, weil dieses Wort einen intensiven Gebrauch in einer schrecklichen Periode unserer Geschichte hatte.
Mit Ihren Beispielen kann ich nichts anfangen. Sie haben nichts mit dem Zusammenleben von Inländern und Ausländern zu tun.
Mit freundlichen Grüßen
Olaf Scholz