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Frage von René P. •

Frage an Olaf Scholz von René P. bezüglich Verkehr

In Interview mit der Zeit argumentieren sie, dass für den Bau eines 100km großen Straßenbahnnetzes 200km Fahrspuren verloren gehen - und werben für das Busbeschleunigungsprogramm, bei dem auch Busspuren anzulegen ist.

1. Können sie folgende Aussage unterschreiben (auch mit Blick auf andere europäische Metropolen): Die Aussage „Die Straßenbahn ist ein Relikt des 19. Jahrhunderts” ist ein Relikt des 20. Jahrhunderts.

2. In wie weit ist ihr Busbeschleunigungsproram ernst zu nehmen, da anzulegenden Busspuren auch den Individualverkehr wegzunehmen ist. Welchen Unterschied macht es, ob eine Straßenbahn auf eigenen Gleiskörper fährt oder ein Bus diese Spur nutzt?

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Pönitz,

im Kern verdeutlichen Ihre Fragen eines der Hauptprobleme der Verkehrsplanung in unserer Stadt: Hamburg ist eng bebaut und die Straßen stammen oft aus Zeiten, in denen sie viel weniger Verkehr abwickeln mussten. Der Verkehrsraum ist vergeben und ist – zumindest oberirdisch – nicht beliebig erweiterbar. Wir haben keine repräsentativen Prachtstraßen mit viel Platz für alle Verkehrsteilnehmer, sondern müssen immer um Lösungen ringen, die für alle gut sind. Das ist in der Regel ein Kompromiss. Wer heute ein komplett neues System auf die Straße bringen will, muss auch sagen, wie und wo dann noch Platz für andere (Rad, Fußgänger, PKW, Busse, Wirtschaftsverkehr) bleibt.

Hamburgs ÖPNV muss ausgebaut werden. Wir setzen darauf, das vorhandene Angebot zu verbessern und auszubauen. Bei U- und S-Bahn setzen wir auf Taktverdichtungen, moderne Fahrzeuge und den barrierefreien Ausbau der Haltestellen. Außerdem bringen wir die Erweiterung des Netzes voran, ganz aktuell mit der im Bau befindlichen U 4 zu den Elbbrücken sowie der S 4 nach Bad Oldesloe und der S 21 nach Kaltenkirchen. Es entstehen neue S-Bahnstationen an der Elbbrücke und in Ottensen. Es soll eine neue U-Bahnstation in Oldenfelde gebaut werden und wir verlängern eine vorhandene U-Bahnlinie zur Horner Geest. Außerdem bauen wir eine komplett neue U-Bahnlinie. Mit der neuen U 5 wollen wir weitere Stadtteile erstmals an das Schienennetz anschließen – und zwar ohne die beschriebenen Nachteile für andere Verkehrsteilnehmer.

Im Rahmen des Programms zur Optimierung des Bussystems werden auch Busspuren angelegt, das ist richtig. Jedoch nicht flächendeckend, sondern nur, wo es einen entsprechenden Bedarf gibt, etwa im Bereich vor Kreuzungen oder auf Strecken, auf denen sehr viele Linien gleichzeitig fahren. Busspuren können auch von Rettungsfahrzeugen genutzt werden und sind oft auch für Radfahrer oder Taxen frei gegeben.

Eine „Stadtbahn“ ist nicht zu vergleichen mit der niedlichen Straßenbahn von einst. Sie fährt in der Regel auf eigenen, von der Fahrbahn getrennten, Gleisen. 100 Kilometer Stadtbahn würden fast 200 Kilometer Fahrbahn beseitigen und wäre damit keine gute Lösung für unsere Stadt, deren Straßenraum durch vorhandene Bebauung begrenzt ist und nicht beliebig erweitert werden kann.

Mit freundlichen Grüßen

Olaf Scholz

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