Frage an Özlem Demirel von Berna S. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Frau Demirel,
mich würde interessieren, ob Sie denken, dass Deutschland genug für die Umwelt unternimmt.
Auf eine Rückmeldung würde ich mich freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Berna Shevket
Liebe Frau Shevket,
leider lässt sich Ihre Frage, ob wir genug für den Umweltschutz tun, nur mit einem klaren Nein beantworten. Insbesondere in zwei Bereichen steuert die Welt auf große Katastrophen zu.
Der erste ist ein weltweites Artensterben. Wir erleben gerade das größte Aussterbeereignis seit dem Ende der Dinosaurierzeit vor 65 Millionen Jahren. Zahlen des Naturschutzbundes Deutschland sagen aus, dass täglich etwa 150 Arten für immer von diesem Planeten verschwinden. Damit schreitet das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten bald 1.000 mal schneller voran als die Entstehung neuer Arten. Dieser Trend ist trotz aller scheinbaren Bemühungen noch immer ungebremst. Täglich werden in der Bundesrepublik über 50 Fußballfelder Fläche der Natur entzogen, bebaut und versiegelt. Unsere intensive Landwirtschaft mit ihrem massenhaften Einsatz von Pestiziden tut ein Übriges.
Der zweite Bereich ist die Klimakatastrophe. Hier ist entscheidend, dass umgehend und endlich entschlossen gehandelt wird. Wenn es noch eine Chance geben soll, den Anstieg der Temperatur weltweit auf unter 1,5 Grad zu begrenzen, dann bleibt nicht mehr viel Zeit zum Handeln. Die Linke schlägt daher vor, den Umbau auf klimafreundliche Energiequellen und Produktionsverfahren bis 2035 zu erreichen. Dies verbinden wir als einzige Partei mit konkreten Vorschlägen, wie der tiefgreifende Wandel so gestaltet werden kann, dass nicht vorrangig wieder diejenigen für
entstehende Kosten zur Kasse gebeten werden, die schon heute nicht genug haben.
Die Politik der Bundesregierung zielt nun darauf ab, zum Beispiel die Kosten von Benzin und Heizöl durch eine CO2-Bepreisungzu verteuern und damit die Kosten des Klimaschutzes auf die Bevölkerung abzuwälzen - aber das ist genau der falsche Weg: Viele Menschen haben gar nicht die Möglichkeit auf das Auto zu verzichten und auch nicht die Wahl, klimafreundlicher zu heizen. So zerstört die Bundesregierung die gesellschaftliche Akzeptanz des Klimaschutzes und wird zudem den CO2-Ausstoß nicht senken. Richtig wäre endlich ein entschlossener Ausbau der öffentlichen Verkehrssysteme. Nur wer eine Alternative zum PKW hat, kann auch umsteigen. Richtig wären auch massive Investitionsprogramme zur ökologischen Sanierung von Heizungsanlagen überall im Land. Wer zur Miete wohnt, hat keinen Einfluss darauf, wie die eigene Wohnung geheizt wird. Mieter sollen nun, laut dem Willen der Koalition in Berlin, allein die CO2-Kosten tragen. Das ist weder zielführend noch gerecht.
Letztlich müssen wir uns aber darüber im Klaren sein, dass der Kapitalismus selbst, mit seinem Zwang zu immer sinnloserem Wachstum, durch seinen verschwenderischen Umgang mit allen natürlichen Ressourcen, die Hauptursache für das Problem ist. Er schafft Verschwendung, unsinniges Wachstum und Zerstörung von Geschaffenem, nur um neue Waren zu schaffen und neue Profit zu generieren. Auf einer endlichen Welt, kann es kein unendliches Wachstum geben und ohne Wachstum gibt es keinen Kapitalismus.
Mit freundlichen Grüßen
Özlem Alev Demirel