Frage an Özlem Demirel von Sven W. bezüglich Familie
In der heutigen Zeit sind durch alle Bevölkerungsschichten die Menschen mehr oder weniger vom sozialen Abstieg im Land betroffen, so meine Meinung.
Nun habe ich zwei Fragen.
Welche sind ihre wichtigsten Forderungen für die Verbesserung der Lebensverhältnisse der Menschen, die mit jedem Euro im Leben rechnen müssen? Wie können konkret aus Ihrer Sicht die Jugendlichen, unabhängig ihrer Herkunft und unabhängig ihrer finanziellen Verhältnisse, bessere Ausbildungsmöglichkeiten bekommen?
Sven Weber
Sehr geehrter Herr Weber,
im Grunde stimme ich Ihnen zu, dass die Angst vor sozialem Abstieg immer breite Bevölkerungsschichten erreicht. Allerdings gibt es eine kleine Gruppe in dieser Gesellschaft, die sich immer weiter abschottet und auch im Falle schlimmer beruflicher oder persönlicher Verfehlungen immer noch sehr weich fällt. Wenn sich eine Frau Schickedanz beschwert, dass sie selbst nach der totalen Pleite ihres KarstadtQuelle-Konzerns jetzt nur noch Millionärin und nicht mehr Milliardärin ist, wird deutlich wie wenig eine kleine Schicht an der Spitze mit den Sorgen und Problemen der "normalen" Leute noch zu tun hat.
Aber nun zu ihren Fragen:
Die wichtigsten Forderungen unserer Partei sind immer der gesetzliche Mindestlohn und die Abschaffung von Hartz IV gewesen. Wir sind der festen Überzeugung, dass jeder von seiner Arbeit leben können muss und wir denken, dass jeder im Falle von Erwerbslosigkeit weiter menschenwürdig leben soll. Als erster Schritt zur Abschaffung von Hartz IV sind wir für eine Erhöhung des Eckregelsatzes auf 500 Euro. Damit aber immer weniger Menschen von Erwerbslosigkeit betroffen sind, kämpfen wir für eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich. Es kann nicht angehen, dass einigen erwerbstätigen Menschen mengen an Überstunden (in der Regel unbezahlt) aufgedrückt wird, während gleichzeitig andere Menschen keine Arbeit finden.
Arbeit muss endlich wieder gerecht verteilt werden. Wir halten es für unverantwortlich, dass Rüttgers angekündigt, dass er 12.000 Stellen im öffentlichen Dienst abbauen möchte, obwohl eh schon zu wenig Personal für Bildung, Gesundheit, Pflege und anderen Bereichen des öffentlichen Lebens vorhanden ist. Wir wollen stattdessen in diese Bereiche mehr investieren und 300.000 neue Arbeitsplätze durch ein Zukunftsinvestitionsprogramm schaffen. Damit Bildungschancen nicht länger vom Geldbeutel der Eltern abhängig ist, sind wir für gebührenfreie Bildung von der KITA über die Schule und Hochschule bis zur Weiterbildung. Wir halten es für einen Skandal, dass Kinder in Deutschland immer noch mit 9 Jahren in Gewinner und Verlierer sortiert werden indem sie entweder ins Gymnasium oder auf die Hauptschule geschickt werden. DIE LINKE will das mehrgliedrige Schulsystem abschaffen. Das bedeutet aber auch, dass die Lernmethoden umgestellt werden müssen. Die Tatsache, dass die außerschulische Nachhilfe mittlerweile zu einem florierenden Wirtschaftszweig geworden ist, macht deutlich, dass die Unterrichtsmethoden und der Frontalunterricht nicht Zielführend ist. Nicht die Kinder sollten sich der Schule, sondern die Schule den Lernbedürfnissen der Schüler anpassen. Daher muss auch die LehrerInnenausbildung verändert werden. Zudem muss jedem Schüler der die Schule verlässt eine Perspektive geboten werden.Deshalb muss es eine Ausbildungsplatzumlage geben. Unternehmen die nicht ausbilden, sollen in einen Ausbildungsfonds einzahlen. Von diesem Geld sollen dann weiter Ausbildungsplätze geschaffen werden. Damit auch das Studium nicht vom Geldbeutel abhängt müssen die Studiengebühren abgeschafft werden. In Hessen ist es durch die Proteste der Studierenden und dem Einzug der Partei DIE LINKE in den hessischen Landtag gelungen Studiengebühren abzuschaffen. Deshalb sagen wir in NRW auch: Kick it like Hessen!
Özlem Alev Demirel
Mitglied im Rat der Stadt Köln (DIE LINKE)