Sehr geehrter Herr Altenkamp, wieso wird es Bürgern schwer gemacht, Strom z.B. außerhalb Deutschlands (in Europa) z.B. Norwegen, Ungarn oder Bulgarien zu kaufen?
Den Bürgern wird geraten sich jährlich einen neuen günstigeren Stromanbieter zu suchen um Kosten einsparen zu können. Suche ich bei Vergleichsprotalen den günstigsten Stromanbieter, werden mir die innerdeutschen "üblichen Verdächtigen" zur Auswahl angeboten. Da die Stromtrassen und -netze jedoch als Europäisches Verbundnetz konzipiert sind und Politiker in jedweder Talkshow explizit darauf hinweisen, stellt sich mir die Frage, warum der Endkunde nicht z.B. CO2 freien Atomstrom aus Frankreich oder Strom aus Wasserkraft aus Norwegen kaufen kann? Das ist pro Kwh viel billiger. Es sind schließlich alles europäische Anbieter, die mit unserem Netz verbunden sind. Auf den Vergleichsportalen ist diese Option nicht vorhanden. Als Endkunde muss man beim Zoll eine Ausnahmegenehmigung beantragen, um innereuropäischen Strom kaufen zu dürfen! Weitere bürokratische Hürden folgen. Diese Diskrimminierung europäischer Stromanbieter muss aufhören und ein Wechsel muss hier genauso einfach sein.
Sehr geehrter Herr K.,
vielen Dank für Ihre Frage.
Es ist grundsätzlich möglich, auch bei Anbietern aus dem europäischen Ausland Strom zu beziehen, allerdings müssen die Energieanbieter aus dem EU-Ausland, die Kunden in Deutschland beliefern, konsequenterweise die rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland einhalten. Damit sind von diesen Unternehmen auch alle für Stromlieferungen in Deutschland geltenden Preisbestandteile (Netzentgelt, Steuern, Abgaben und Umlagen) zu berücksichtigen, die auch für deutsche Stromanbieter gelten. Das kann man sicher nicht als Diskriminierung bezeichnen.
Exemplarisch können hier die Netzentgelte angeführt werden, die u. a. für den Aufbau und die Instandhaltung des deutschen Stromnetzes erhoben werden. Dieses Stromnetz wird genutzt, damit der Strom bei Ihnen zu Hause ankommen kann. Deshalb müssen Sie bzw. Ihr Stromanbieter auch für seine Nutzung zahlen. Hinzu kommt der Zoll bei der Einfuhr des Stroms: https://www.zoll.de/DE/Privatpersonen/Alkohol-Kaffee-Tabak-Kraftstoffe-Strom-im-Haushalt/Erzeugen-und-Beziehen-von-Strom/Beziehen-Strom/beziehen-strom_node.html.
Der Anteil von Steuern, Abgaben und Umlagen am Haushaltsstrompreis liegt übrigens bei etwa 51 Prozent, der Anteil der Netzentgelte beträgt 25 Prozent, Beschaffung und Vertrieb haben einen Anteil von 24 Prozent.
Warum die Vergleichsportale die ausländischen Anbieter nicht in ihre Übersichten einbeziehen, und wie seriös das ggfs. überhaupt wäre, entzieht sich leider meiner Kenntnis - darauf hat die Politik keinen Einfluss. Im konkreten Fall bleibt deshalb wohl kein anderer Weg, erst einmal bei den relevanten Stromanbietern nachzufragen, ob sie Kunden in Deutschland beliefern und dann zu überlegen, welcher Aufwand dadurch entsteht, und ob sich der Bezug aus dem Ausland lohnt.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Norbert Altenkamp