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Norbert Geis
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Frage von Guido F. •

Frage an Norbert Geis von Guido F. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Geis,

in einem Brief an den DHV ( http://tinyurl.com/GeisDHV ) schrieben Sie:
"Denn Cannabis hat zweifelsfrei eine gesundheitsschädigende Wirkung und das nicht nur bei Dauerkonsum, sondern bereits bei geringen Mengen, was auch neueste Studien belegen (Large et al. 2011). Vor allem die Gefahren von Psychosen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen steigen durch Cannabiskonsum dramatisch an."

Die von Ihnen genannte Studie legt nahe, dass Cannabiskonsum im Jugendalter bei Menschen mit entsprechender Prädisposition eine Psychose um 2,7 Jahre früher auslösen kann. Sie zeigt weder, dass Cannabiskonsum ohne entsprechende Veranlagung Psychosen verursacht, noch dass der Verzicht auf den Konsum im Erwachsenenalter den Ausbruch einer latenten Psychose verhindert ( http://tinyurl.com/3doxost ).
Was erweckt bei Ihnen den Eindruck, die Studie belege eine grundsätzliche Gefahr für die Gesamtbevölkerung, und woraus schließen Sie, dass hierbei bereits geringe Mengen eine Rolle spielen?

Eine britische Untersuchung zeigte, dass Cannabiskonsum keinen signifikanten Einfluss auf die Entwicklung von Psychosen ausübt ( http://tinyurl.com/6xqhkcw ).
Hat diese Studie für Sie ebensolche Bedeutung, wie die von Ihnen angeführte?

Zeugt es I.E. von Jugendschutz, dass Cannabis trotz des Verbots für ca. 40% der 15- bis 16-Jährigen verfügbar ist ( http://tinyurl.com/2fupz2e )?
Wie wird auf einem Schwarzmarkt verhindert, dass eine Abgabe an Jugendliche stattfindet?

3.3 Mio. Bundesbürger sind alkoholabhängig oder konsumieren missbräuchlich, 9,5 Mio. trinken täglich schädliche Mengen und mehr als 73.000 sterben jährlich aufgrund übermäßigen Alkoholkonsums ( http://tinyurl.com/DHS-Alko ). Alkohol ist für 60-mal so viele Behandlungsfälle verantwortlich wie Cannabis (*).
Wie stehen Sie vor diesem Hintergrund zu einem Alkoholverbot?

Freundliche Grüße
Guido Friedewald

* "Diagnosedaten der Krankenhäuser ab 2000" über www.gbe-bund.de, Stichwortsuche: Alkohol, bzw. Cannabinoide

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Antwort von
CSU

Sehr geehrter Herr Friedewald,

in einer Zusammenfassung der von mir zitierten Studie heißt es: "The results of meta-analysis provide evidence for a relationship between cannabis use and earlier onset of psychotic illness, and they support the hypothesis that cannabis use plays a causal role in the development of psychosis in some patients. The results suggest the need for renewed warnings about the potentially harmful effects of cannabis." ( http://archpsyc.ama-assn.org/cgi/content/abstract/68/6/555 ) Diese Studie gibt einen aktuellen Hinweis, welche schädliche Wirkungen Cannabis auf die Psyche jugendlicher Konsumenten haben kann. Kein Jugendlicher weiß vorher, ob und welche Effekte die Droge auf seine Psyche haben wird. Aufgrund dieses offensichtlichen gesundheitlichen Risikos hat der Staat eine Schutz- und Aufsichtspflicht. Schließlich haben auch zahlreiche andere Studien negative Effekte auf Verhalten, Kognition, Wahrnehmung und Merkfähigkeit von Cannabis-Konsumenten nachgewiesen. (vgl. Bollar et al. 2002; Kleiber/Kovar, 1997; van Laar et al. 2003) Angesichts dieser Tatsachen, erscheint mir eine Legalisierung unverantwortlich. Auch weil die Qualität der Droge sich im Laufe der Jahre verändert bzw. der THC Anteil in den Cannabis-Produkten aufgrund neuer Anbau- und Zuchtmethoden gestiegen ist und damit die gesundheitlichen Risiken erhöht wurden. Inwiefern die von Ihnen zitierte Studie all diese Erkenntnisse zu widerlegen vermag, wage ich zu bezweifeln. Fest steht, dass die gesammelte deutsche Ärzteschaft die Wirkung von Cannabis äußerst kritisch beurteilt, wie sie bspw. in folgender Stellungnahme von 2008 zum Ausdruck gebracht hat. http://www.bundesaerztekammer.de/downloads/Cannabis-Bundestag-final.pdf

Der aktuelle Bericht der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Frau Mechthild Dykmans, von 2011 zeigt, dass die Zahl der Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren, die schon einmal Cannabis konsumiert haben, weiterhin rückläufig ist. http://drogenbeauftragte.de/fileadmin/dateien-dba/Service/Publikationen/Drogen_und_Suchtbericht_2011_110517_Drogenbeauftragte.pdf Seit 2004 ist ihr Anteil von über 15% auf 7,4% im Jahr 2010 zurückgegangen. Diese Halbierung ist ein großer Erfolg für den Jugendschutz. Auch bei der Bekämpfung von illegalen Plantagen zeigen sich Erfolge. Ihre Argumentation hinsichtlich des Alkoholmissbrauchs kann ich ebenfalls nicht nachvollziehen. Die Zahlen, die Sie nennen, sind zweifellos erschreckend und machen den Handlungsbedarf deutlich. Mir ist jedoch nicht klar, warum es deswegen richtig sein sollte, Cannabis zu legalisieren und damit zu riskieren, dass die zum Glück niedrigeren Fallzahlen in Verbindung mit Cannabis-Missbrauch steigen. Stattdessen sollte man verstärkt durch Präventions- und Aufklärungsarbeit gegen Alkoholmissbrauch vorgehen. Auch hier zeigt der Bericht der Drogenbeauftragten zumindest eine leicht rückläufige Tendenz. Ein Verbot erscheint mir weder mehrheitsfähig, noch würde es den in Deutschland weit verbreiteten und Jahrhunderte alten Kulturgütern wie Wein und Bier gerecht werden.

Mit freundlichen Grüßen

Norbert Geis MdB