Frage an Norbert Geis von Jürgen B. bezüglich Familie
Sehr geehrter Herr Geis,
Ich bin der Sache zuliebe lieber direkt, als unangebracht & übertrieben höflich. Leider haben Sie Ihre Antwort recht allgemein gehalten. Der Inhalt beschränkt sich auf einen Allgemeinplatz ähnlich dem bekannten "Leistung soll sich wieder lohnen". Wir "Leistungsträger" wissen inzwischen, was wir davon zu erwarten haben. Damit haben Sie kurz, effizient & eloquent meine Fragen umshifft, keinen Ihrer Wähler vergrault, denn ich wohne nicht in Baiern... & nicht geantwortet. Damit bleibt mir, wie bei Abgeordnetenwatch üblich nur eine Nachfrage, & ich hoffe, Sie antworten nun doch noch so ausführlich & engagiert, wie man Sie aus den Talkshows kennt. Zur Erinnerung: Es geht um den Inhalt des Interviews von Herrn Dr. Johannes Resch in der Freien Welt zum Thema "Gleichgewicht im Generationenvertrag wieder herstellen" [ http://www.freiewelt.net/nachricht-5300/gleichgewicht-im-generationenvertrag-wieder-herstellen---interview-mit-dr.-johannes-resch.html ] Inwieweit sind Herrn Dr. Resch´s Analysen und Vorschläge in der CSU bekannt, und werden einige, und falls ja welche der Vorschläge von Ihnen befürwortet? Welche lehnen Sie, warum ab? Falls Sie darauf nicht antworten möchten, könnte ich das besser verstehen, würden Sie die Gründe dafür nennen, oder dies einfach zugeben. Falls Sie darauf antworten wollen, lassen Sie sich doch die Zeit zum Lesen. Eine gute Antwort ist besser als eine schnelle.
Mit freundlichem Gruß
Jürgen Bauke
Sehr geehrte Herr Jürgen Bauke,
meine erste Antwort war keinesfalls meine finale Erläuterung. Wie ich bereits in der ersten Antwort mitteilte, würde ich den Artikel gerne aufmerksam lesen bevor ich dazu eine ausführlichere Stellung abgebe. Sie müssen mir etwas Zeit einräumen, da ich auch den alltäglichen Aufgaben als Bundestagsabgeordneter nachkommen muss.
Deutschland ist mitnichten Schlusslicht bei den Geburtenzahlen. In Ländern wie Ungarn, Rumänien, der Slowakei, Russland oder Japan sind die Fertilitätsraten noch niedriger. Der Rückgang der Geburten liegt jedoch einer komplizierten Multikausalität zugrunde. Um nur einige Beispiele zu nennen: Geringere Kindersterblichkeit aufgrund verbesserter Lebensverhältnisse und Hygiene, Verbot der Kinderarbeit, gesetzliche Rentenversicherung, bessere Bildungs- und Berufschancen für Frauen, Verhütungsmittel im Allgemeinen, um nur einige zu benennen. An dieser Stelle muss ich Herrn Dr. Resch widersprechen, der meint, den Hauptschuldigen in der Rentenreform von 1957 gefunden zu haben. Ich stimme Herrn Dr. Resch jedoch zu, dass dies alles dazu beigetragen hat, dass Kinder vom Nutzen zum Kostenfaktor für Familien geworden sind. Wenn Sie jedoch die angeführten Beispiele durchlesen, fällt Ihnen auf, dass dieser Wandel nicht so negativ gesehen werden kann, wie das Wort „Kostenfaktor“ im Ersteindruck vermittelt. Vielmehr wurden über die Jahrzehnte Grundlagen dafür geschaffen, dass sich Familien nun bewusst für Kinder entscheiden können und diese nicht als persönliche Altersvorsorge sehen müssen.
Außerdem möchte ich darauf hinweisen, dass die Geburtenraten nach dem Allzeittief von 1994 (1,24) seit 1995 wieder ansteigen. 2008 lag die Fertilitätsrate bei 1,376 und stellt somit zusammen mit dem Jahr 2000 (1,378) die stärksten Jahre, gemessen nach Fertilitätsrate, nach der Wiedervereinigung dar. Der jüngste Aufschwung seit 2006/07 erfolgte unter anderem unter der damaligen Familienministerin Ursula von der Leyen. Aber wie meine Kollegin bereits sagte, ist „der Mut zu Kindern ein zartes Pflänzchen“ und die Bestrebungen der CDU/CSU Fraktion sicherlich noch nicht am Ende angelangt. Wir haben jedoch bereits mit dem Elterngeld und dem Ausbau der Kinderbetreuung erste wichtige Signale gesetzt, denn ohne Familienpolitik ist kein Staat zu machen.
Ein weiteres Indiz dafür wie wichtig der CSU die Familienpolitik ist, zeigt der Vorschlag meiner Kollegin aus Bayern Frau Christine Haderthauer zur Abänderung des Rentensystems. Wie sie sehen, weist Herr Dr. Resch also nicht als Einziger auf Probleme im Rentensystem hin, sondern die CSU ist hier bereits im Bilde und arbeitet an einer Problemlösung. Das geplante Betreuungsgeld zur Unterstützung der Eltern, die ihre Kinder zu Hause erziehen wurde ebenfalls nicht von unserer Fraktion als „Herdprämie“ denunziert. Auch unserem Parteiprogramm können Sie entnehmen, welch herausragende Stellung die Familienpolitik bei der CSU einnimmt und in Zukunft einnehmen wird, wir sind uns weiterhin darüber im Klaren, dass dies eine umfassende Neuausrichtung der Politik auf die Belange von Kindern und Familie erfordert und werden dies auch zukünftig forcieren.
Wie Sie sehen und Herr Dr. Resch am Ende des Interviews auch erläutert ist und bleibt die Union der stärkste Verfechter einer familiengerechteren und kinderfreundlichen Gesellschaft.
Ich hoffe meine ausführlichere Antwort genügt Ihrem Anspruch und ich konnte Ihre Fragen klären.
Mit freundlichen Grüßen
Norbert Geis