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Norbert Geis
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Frage von Tobias S. •

Frage an Norbert Geis von Tobias S. bezüglich Kultur

Sehr geehrter Herr Geis,

in allen Medien ist derzeit die Rede davon, dass die Bundesregierung aufgrund der Geschehnisse in Winnenden ein Gesetz zum Verbot des Paintballsportes erlassen möchte.
Ich kann diesen Plan als Bürger, Wähler und Sportler weder nachvollziehen, noch unterstützen.
Zum einen weil es sich um eine offiziell anerkannte Sportart mit Regelwerk, ausgebildeten Schiedsrichtern und geprüftem Sportgerät handelt und zum anderen, weil blindlings in Zeiten in denen Deutschland aufgrund der aktuellen Wirtschaftlage jeden Tag bereits ausreichend Arbeitsplätze einbüßt der gesamten am Paintballsport hängenden Industrie (Hersteller, Platzbetreiber, Schiedsrichter, Sportgeschäfte, etc.) die Existenzgrundlage entzogen werden soll.
Darüber hinaus halte ich die zu lesenden Begründungen für das Gesetz ("Beim Paintball wird das töten simuliert",...) für unwahr, reisserisch und für alle die mein Hobby teilen beleidigend.
Einem gesunden, gebildeten Menschen, der in seiner Jugend gelernt hat ein Völkerball Spiel von einer Schulhofschlägerei zu unterscheiden wird die Teilnahme weder zu einem Amoklauf noch zu einer sonstigen Gewalttat animieren. Die Betreiber aller Felder auf denen ich bis heute gespielt habe achten sehr darauf, dass bei den Spielen alle Sicherheitsvorschriften eingehalten werden und dass keine Kriegsatmospäre aufkommt.

Ich würde mich über ihre Unterstützung freuen, diesen blinden Aktionismus aufzuhalten und uns unseren Sport zu erhalten.
Wie stehen Sie zu diesem Thema?

Mit freundlichen Grüßen

Tobias Schmitt

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Antwort von
CSU

Sehr geehrter Herr Schmitt,

Ihren Unmut über das vorgeschlagene Verbot von sogenannten Paintball- bzw. Gotcha-Spielen kann ich nachvollziehen. Dennoch halte ich das Spiel für bedenklich und eine strenge Regulierung für sinnvoll. Im Folgenden möchte ich meine Position gerne begründen.

Die schrecklichen Ereignisse im baden-württembergischen Winnenden und Wendlingen haben das gesamte Land sprachlos gemacht. Sprachlos vor allem deswegen, weil es nicht der erste Fall eines solchen brutalen Gewaltexzesses in Deutschland war. Deswegen waren sich die Vertreter der Koalitionsparteien einig, dass es nun ein deutliches Zeichen gegen Gewalt in unserer Gesellschaft geben muss. Ein solches Zeichen zu setzen ist Aufgabe der Politik und wird auch von ihr erwartet.

Gewalt ist natürlich ein weiter Begriff und deswegen nicht so leicht greifbar. Doch es ist unbedingt notwendig, die Ausübung von Gewalt, insbesondere Waffengewalt, gesellschaftlich zu ächten. Das gilt auf dem Pausenhof genauso wie in der U-Bahn, zu Hause oder auch im Wald. Überall und zu jeder Zeit muss die Würde des Mitmenschen unantastbar bleiben. Doch allzu oft gerät diese oberste Prämisse unserer Verfassung in der heutigen „Spaßgesellschaft“ in Vergessenheit.

Die Hemmschwellen, den Mitmenschen nicht mehr als Subjekt, sondern nur noch als Objekt zur eigenen Triebbefriedigung zu sehen, werden durch gewaltverherrlichende Filme und Spiele allzu schnell herabgesetzt. Vor allem Jugendliche, deren Charaktere noch nicht vollständig gefestigt sind, sind für diese Reize empfänglich. Viele Psychologen bestätigen den Zusammenhang zwischen einem zuvor betriebenen Abbau der natürlichen Hemmschwellen und späteren exzessiven Gewaltausbrüchen.

Wenn man sich das Verhalten der Amokläufer ansieht, so fällt auf, dass es ihnen nicht nur um Rache für zuvor erfahrene Demütigungen, sondern auch um eine gewisse Lustbefriedigung geht. Unschuldige Passanten, Mitschüler oder Lehrer sehen sie nicht mehr als Menschen, sondern scheinbar wie in einem Spiel als Zielscheiben. So antwortete der Amokläufer aus Winnenden auf die Frage seiner Geisel, warum er das denn tue, angeblich mit den Worten: „Aus Spaß, weil es Spaß macht!“

Diese Antwort lässt Rückschlüsse zu inwieweit sich die natürlichen Hemmschwellen bei dem Täter abgebaut haben. Dieser Abbau wird durch das Schießen mit waffenähnlichen Geräten auf Menschen in meinen Augen gefördert. Erst recht wenn dies professionell betrieben wird. Denn aus einem eigentlich menschenverachtenden Verhalten, das den Mitspieler zu einer reinen Zielscheibe degradiert, wird plötzlich „Spaß“. Wenn man dazu noch die oftmals martialische Kleidung der Spieler und die Anforderungen in Sachen Taktik und Disziplin in Betracht zieht, bekommt dieser Sport schnell einen faden Beigeschmack und weckt Erinnerungen an paramilitärische Ausbildungen, wie es früher im sogenannten Wehrsport der Fall war.

Natürlich wäre es falsch und unfair nun jeden Paintball-Aktivisten zu einem potenziellen Gewaltverbrecher zu erklären. Auch darf man die Bedeutung dieser Randsportart in dem oben beschriebenen Brutalisierungsprozess nicht überbewerten. Deswegen hatte die CDU/CSU-Bundestagsfraktion, das Thema „Paintball/Gotcha“ auch immer nur als Nebensache betrachtet. Der Meinungsbildungsprozess innerhalb der Fraktion zu diesem Thema ist noch längst nicht abgeschlossen. Aufgrund des vehementen Einspruchs und der unklaren Sachlage wurde die Diskussion nun vorerst vertagt, bis es gesicherte Erkenntnisse über die Auswirkungen dieser Freizeitbeschäftigung gibt. Es wird also frühestens in der nächsten Legislaturperiode wieder darüber diskutiert werden. Der gegenwärtige Stand der Diskussion macht ein Verbot jedoch sehr unwahrscheinlich.

Persönlich fände ich es sinnvoll, wenn sich jeder Paintball-Aktivist die Frage stellt, welche Botschaft er mit seiner Sportart nach außen transportiert und was genau ihn an dieser Freizeitaktivität fasziniert. Denn nicht nur die Politk, auch der einzelne Bürger kann ein Zeichen gegen Gewalt setzen.

Ich hoffe meine Ausführungen sind nachvollziehbar und konnten einige Ihrer Sorgen zerstreuen.

Mit freundlichen Grüßen

Norbert Geis