Frage an Norbert Baunach von Christoph von S. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Die westeuropäischen Länder produzieren in der Landwirtschaft über Weltmarktpreis und erzielen Produktionsüberschüsse. Für die sog. "Grüne Gentechnik" kann ich daher in unseren Breiten keine Notwendigkeit erkennen. Zudem sind bereits einige gentechnisch veränderte Produkte (Reis, Mais) als krebserregend erkannt worden, NACHDEM sie in Umlauf gebracht wurden.
Die Chance für unsere Landwirtschaft scheint mir eher in qualitativ hochwertigen Produkten zu liegen, die auf lokalen Märkten abgenommen werden. Die Koalition in M-V fördert die grüne Gentechnik, statt diejenigen zu schützen, die konventionell und teils auch ökologisch produzieren wollen.
Werden Sie sich dafür einsetzen, daß die gentechnikfreien Zonen in M-V ausgeweitet und WEITRÄUMIG geschützt werden? Werden Sie sich dafür einsetzen, daß die strengen Haftungsregeln für Gentechnik-Produzenten beibehalten werden?
Sehr geehrter Herr von Stein,
vielen Dank für Ihre Fragen. Sie berühren wichtige und sensible Themen, die auch mich bewegen.
Die "Grüne Gentechnik" hat sicher nicht das Ziel, die landwirtschaftliche Überproduktion in den Ländern der EU noch zu steigern. Wenn aber das Ziel z. B. darin bestünde, Kulturpflanzen mit erhöhter Schädlingsresistenz oder niedrigerem Düngerbedarf zu entwickeln, dann wäre dies doch ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der ökologischen Verträglichkeit der Landwirtschaft, weil dadurch der Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln vermindert werden und eine schädliche Überdüngung des Bodens reduziert werden könnte.
Aussaat und Anbau gentechnisch veränderter Organismen erfolgen in M-V nach den Bestimmungen der EU-Richtlinien, die den Anbau grundsätzlich ermöglichen. Es ist keineswegs so, dass Gentechnik gegenüber anderen Anbauformen bevorzugt wird. Konventioneller wie auch ökologischer Landbau erfahren Unterstützung durch das Land. So wurde z. B. der ökologische Landbau in M-V von 2000 bis 2006 mit etwa 70 Mio. € gefördert und wie ich nachgelesen habe, sollen es in der Förderperiode 2007 - 2013 noch mehr werden.
Es wird auch in Diskussionen im politischen Raum der SPD des Öfteren deutlich, dass der Anbau von gentechnisch veränderten Organismen nicht unumstritten und als zweifelsfrei ungefährlich angesehen wird. Erst jüngst haben Forschungen Grund zu der Annahme gegeben, dass vielleicht die bisherige Abstandsregelung vom 25 m nicht ausreicht - da gilt es, ggf. neu anzusetzen.
Die Koexistenz der verschiedenen Anbauformen lebt von Absprachen der benachbarten Landwirte. Deshalb ist die Bildung gentechnikfreier Regionen zu begrüßen. Für die Anwendung der "Grünen Gentechnik" in der Landwirtschaft setzen wir uns für klare Regelungen ein.
Für mich ist klar, dass entsprechend des Vorsorgegrundsatzes der Schutz von Mensch und Umwelt Vorrang vor anderen Interessen hat. Des Weiteren bin ich für eine wirklich umfassende Kennzeichnungspflicht. Forschung im Labor und im praktischen Freilandversuch halte ich für notwendig, um Antworten auf bisher noch ungeklärte Fragen zu erhalten. Wer keine Gentechnik auf dem Teller haben will, muss die Freiheit haben, dies sicher zu stellen. Absolute Transparenz ist hier gefragt und zu sichern. Die im Gentechnikgesetz geltenden Haftungsgrundsätze sollten beibehalten werden. Sie bieten aber allein keine hinreichende Absicherung der verschiedenen Beteiligten, da weise ich auf die Einrichtung eines Ausgleichsfonds hin.
Mit freundlichem Gruß
Norbert Baunach