Können Sie begründen, wie eine Impfpflicht mit einem Impfstoff, der keine sterile Immunität bietet, Menschen aus Risikogruppen die Freiheit zurückgibt, sich risikolos in der Öffentlichkeit zu bewegen?
Sehr geehrte Frau Stahr,
in Ihrer Bundestagsrede vom 7.4. 2022 plädierten Sie für eine Impfpflicht gegen SARS-CoV-2, um Familien mit Menschen aus Risikogruppen, die seit 2 Jahren isoliert leben "endlich ihre Freiheit zurückzugeben". Ich schätze Ihr Engagement für Benachteiligte, aber können Sie sachlich begründen, wie eine allgemeine Impfpflicht mit einem Impfstoff, der keine sterile Immunität und damit keinen Fremdschutz bietet, diesen Personen in ihrem Dilemma, am öffentlichen Leben teilzunehmen, helfen soll? Mit den derzeitigen Impfstoffen wird das Virus bekanntlich auch von Geimpften übertragen, selbst in einer zu 100% durchgeimpften Bevölkerung würde das Virus weiterzirkulieren.
Sehr geehrte Frau F.,
ich stimme Ihnen vollkommen zu: einen 100%igen Impfschutz gibt es nicht und das macht die Situation für Menschen mit Vorerkrankungen und für Schattenfamilien wirklich sehr schwer.
Derzeit kann noch nicht belegt werden, inwiefern die Corona-Schutzimpfung die Möglichkeit einer Übertragung des Virus weiter reduziert. Aber man kann davon ausgehen, dass die Viruslast bei Menschen, die trotz Impfung mit SARS-CoV-2 infiziert werden, stark reduziert und die Ausscheidung des Virus verkürzt ist. Dadurch ist das Risiko einer Virusübertragung stark vermindert und der Fremdschutz von geimpften Personen im Vergleich zu ungeimpften Menschen durchaus gegeben. Zusätzlich muss das Risiko, das Virus möglicherweise auch unbemerkt an andere Menschen zu übertragen, durch das Einhalten der Infektionsschutzmaßnahmen weiter reduziert werden. Daher appelliere ich an die Menschen, ihre Masken weiterhin freiwillig im ÖPNV, in Geschäften, in der Öffentlichkeit zu tragen und die bekannten Hygienemaßnahmen einzuhalten.
Grundsätzlich bleibe ich dabei: mit Blick auf den nächsten Herbst darf sich die Situation des letzten Winters nicht wiederholen. Das können wir nur ändern, wenn wir die Inzidenzen und die Zahl der Erkrankungen senken, was uns wiederum nur durch höhere Impfquoten gelingen kann.
Herzliche Grüße
Nina Stahr