Frage an Nina Stahr von Andrea T. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrte Frau Stahr, was sind Ihre Konzepte gegen die katastrophalen Zustände in der Massentierhaltung? Wie wollen Sie die Lebensbedingungen für die Tiere verbessern und ausschließen, dass durch die Öffnung der Märkte unsere Kontrollmechanismen nicht dadurch ausgehebelt werden, dass auf Tierimporte aus den osteuropäischen Ländern ausgewichen wird?
Sehr geehrte Frau Tripmacker,
ich bedanke mich für Ihre Frage!
Wie Sie sicher wissen, wollen wir Grüne die Massentierhaltung beenden. Ich bin froh, dass dies auch eines unserer Schlüsselprojekte für die erste Zeit einer Regierungsbeteiligung ist. Unsere Parteibasis hat in einem Mitgliederentscheid neun Projekte ausgewählt, die wir nach einer Regierungsübernahme vorrangig umsetzen wollen. Eines davon ist eben die Abschaffung der Massentierhaltung - das Thema hat also eine hohe Priorität für uns.
Genau wie meine Partei setze ich mich für einen Systemwechsel in der Tierhaltung ein. Tiere müssen auch um ihrer selbst Willen geschützt werden, und das ist mit Massentierhaltung nicht möglich. Hinzu kommen die weltweiten Auswirkungen, die das Klima, die biologische Vielfalt und die Welternährung belasten.
Mit mehreren Vorhaben werden meine Partei und ich dafür sorgen, dass sich bei der Haltung von Tieren und der Erzeugung von tierischen Produkten vieles grundlegend ändert. Ein geändertes Tierschutzgesetz wird eine artgerechte Tierhaltung festschreiben, tierquälerische Vorgänge wie das Kupieren oder der Schenkelbrand bei Pferden verbieten und regeln, dass die Schlachtung von Tieren nicht mehr in Akkordarbeit geschehen darf. Die Subventionierung der Massentierhaltung werden wir beenden und Privilegien für Massentierhaltung im Baurecht beseitigen. Zudem wollen und werden wir den Antibiotikaeinsatz in der Landwirtschaft weiterhin reduzieren, beispielsweise durch eine gesetzliche Regelung von tierärztlichen Leitlinien und die Einrichtung von Krankenställen. Tierschutzverbänden werden wir ein Klagerecht geben, damit diese besser für die Rechte von Tieren kämpfen können. Und wir werden in den nächsten Jahren Tierversuche verbieten und dafür Sorge tragen, dass Alternativmethoden erforscht, weiterentwickelt und verbindlich festgeschrieben werden.
Wir Grüne denken auch an die Verbraucherinnen und Verbraucher. Diese sind schon mehrheitlich bereit, für artgerechte Produkte mehr Geld zu bezahlen, und diesen Bewusstseinswandel möchten wir unterstützen. Mit einer umfassenden und verbindlichen Tierhaltungskennzeichnung auf allen Produkten möchten wir den Verbraucherinnen und Verbrauchern die Möglichkeit geben, schnell und sicher zu sehen, wie artgerecht ihre Lebensmittel produziert wurden. So erfährt jeder auch, ob das Fleisch in anderen Ländern hergestellt wurde und wenn ja unter welchen Bedingungen.
Um die Situation der Tiere in anderen Ländern Europas zu verbessern werden wir Grüne uns auch auf europäischer Ebene für bessere Tierschutzregeln einsetzen.
Wenn Sie die grünen Positionen mit denen der anderen Parteien vergleichen wollen, dann empfehle ich Ihnen einen Blick auf die Seite des Tierschutzbundes: http://www.tierschutzbund.de/bundestagswahl
Außerdem noch der (kurzfristige) Hinweis auf eine Veranstaltung, die wir zu diesem Thema machen: "Klasse statt Masse - Was wollen wir essen?" Filmvorführung mit anschließender Diskussion mit Renate Künast, ab 19h im Cineplex Titania (Walter-Schreiber-Platz). Mehr Infos hier: http://gruene-suedwest.de/termine/?tx_cal_controller%5Bview%5D=event&tx_cal_controller%5Btype%5D=tx_cal_phpicalendar&tx_cal_controller%5Buid%5D=57788&tx_cal_controller%5Byear%5D=2013&tx_cal_controller%5Bmonth%5D=09&tx_cal_controller%5Bday%5D=10&cHash=7f741418f38bb05fc302701ad3cffb79
Ich hoffe, dass Ihnen dies weiterhilft, und stehe gerne für weitere Fragen zu Verfügung.
Herzliche Grüße,
Nina Stahr