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Nina Scheer
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Frage von Andy G. •

Frage an Nina Scheer von Andy G. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Scheer,

die Bundesregierung hat - mit Ihrer Unterstützung - in der letzten Legislaturperiode Schiefergas-Fracking verboten.

Kanzlerin Merkel hat nun aber auf Grund des Drucks der Trump-Regierung angekündigt, Fördermittel für den Bau eines von Flüssiggas-Terminals in Norddeutschland bereitstellen zu wollen (https://www.wsj.com/articles/in-win-for-trump-merkel-changes-course-on-u-s-gas-imports-1540209647)

Mit den Terminals soll vor allem LNG aus den USA importiert werden, das dort durch das besonders klimafeindliche und umweltschädliche Fracking- gewonnen wird.

Selbst wirtschaftlich machen die LNG-Terminals keinen Sinn. Millionen deutsche Fördermittel sollen in LNG-Großprojekte fließen, für das es kaum Bedarf gibt (https://www.businessinsider.de/deutschland-droht-neue-investitionsruine-ein-grossprojekt-fuer-das-es-kaum-bedarf-gibt-soll-mit-millionen-gefoerdert-werden-2018-8). Das Handelsblatt Global hebt hervor, dass Deutschland bis 2050 vollständig dekarbonisiert werden muss und die ganze LNG-Debatte nicht vom eigentlichen Bedarf, sondern von den geopolitischen Interessen der USA und Russlands bestimmt wird (https://global.handelsblatt.com/opinion/germany-lng-us-natural-gas-trump-pipelines-963019).

Bundeswirtschaftsminister Altmaier hat offiziell bestätigt, dass die Entscheidung für ein LNG-Terminal in Deutschland vor allem als Geste gegenüber der US-Administration zu verstehen sei (https://www.energate-messenger.de/news/186198/entscheidung-ueber-deutsches-lng-terminal-soll-dieses-jahr-fallen).

Ich frage Sie nun, ob a) die SPD sehenden Auges gewillt ist, die Klimaschutzverpflichtungen mit dem Import von gefracktem Gas zu torpedieren und „Investitionsruinen“ mit öffentlichen Mitteln zu produzieren oder ob b) die SPD sich gegen die beabsichtigte Förderung der LNG-Terminals positionieren wird.

MfG -A. G. (https://sh.2017.bund-cms.de/meldungen/detail/news/widerstand-gegen-lng-terminal-in-brunsbuettel/

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Gheorghiu,

vielen Dank für Ihre Zuschrift und bitte entschuldigen Sie meine späte Antwort.

Ich teile die von Ihnen vorgetragenen Bedenken gegenüber den negativen Umweltauswirkungen von Fracking; eben aus diesem Grund muss der Einsatz dieser Technologie gesetzlich ausgeschlossen werden. Auch wenn die Verbrennung von Erdgas in Form von LNG Motoren in der Regel weniger Schadstoffe freisetzt als derzeitige konventionelle Alternativen (Schweröl, (Schiffs-)Diesel), müssen auch die Umweltaus- und Folgewirkungen bei der Ressourcenförderung und im Übrigen auch die vorgelagerten Emissionen bei der Förderung von Erdgas berücksichtigt werden. Der beim Fracking auftretende Methanschlupf macht die bei der Verbrennung im Fahrzeug eingesparten Emissionen mehr als wett. Dies gilt insbesondere, weil Methan eine vielfach höhere Klimawirksamkeit als CO2 aufweist. Dies spricht gegen den Einsatz von LNG, zumal wenn es aus Fracking stammt.

Um die Mobilitätswende erfolgreich umzusetzen, muss der Umstieg auf Erneuerbare Energieträger auch bei den Antriebstechnologien schnell vorangebracht werden. Regenerativ erzeugter Wasserstoff kann diese Funktion – vor allem im Schiffs-, Flug- und Schwerlastverkehr, wo batterieelektrische Antriebe ungeeignet sind – übernehmen. Daher ist der Aufbau einer auf Wasserstoff ausgerichteten Infrastruktur gegenüber dem Ausbau von LNG-Terminals aus meiner Sicht eindeutig zu bevorzugen.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre
Dr. Nina Scheer

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