Frage an Nina Scheer von Klaus R. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Guten Tag Frau Scheer,
Die Integrationsbeauftragte Aydan Özoguz, Vorstandsmitlied der SPD, hat festgestellt, dass es keine deutsche Kultur gibt!
Ist das ebenfalls Fakt für die SPD, Meinung der SPD? Und, wenn nein, wie geht die SPD dann mit Frau Özoguz um? Ist jemand, der so etwas verkündet, als Integrationsbeauftragte überhaupt tragbar? Ist das Integration, wenn die Integrationsbeauftragte der Meinung ist, es gäbe keine deutsche Kultur?
Ist die SPD der Meinung, dass es keine deutsche Kultur gibt?
mit besten Grüßen
K. R.
Sehr geehrter Herr R.,
im Nachgang zu unserem Austausch am Infostand übermittle ich Ihnen nun doch auch noch auf diesem Weg meine Antwort auf Ihre Zuschrift.Sie nahmen Bezug auf eine von Aydan Özoguz im Mai 2017 getätigte Textpassage ihres Beitrages beim Debattenportal Causa des Tagesspiegels zur Leitkultur-Debatte:
„Sobald diese Leitkultur aber inhaltlich gefüllt wird, gleitet die Debatte ins Lächerliche und Absurde, die Vorschläge verkommen zum Klischee des Deutschsein. Kein Wunder, denn eine spezifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifizierbar.“ (Vollständiger Text zu finden unter: https://causa.tagesspiegel.de/gesellschaft/wie-nuetzlich-ist-eine-leitkultur-debatte/leitkultur-verkommt-zum-klischee-des-deutschseins.html )
Dieser letzte Satz wurde und wird offenbar immer noch in der Öffentlichkeit falsch, da verkürzt verbreitet und offenbar teilweise bewusst falsch interpretiert. Dabei hatte meine Parteikollegin Frau Özoguz selbst bereits im Mai 2017 ausführlich Stellung dazu bezogen (zuletzt erneut am 07.09.2017 auf Spiegel Online: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/in-anatolien-entsorgen-aydan-oezoguz-reagiert-auf-alexander-gauland-a-1166487.html ) und der Aussage widersprochen, dass es keine Kultur in Deutschland gebe. „Ich hätte an dieser Stelle noch mal sagen müssen: Was soll eigentlich die spezifisch deutsche 'Leitkultur', nicht nur deutsche 'Kultur' an sich sein.“ Es wäre „völlig absurd zu sagen, es gäbe keine deutsche Kultur“, so Özoguz.
Damit hat Frau Özoguz klargestellt, dass sie deutsche Kultur nicht in Frage stellt und sich von einer dahingehenden, ihr unterstellten Annahme klar distanziert.
Die Diskussion um deutsche Leitkultur sehe ich im Übrigen sehr kritisch:
Wer unsere Kultur wahrhaftig wertschätzt und hierzu zähle ich mich, sollte sie nicht gegen die wohl größte kulturelle Errungenschaft, unser verfassungsgestütztes Wertesystem, instrumentalisieren. Ich empfinde es als unserer Kultur der garantierten Menschenwürde zuwider, wenn deutsche Kultur als Werkzeug missbraucht wird, um Abgrenzungen zwischen Völkern und in Orientierung an ethnischen Herkünften zu schaffen. Eben dies ist für mich Ausdruck von Kulturlosigkeit, da es im Kern dumpfe, rassenideologische Motive offenbart.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Nina Scheer