Frage an Nina Hauer von Dr. Andreas van A. bezüglich Verteidigung
Sehr geehrter Frau Hauer,
Ihre Partei stellt sowohl die soziale Gerechtigkeit als auch das Thema Arbeit in den Vordergrund und möchte alles vermeiden, was Arbeitsplätze kostet. Nun ist die Wehrpflicht aber dafür verantwortlich, dass der Anteil junger männlicher Arbeitslose deutlich höher ist, als der von Frauen. Im Sozialbereich verhindern zudem die Zivis die Entstehung von zahlreichen dringend benötigten Jobs. Die Gesamtlebensarbeitszeit wird durch die Wehrpflicht um mindestens ein Jahr (in der Praxis aber oft deutlich mehr) vermindert. Dadurch entstehen hohe Ausfälle an Kaufkraft, Steuen und Sozialangaben. Maßnahmen wie Abi nach 12 Jahren und verkürzte Studienzeiten werden durch die Wehrpflicht konterkariert. Gesamtgesellschaftlicht kostet die Wehrpflicht daher Milliarden.
Hinsichtlich der Gerechtigkeit gibt es zur Zeit kaum etwas so ungerechtes wie die allgemeine Wehrpflicht, die gerade heutzutage weder dem Gedanken der Gleichberechtigung, noch der Gleichbehandlung genügt.
Ich möchte daher gerne von Ihnen wissen, wie Sie persönlich zum Thema Wehrpflicht stehen.
Mit freundlichen Grüßen
A. van Almsick
Sehr geehrter Herr Dr. van Almsick,
vielen Dank für Ihre Frage vom 16. August 2005 zum Thema "Wehrpflicht".
Die Diskussion um die Abschaffung der Wehrpflicht ist bereits seit einiger Zeit in der Öffentlichkeit gegenwärtig und die Meinungen darüber gehen auch innerhalb der Parteien auseinander. Ich kann Ihre Ansichten zu diesem Thema gut nachvollziehen. Auch ich bin der Auffassung, dass die Wehrpflicht die Inpflichtgenommen stärker benachteiligt als diejenigen, die von der Wehrpflicht befreit sind.
Überdies gibt es keine faktische Wehrgerechtigkeit, wenn tatsächlich nur etwa 25% der Wehrpflichtigen einberufen werden. Auch ein internationaler Vergleich zeigt, dass die Wehrpflicht nicht notwendigerweise das Instrument zur Aufrechterhaltung einer erfolgreichen Bundeswehr sein muss. Viele europäische Nachbarländer haben sich gerade in den letzten Jahren bewusst von der Wehrpflicht getrennt.
Ich selbst bin gegen die Fortführung der Wehrpflicht. Allerdings sehe ich auch die guten Argumente der anderen Seite. Nicht notwendigerweise würde eine Abschaffung der Wehrpflicht zu der erhofften Belebung des Arbeitsmarktes im Pflegesektor führen. Dass eine Abschaffung auch dann zu einer Stärkung der Kaufkraft führen würde, ist ebensowenig eine gesicherte Erkenntnis.
Dennoch überwiegen für mich persönlich die Argumente gegen die
Beibehaltung der Wehrpflicht.
Mit freundlichen Grüßen
Nina Hauer, MdB