Nina Brandt
MLPD
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Frage von Jürgen S. •

Frage an Nina Brandt von Jürgen S. bezüglich Recht

Sehr geehrte Frau Brandt,

mit großem Interesse habe ich ihre Ausführungen zum Kommunismus gelesen und dazu eine Nachfrage:
Wenn Sozialismus aus dem "vielfältigen Leben und Kampf der Massen" erwächst, und wenn in der Sowjetunion und der DDR der Sozialismus bis "in die 50er Jahre" erfolgreich aufgebaut wurde - wieso hat man diejenigen Massen, die sich kritisch äußerten, eingesperrt oder gleich erschossen?
Und könnten Sie die ungeheuren Erfolge des Kommunismus in China in den 1960er Jahren noch einmal etwas detaillierter schildern - damit ihre Wähler/innen wissen, welche Vision ihnen da blüht?

Antwort von
MLPD

Sehr geehrter Herr Schraten!

Höre ich aus Ihrer Frage den Hauch oder sogar offenen Antikommunismus heraus? Vielleicht kann meine Antwort etwas helfen, ihre Meinung zu ändern. Wie ich bereits ausführte, hat die MLPD sich gegründet 1982 aus der Kritik an der Restauration des Kapitalismus in allen ehemals sozialistischen Ländern. Wir stehen deswegen aber nicht für eine Kritik am Sozialismus, die alles, was es an Errungenschaften gab in den Dreck zieht. Das ist z.B. die sprunghafte Wirtschaftsentwicklung während in der ganzen Welt die erste Weltwirtschaftkrise alle Ländern in ihren Sog zog. Da ist die Einführung z.B. des 6 Stunden-Arbeitstages in einzelnen Industriebereichen in der Sowjetunion. Da ist als ein Mittel der direkten Demokratie, die eine Errungenschaft im Verhältnis zur bürgerlichen Demokratie zu sehen ist, das Räte oder Sowjetsystem. All das ist sicher nicht einfach zu kopieren, aber von großer Bedeutung in der Entwicklung der Menschheit, sich eine neue Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung aufzubauen. Ich verweise hier auf verschiedene Bücher der MLPD, die sowohl den Aufbau des Sozialismus, als auch die „Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion“, oder das Buch „Sozialismus am Ende?“ (alle von Willi Dickhut, Verlag Neuer Weg, erhältlich auch über www.people-to-people.de) untersuchen. Die MLPD schreibt im Parteiprogramm im Kapitel E „Die Lehren aus der Restauration des Kapitalismus in den ehemals sozialistischen Ländern“ unter Abschnitt 7:

„Die MLPD erkennt die großen Leistungen des sozialistischen Aufbaus in der Sowjetunion und in der DDR an. Die Verdienste des Sowjetvolks bei der Zerschlagung des Hitlerfaschismus sind unvergänglich. Gegen den erbitterten Widerstand der inneren und äußeren Feinde hat Stalin nach dem frühen Tod Lenins die Sowjetunion entschlossen auf dem sozialistischen Weg weitergeführt.
Dabei wurde jedoch der notwendige ideologische Kampf gegen die kleinbürgerliche Denkweise vernachlässigt und auf die Mobilisierung der Massen gegen die kleinbürgerlich entarteten Vertreter der Bürokratie verzichtet. Das waren die beiden Hauptfehler Stalins. Zur Gewährleistung einer unbeschwerten Kontrolle, in erster Linie gegenüber dem Zentralkomitee der Partei, wurde 1923 unter Führung Lenins eine unabhängige Zentrale Kontrollkommission eingeführt. Es war Ausdruck der Unterschätzung der Gefahr der Restauration des Kapitalismus, als unter Stalin 1933 die Zentrale Kontrollkommission ihren unabhängigen Charakter verlor.
Stattdessen wurde der Kampf gegen bürokratische Misswirtschaft und Sabotage mit einem selbst bürokratisierten Geheimdienst und einseitig mit administrativen Methoden geführt. Die bürokratisch-zentralistischen Führungsmethoden in der Partei-, Wirtschafts- und Staatsführung wurden nicht angetastet.. Aufgrund falscher Anschuldigungen wurden auch unschuldige Menschen hingerichtet oder zu Freiheitsstrafen verurteilt.“
Zu China, wir im Abschnitt 10. des Selben Kapitels E. ausgeführt:
„Die KP Chinas unter der Führung Mao Tsetungs stellte sich nach 1956 an die Spitze des Kampfs gegen die Machtergreifung der modernen Revisionisten. Mao Tsetung entwickelte 1966 die Idee der Großen Proletarischen Kulturrevolution als der höchsten Form des Klassenkampfs im Sozialismus. In der ideologisch-politischen Mobilisierung der Millionenmassen der Arbeiter, Bauern, der revolutionären Intellektuellen und der Jugend erkannte er den entscheidenden Damm zur Verhinderung der Restauration des Kapitalismus. Die Große Proletarische Kulturrevolution stellt die entscheidende Methode des Kampfs gegen die Gefahr einer revisionistischen Machtergreifung dar durch eine sprunghafte Entwicklung des sozialistischen Bewusstseins der Massen und die Festigung der Diktatur des Proletariats.
Die revisionistische Machtergreifung unter Führung Deng Xiaopings in der Volksrepublik China nach dem Tod Mao Tsetungs 1976 revidierte die Ergebnisse der Großen Proletarischen Kulturrevolution. Das leitete auch dort die Restauration des Kapitalismus ein und führte zur Herausbildung des chinesischen Sozialimperialismus.“
Was sagen sie zu dieser Analyse und den Schlussfolgerungen. Mir ist in Deutschland zumindest keine Partei bekannt, die solch eine fundierte und prinzipielle Kritik an den Fehlern geführt hat. Und wie sie wissen, haben wir auch praktische Schlussfolgerungen daraus gezogen, wie z.B. unsere Wählerinitiativen und ihre Grundsätze. All das wird heute unter dem Begriff „Stalinismus“ oder „Maoismus“ diffamiert, vornehmlich vom deutschen Geheimdienst, genannt Verfassungsschutz. Warum? Um sich ja nicht die Schlussfolgerungen zu eigen zu machen die wir brauchen, um alle Fesseln abzulegen, die uns noch daran hindern, uns von aller Ausbeutung und Unterdrückung zu befreien.
Herzliche Grüße
Nina Brandt