Nikolai Zinke
dieBasis
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Frage von Michael T. •

Mir ist das grüne Plakat "HANDWERK SCHÜTZEN KOMPETENZ STATT INSOLVENZ" aufgefallen. Wie wollen Sie das tun?

Mir fällt als Handwerker hier in den Stadtbezirken schon seit einigen Jahren auf, dass die Mieter und Eigentümer ewig auf einen Termin zur Reparatur von Wasser, Heizung oder Elektroleitungen warten müssen. Es gibt einfach zu wenig Bürger die diese Berufe ausüben. Ich selbst sehe und höre dies von Kollegen, wenn man denn mal die Zeit und Ruhe findet überhaupt mal darüber zu reden, denn der Alltag ist stress pur. Auch das ist ein großes Problem. Es werden dadurch viele Krank und fallen zusätzlich aus. Das wiederum wirkt sich auf den Zustand der Wohnqualität aus, denn eine nasse Decke die durch eine tropfende Rohrverbindung irgendwann anfängt zu schimmeln, ist für den Nutzer der Wohnung gesundheitlich gefährlich und auch für die Bausubstanz.

Antwort von
dieBasis

Ich teile Ihren Eindruck auch – insbesondere, da ich dies aus Erzählungen in ähnlicher Form in meinem Bekannten- und Freundeskreis ebenfalls kenne. Viele in Handwerksberufen Tätige sind körperlich und/oder psychisch ausgebrannt – das muss sich ändern, zumal der Bedarf an guter Handwerksarbeit größer denn je ist!

Grundsätzlich muss mehr Wertschätzung und Respekt gegenüber handwerklichen und praktischen Berufen entgegengebracht werden – wir sehen ja, dass Automatisierung und Digitalisierung den Menschen nicht ersetzen kann, gerade nicht bei vielen anspruchsvollen Tätigkeiten, die man mit den Händen ausführt und eine gute Ausbildung braucht!

Bereits in der Schule sollte hier ein besseres Augenmerk gelegt werden und handwerklich-praktische Fächer und Übungen mehr Einzug in den Schulalltag finden. Auch Praktika in handwerklichen Betrieben sollten aktiv gefördert werden, um junge Menschen für diese Berufe zu begeistern. Dies sollte dann auch dazu führen, dass mehr Menschen eine handwerkliche Ausbildung machen – es muss und sollte nicht jeder junge Mensch studieren “müssen”, nur in der Hoffnung, eine fair bezahlte Arbeit zu finden. Dieser Druck zur Akademisierung sollte aufhören!

Stattdessen muss sich die Arbeits- und Lohnsituation in Handwerksberufen insgesamt verbessern und Handwerksbetriebe von unnötiger Bürokratie befreit werden. Diese lässt sich nicht oder nicht allein durch qualifizierte Zuwanderung lösen, sondern vor allem durch höhere Löhne und attraktivere Arbeitsbedingungen sowie ggf. Steuervorteile. Hier sind die genauen Bedürfnisse auszuarbeiten.

Während Bürojobs heute Arbeiten von Zuhause (home-office) anbieten, müssten Arbeitsmodelle für praktische und soziale Berufe, die dies nicht ermöglichen, dafür andere Vorteile haben. Ähnliche Überlegungen gelten auch für die Pflegeberufe. Wir dürfen diese Berufssparten nicht gegeneinander ausspielen. Wir brauchen am Gesamtwohl und den hiesigen Verhältnissen angepasste Lösungen.