Frage an Niema Movassat von Petra H. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Es ärgert mich, dass viele Geflüchtete die Prüfungen (B1) nicht schaffen, weil in den Konzepten der Kurse und deren Durchführung einige Dinge schief laufen, entgegen jeglicher didaktischer und methodischer Konzeptionen.
Hier wird viel Geld in den Sand gesetzt, die Geflüchteten sind frustriert und letztendlich immer die Schuldigen.
Meine Fragen:
Wie möchten Sie eine Qualitätskontrolle dieser Kurse/Integrationsmaßnahmen sicherstellen?
Sollte man nicht auch über Nachbesserungsangebote für die Betroffenen nachdenken?
Sehr geehrte Frau H.,
haben Sie Dank für Ihre Frage zu Problemen bei Integrationskursen.
Ich stimme mit Ihnen überein, dass die Gründe dafür, dass viele Migrant/innen und Geflüchtete, die die Kurse oft sogar nicht mal bis zum A6-Niveau erreichen, vielfältiger Natur sind und keinesfalls nur die Kursabbrecher/innen Schuld an den Misserfolgen sind.
Laut einer Untersuchung der Integrationskurse (Ausschussdrucksache 18(4)747) können die Gründe für einen Abbruch die folgenden sein: ein Umzug innerhalb Deutschlands oder der EU und die Aufnahme einer Beschäftigung, dann Mutterschutz/Elternzeit und psychische oder gesundheitliche Probleme und erst dann häufige Fehlzeiten. Manchmal lagen auch Kursträgerwechsel, Überforderung, fehlende Kinderbetreuung vor.
Ein anderes Problem ist aber durchaus - da haben Sie Recht -, dass die Gründe in der Struktur und Organisation der Integrationskurse begründet liegen. Es fehlen Lehrkräfte. 2016 mussten z.B. viele Geflüchtete, obwohl Sie eine Berechtigung für den Besuch eines Kurses hatten, 82 Tage warten, bis sie einen Platz bekamen. Zudem ist die Bezahlung der Kursleitenden oft schlecht und die Ausbildungen für die Zusatzqualifizierung DAZ häufig sehr schnell und nicht immer auf didaktisch höchstem Niveau.
Notwendig ist ein grundlegend anders gestaltetes Integrationskurssystem, das ohne Zwangsmaßnahmen und Drohungen auskommt, mit sicheren, anständig bezahlten und sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen für die Lehrkräfte. DIE LINKE fordert seit langem im Einklang mit den Lehrkräften und der GEW als Sofortmaßnahme die Anhebung der Stundensätze auf mindestens 30 Euro, so dass die Betroffenen zumindest eine vergleichbare Entlohnung erhalten wie angehende Lehrkräfte im Schuldienst.
Mit freundlichen Grüßen
Niema Movassat