Frage an Niema Movassat von Gerhard R. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Movassat,
Soldat: “Keine Prothese kann mein Bein ersetzen”.
Nachfrage zu:
http://www.abgeordnetenwatch.de/niema_movassat-575-37823--f368258.html#q368258
In Ihrer Antwort reagierten Sie darauf, daß im Empfinden eines schwerstbehinderten Soldaten sein Schicksal vom Ergebnis der Kriegspropaganda überlagert wird und fügten hinzu, daß dies nicht zu einer Glorifizierung und Heroisierung führen darf.
Dazu:
US-Militärkrankenhaus Landstuhl: "Keine Prothese kann mein Bein ... mobil.stern.de/.../us-militaerkrankenhaus-landstuhl-keine-prothese-ka... Ihre Haut ist verbrannt, sie haben Beine und Arme verloren, Granatsplitter stecken in ihren Körpern. Täglich werden schwer verletzte US-Soldaten aus dem Irak ...
Auszug aus stern.de vom 23.10.09
Für Corporal Parker geht es bald nach Hause. Wie die meisten Patienten bleibt er nur wenige Tage in Landstuhl. Nun wartet monatelange Reha auf ihn. Der Soldat spricht sich selbst Mut zu. Sein bester Freund sei Physiotherapeut, der werde ihm schon helfen. Zudem gebe es im Walter-Reed-Krankenhaus bei Washington ein sehr gutes Amputationsprogramm. Angst vor den angeblich so katastrophalen sanitären Verhältnissen dort hat er nicht. Wie sollte er auch, schließlich ist er gerade der Hölle Irak entkommen. Doch langsam scheint auch dem mutigen Soldaten zu dämmern, dass der Einsatz in Tikrit sein Leben verändern wird. "Dass mein Bein amputiert wurde, verwirrt mich sehr. Keine Prothese kann es je ersetzen." Wie um den Makel zu verdecken, legt er eine überdimensionale, von seinen Kameraden unterschriebene Flagge seiner Einheit über die schneeweiße Krankenhausdecke.
Ist im Gegensatz zu dem Beispiel in Ihrer Antwort davon auszugehen, daß hier bald das Ergebnis der Kriegspropaganda vom eigenen Schicksal überlagert wird? Kann der Stern-Artikel auch ohne Gesprächsbegeitung unter Jugendlichen diskutiert werden?
Falls ja: Werden Sie in Ihrem Wahlkreis auch Kopien an Jugendliche verteilen?
Freundliche Grüße
G. Reth
Lieber Herr Reth,
vielen Dank für Ihre Frage und den zugesendeten Artikel. Wie ich Ihnen allerdings bereits bei Abgeordnetenwatch schrieb ( http://www.abgeordnetenwatch.de/niema_movassat-575-37823.html ), bin ich der Überzeugung, dass eine Entscheidung darüber, welche Texte für eine Friedenserziehung geeignet sind und welche nicht, am besten von erfahrenen PädagogInnen gefällt werden sollte. Dies gilt insbesondere für Texte, die nicht nur eine informative sondern auch abschreckende Wirkung erzielen sollen.
Konkret zur dem Artikel kann ich folgendes sagen: Aus meiner persönlichen Sicht kommt die Entlarvung des sogenannten "Chorgeistes" als Mittel der Rekrutierung und der Heroisierung von Krieg auch in dem von Ihnen genanntem Text zu kurz. Auch dort sind teils unkommentiert Sätze zu lesen wie "Ich habe das Gefühl, dass ich meinen Job nicht zu Ende gebracht habe und nun meine Jungs zurücklasse." Der Bericht eines - wie es im Artikel heißt - "schlachtfelderprobten Psychiaters", wird ebenfalls nur in einem kleinen Absatz abgehandelt. Aus meiner Sicht eignet sich der Artikel daher leider ebenfalls nur wenig. In jedem Fall müsste - egal wie gut ein Artikel auch sein mag - eine begleitende Aufarbeitung stattfinden.
Meine MitarbeiterInnen und ich verteilen und besprechen bei Besuchen von Schulklassen in meinem Wahlkreisbüro eher Informationsblätter wie das der Informationsstelle für Militarisierung:
http://imi-online.de/download/factSheetSchuleBW2011_web.pdf
Herzliche Grüße
Niema Movassat