Frage an Nicole Bracht-Bendt von Ernst J. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Bracht-Bendt,
Sie werden sich eines Mehrheitsbeschlusses der CDU auf ihrem Parteitag im vergangenen Jahr erinnern zum Thema "Deutsche Sprache". Da es - wie ich glaube - recht wahrscheinlich ist, dass Sie im kommenden Bundestag mit dieser Frage konfrontiert werden, möchte ich gern Ihre Meinung und Ihre Haltung zu diesem Thema kennen lernen. Dazu meine Fragen:
1. Welche Bedeutung hat für Sie die Pflege und Förderung der deutschen Sprache?
2. Sehen Sie auch die Notwendigkeit, dass Gesetze, Verordnungen, öffentliche Verlautbarungen und Benennungen (etwa von Straßen und Plätzen) in klarem, bürgernahem und allgemeinverständlichem Deutsch abgefasst bzw. veröffentlicht werden?
3. Wie stehen Sie zur Einrichtung des sogenannten "Immersions-
Unterrichts" an staatlichen Grundschulen, bei dem die Kinder von der 1. Klasse an in allen Fächern (bei einer Stunde Deutsch pro Tag) nur noch auf Englisch unterrichtet werden, ihnen die Welt des Wissens und des Handelns in der Schule praktisch nur noch in der Fremdsprache vermittelt wird?
4. Welche Bedeutung hat für Sie die Vermittlung und der Erwwerb solider Deutschkenntnisse für die Integration von Zuwanderern und welche politischen Folgerungen ziehen Sie aus Ihrer Bewertung?
5. Sehen Sie die Notwendigkeit einer Gegenwirkung gegen die zunehmende Reduzierung der deutschen Sprache im Bereich der Hochschulen und Universitäten?
6.Wie können Sie dafür sorgen, dass Deutsch im Rahmen der EU seiner Bedeutung gemäß (für die größte Sprachgemeinschaft in der EU ist Deutsch die Muttersprache) wenigstens gleichberechtigt neben Englisch und Französisch behandelt wird?
7. Wie stehen Sie zu der Forderung, Deutsch als Landessprache im Grundgesetz zu verankern?
Ich grüße Sie freundlich
Ernst Jordan, Handeloh-Wörme
Sehr geehrter Herr Jordan,
vielen Dank für Ihre Frage und verzeihen Sie, dass es aufgrund der Vielzahl von Anfragen, die derzeit über alle denkbaren Kanäle auf mich einprasseln, leider etwas länger gedauert hat.
Zu 1.)
Unsere Sprache ist wesentlicher Bestandteil unserer Kultur und unseres Alltags. Als solcher ist mir ihre Pflege selbstverständlich wichtig. Sprachförderung zum Beispiel bei Migranten ist mir überdies schon deswegen wichtig, weil ohne brauchbare Sprachkenntnisse die Chancen auf eine ordentliche Ausbildung und einen gut bezahlten Job dahinschwinden, woran niemandem gelegen sein kann.
Zu 2.)
Ja, diese Notwendigkeit sehe ich. Gesetze und Verordnungen, die niemand versteht, sind nicht fair. Wo immer möglich, muss darum von Seiten von Politik oder Behörden eine möglichst verständliche Sprache angewandt werden.
Zu 3.)
Als Angebot finde ich so etwas in Ordnung. Die englische Sprache als Weltsprache ist meiner Meinung nach äußerst wichtig. Sie sicher zu beherrschen ist ein unschätzbarer Vorteil. Allerdings bin ich dafür, dass solche Angebote wirklich nur Angebote und keine alternativlose Unterrichtsform sein sollten, da unter Umständen nicht jedes Kind mit dem meines Erachtens größeren Lernaufwand zurecht kommt und nicht alle Eltern hinreichend Englisch können, um bei Hausaufgaben, wenn nötig, angemessen unterstützten zu können.
Zu 4.)
Wie zu 2. bereits angemerkt sind solide Deutschkenntnisse für Zuwanderer meiner Meinung nach essenziell. Konkrete politische Folgerungen in Bezug auf meine Bundestagskandidatur ziehe ich nicht, da Bildung und auch Integration in erster Linie Sache der Länder und Kommunen sind und dass meines Erachtens auch so bleiben sollte. Was ich als Bundestagsabgeordnete tun kann, um hier die richigen Weichen zu stellen, werde ich selbstverständlich trotzdem gerne tun. Da Bildungspolitik ohnehin ein für mich wichtiges Thema ist, werde ich auch in diesem Bereich meinen Beitrag leisten.
Zu 5.)
Nein. Wissen und die Wissensgeselschaft sind nunmal global und studierende deutsche Muttersprachler sind in der Regel der deutschen Sprache ohnehin mächtig.
Zu 6.)
Als Bundestagskandidatin kann ich da im Augenblick nur auf die Kolleginnen und Kollegen im Europäischen Parlament verweisen, in deren Aufgabenbereich diese Frage hauptsächlich fällt.
Zu 7.)
Ich halte von dieser Forderung nichts. Die Landessprache wird von den Bewohnern des Landes festgelegt und sollte nicht durch Gesetze verordnet werden. Ich sehe keinerlei Ich sehe nicht, welche Vorteile es hätte, eine Landessprache in unserer Verfassung festzulegen.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihre Nicole Bracht-Bendt