Frage an Nicolas Fink von Markus K. bezüglich Kultur
***Opernhaus***
Wie Sie wissen sind erhebliche Kosten für die Sanierung eingeplant. Wenn die geplanten Kosten so eintreten, dann reden wir von rund 1 Mrd Euro, die sich aus heutiger Sicht die Stadt Stuttgart und das Land (für das Sie als Landtagsabgeordneter verantwortlich zeichen) teilen.
Ich stelle nicht die Notwendigkeit einer Sanierung in Frage, und wenn es sowohl dem Personal (Arbeitsschutz) als auch der Kunst dienen soll, dann soll es so sein. Dann soll es auch die 1 Mrd Euro sein. Aber muss wirklich die öffentliche Hand ein Ding komplett finanzieren, dass eigentlich nur Eliten benutzen?
Was habe ich als Esslinger davon? Was hat meine Nichte im Oberschwäbischen davon? Was haben 9,5 Millionen Menschen (denn nur ca. 500tsd Besucher*innen) jährlich die das Opernhaus jährlich nicht benutzen von dem Einsatz dieser Steuergelder?
Auf dem Beteiligungsportal der LReg finden Sie alles, nur keine Aufstellung WER (z.B. soziale Schichtung) die Staatsoper besucht. Es wird nicht darauf eingegangen, dass es eine überwiegend große Zahl an Bürger*innen gibt, die am Besuch der Oper aus kulturellen (ausdrücklich nicht aus finanziellen) Gründen kein Interesse haben.
Als amtierender Abgeordneter haben Sie sicherlich Zugaang zu aktuellen Nutzerdaten, wer wie oft die Staatsoper benutzt (Geschlecht, Alter, Einkommen,...). Ich nehme wahr, dass viele eine solche Kulturform ablehnen und nicht besuchen. Trotzdem subventionieren wir Steuerzahlende schon heute jede einzelne der Eintrittskarten des Staatstheaters mit ca. 170 Euro. Durch die Sanierung würden die Subventionen der betroffenen Aufführungen nochmals um 90 Euro ansteigen (auf 40 Jahre gerechnet).
Hier muss eine andere Subventionspolitik und Finanzierung gefunden werden, die nicht Eliten ihr Hobby finanziert.
Hier wäre ÖPP doch mal ein lohnenswerter Ansatz. Wie sehen Sie das? Und wie werden Sie sich im kommenden Landtag dazu verhalten?
Und! Was habe ich als Esslinger davon?
Sehr geehrter Herr Kling,
danke für ihre Anfrage vom 5.2.2021 zum Thema Sanierung des Opernhauses des Staatstheaters Stuttgart, die ich Ihnen gerne beantworte.
Ihren Ausführungen entnehme ich, das Sie eher kein Opernfan sind. Ich kann Ihnen verraten: Ich bevorzuge auch eher andere Musikrichtungen.
Zunächst möchte erst einmal zur Bedeutung der Kultur für unsere Gesellschaft Stellung nehmen:
Wir erleben in der aktuellen Pandemie, dass vielen Menschen der Besuch von kulturellen Veranstaltungen enorm fehlt. Das bedeutet meiner Meinung nach, dass Kultur nicht „nice to have“ ist, sondern elementar wichtig für unsere Gesellschaft. Und: Kultur lebt auch von der Vielfalt, dies muss bei der Kulturförderung auch bedacht werden.
Die Staatsoper Stuttgart zählt zu den bedeutendsten europäischen Opernhäusern, sie ist deswegen auch ein Aushängeschild für die Stadt Stuttgart und das Land.
Die Nutzerdaten der Oper in Stuttgart würde ich nicht als Kriterium für eine Förderung durch die Stadt oder das Land nehmen. Die Auslastungsquote lag in der Saison 2018/19 bei knapp über 70 Prozent, dies kann man kritisieren. Meines Erachtens wäre es deswegen auf jeden Fall wichtig, dass sich zum einen mehr Menschen einen Opernbesuch leisten können und dass man zum anderen auch einem jüngeren Publikum die Oper näherbringt.
Meine Fraktion würde sich aber auch ein deutliches Engagement der Wirtschaft bei der Sanierung wünschen, da die Oper wie bereits geschildert auch ein Standortfaktor für die Stadt Stuttgart ist. Wenn ich wiedergewählt werde und die Entscheidung über die Sanierung des Stuttgarter Opernhauses im Landtag ansteht, werde ich aus den genannten Gründen voraussichtlich dafür stimmen.
Mit den besten Grüßen,
Nicolas Fink, MdL